Verschenkte Punkte gegen Berlin

Samstag, 12. Oktober 2013, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Normalerweise kann man sich in Augsburg freuen, wenn man gegen die Berliner Eisbären punktet, zu dominant waren die Hauptstädter die letzten Jahre. Doch nach der 3:4 Niederlage nach Penaltyschießen vor 5017 Zuschauern im gut gefüllten Curt-Frenzel-Stadion gegen eine mehr als biedere Berliner Mannschaft muss man tatsächlich von verschenkten Punkten sprechen, dabei hatte man sogar noch Glück, dass man spät in der regulären Spielzeit zum Ausgleich kam.

Wieder kein Vorteil aus Chancenübergewicht
Im Tor der Augsburger stand erneut Markus Keller, der sich seinen Einsatz mit seinen vorhergehenden Leistungen samt Shutout in Hamburg mehr als verdient hat. Beide Mannschaften warteten mit optischen Highlights auf, als die Augsburger erstmals ihr grünes Trikot präsentierten, während die Berliner mit rosafarbenen Handschuhen antraten. Doch zum Spiel: Wie schon im Heimspiel gegen München hatten die Augsburger auch gegen Berlin die besseren Chancen, doch Trevelyan traf im Nachschuss den springenden Puck nicht, sonst wäre Rob Zepp im Berliner Kasten wohl schon sehr früh geschlagen gewesen. Danach hatten die Augsburger einige Möglichkeiten in Überzahl, die besten vergab Bayda, der beides Male im Slot nicht vollstrecken konnte.

Als Ivan Ciernik dann mit einem Fehlpass in der neutralen Zone ein Break der Berliner in Persona von T.J. Mulock einleitete, hatten die Berliner schon den Führungsjubel auf den Lippen, doch Keller parierte. Ciernik, der nach seinem Fehlpass die Sache wohl wieder gut machen wollte, schnappte sich anschließend den Puck und legte mit einem schönen Querpass Daryl Boyle quasi im Gegenzug das 1:0 auf, der mit einem platzierten Handgelenksschuss vollstreckte (9.). Nachdem Trevelyan in einer weiteren Überzahl (eine kleinliche Schiedsrichterentscheidung, die sich im Laufe des Abends noch wiederholen sollte) noch zwei gute Chancen vergab, bestraften die Berliner dann doch irgendwann einmal einen der vielen gefährlichen Augsburger Querpässe. Patrick Seiferts Aufbaupass wurde auf der blauen Linie abgefangen und Andre Rankel vollstreckte per Schlenzer zum 1:1 Ausgleich (13.).

Kein Leckerbissen
Es war nicht unbedingt ein hochklassiges Eishockeyspiel, doch die Augsburger hatten ihre Chancen. Uvira per Tipp In und Ciernik aus zentraler Position (nachdem der schwache Darin Olver den Backcheck komplett verweigerte) scheiterten aber an Rob Zepp, so dass es mit einem 1:1 in die Kabine ging. Zu Beginn des zweiten Drittels machten die Augsburger zumindest chancentechnisch da weiter, wo sie aufgehört hatten: Doch weder der von Ciernik abgefälschte Boyle-Schuss, noch Connollys Bauerntrickversuch, noch Breitkreuz Nachschuss (bei dem der Puck leider nur quer durch den Torraum trudelte) fanden den Weg ins Tor und so kam es, wie es kommen musste:

Knappe 27 Minuten waren gespielt, da nutzte Berlin seine erste Chance des Drittels und erzielte in numerischer Überlegenheit durch Julian Talbot das 2:1. Dabei hatte Andy Reiss den ersten Schuss noch geblockt, leider kam der Puck direkt zum Absender zurück und Talbot ergriff die Gelegenheit beim Schopfe, Keller war dabei wohl die Sicht versperrt. Der AEV war nun völlig außer Tritt. Da die Berliner aber auch eine sehr schwache Vorstellung ablieferten, lief man zumindest nicht Gefahr, das 1:3 zu kassieren. Die wenigen Chancen auf beiden Seiten vereitelten die Torhüter.

Uvira zeigt Herz
Als sich schon jeder im Stadion darauf eingestellt hatte, mit einem Rückstand in die zweite Drittelpause zu gehen, dann doch der Ausgleich: Ausgerechnet in der ersten Druckphase der Berliner (die Augsburger zweite Reihe um Stephen Werner war zu lange auf dem Eis und stehend k.o.) ein leichtsinniger Fehler der Berliner an der Augsburger blauen Linie und beim daraus resultierenden 3 auf 2 Konter setzte Stephen Werner Peter MacArthur schön ein, indem er den Puck einfach durchsteckte und dieser lupfte die schwarze Hartgummischeibe frei vor Zepp mit der Rückhand zum 2:2 Ausgleich in die Maschen (38.) Im letzten Drittel wurde das Spiel dann etwas ruppiger.

 
Wenn die Zuschauer schon spielerisch nicht auf die Kosten kamen, so sollte es doch zumindest etwas emotional werden. Doch zuerst gingen die Berliner noch in Führung: Nachdem Ciernik einen Tipp In nur an Zepps Schoner lenkte, machte es im direkten Gegenzug Barry Tallackson in identischer Art und Weise besser und erzielte das 3:2 (42.). Der junge Sebastian Uvira hatte nun anscheinend das Bedürfnis, die Augsburger Mannschaft aufzuwecken und legte sich mit Shawn Lalonde an, der Kampf endete mit einem Unentschieden und mit großen Strafen für beide, warum weiß nur Schiedsrichter Willi Schimm, dem das Anheizen der Fans von beiden Spielern nach dem Kampf wohl nicht gefiel und gegen beide eine Disziplinarstrafe wegen Unsportlichkeit verhing.


Emotionen schäumen über
In dieser Aktion erhielten die Berliner zudem noch eine 2-Minuten-Strafe wegen Bandenchecks, objektiv gesehen ein schlechter Witz. Als direkt nach dem Bully ein weiterer Berliner (und diesmal zurecht) auf die Strafbank musste, hatten die Augsburger doppelte Überzahl, doch zunächst vergabe Ivan Ciernik eine Großchance per Direktschuss, anschließend schickten die Unparteiischen Andy Reiss auf die Strafbank (ein weiterer Witz, wobei Reiss die Situation auch anders hätten lösen können und somit den Schiedsrichtern nicht einmal die Chance hätte geben sollen, eine Fehlentscheidung zu treffen), so dass es erst einmal mit 4 gegen 3 weiterging. Dort hatte dann Trevelyan die große Chance zum Ausgleich, als er bei einem Konter völlig frei vor Zepp auftauchte, sein Versuch, selbigen zu tunneln aber knapp scheiterte.

Als dann wenig später Rob Brown, der nicht gerade für sein Körperspiel bekannt ist, Darin Olver über den Haufen fuhr (allerdings etwas zu spät, wofür er auch 2 Minuten erhielt), brannte bei Olver und Barry Tallackson die Sicherungen durch und sie gingen auf Brown los. Im Endeffekt entwickelte sich ein Gerangel zwischen Olver und Brown, das relativ schnell beendet war und dank der Unbeherrschtheit von Tallackson mussten die Augsburger immerhin nicht in Unterzahl agieren, zumindest nicht gleich.

Denn wenig später brachte Ryan Bayda fertig, bei einem Querpassversuch den Puck aus dem eigenen Drittel quer über die Eisfläche über die Plexisglasscheiben zu schießen. In Unterzahl profitierten die Panther aber davon, dass Olver und Tallackson die Strafbank wärmten und so erspielten sich die Berliner nur eine Chance durch Rankel, der aber aus kürzester Distanz an Keller scheiterte.

Verdienter Ausgleich
Als Bayda dann von der Strafbank kam, befreiten sich die Augsburger gerade, Bayda fing den Befreiungsschlag ab und marschierte alleine auf Zepp zu, doch wieder blieb der Berliner Sieger. In einer weiteren Augsburger Überzahl hatten die Berliner dann zweimal Riesenglück, als nach einem Connolly-Schuss der Puck sekundenlang frei vor dem Tor lag und der danebenstehende Ryan Bayda dies zu spät realisierte, so dass die Berliner klären konnten und anschließend ein Pass von hinter dem Tor von Werner auf MacArthur, der einschussbereit vor dem leeren Tor stand, in letzter Sekunde abgefälscht wurde.

Doch als einige die Hoffnung dann schon verloren, schafften die Augsburger dann doch noch den Ausgleich: Die zu offen stehenden Berliner liefen in einen 2 auf 1 Konter, T.J. Trevelyan legte schön quer auf Werner, der mit etwas Glück Rob Zepp mit einem Direktschuss zum vielumjubelten, hochverdienten, im Endeffekt aber auch glücklichen Ausgleich einschoss (58.).

Nachdem die das komplette Spiel kleinlichen Schiedsrichter in den letzten Minuten das Pfeifen offensichtlich komplett einstellten und mehrere klare Foulspiele nicht ahnden wollten, ging es anschließend in die Verlängerung, in der nun zum ersten Mal die Berliner dominierten. Mit Glück, Einsatz und starkem Bullyspiel von Stephen Werner überstand man noch eine Unterzahl und so musste das Penaltyschießen den Sieger küren, und während auf Augsburger Seite Werner (der Zepp eigentlich schon vernascht hatte, aber den Puck nicht hoch brachte) und Trevelyan vergaben, trafen Tallackson und Mulock auf Berliner Seite (Rankel hatte vergeben), wobei beide Penaltys von der sehenswerteren Art waren, so dass die Berliner zwei Punkte aus Augsburg entführen konnten.



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