Melanie Pfeifer mit WM-Bronze, Tasiadis

Montag, 21. September 2015, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Melanie Pfeifer und Alexander Grimm – die beiden Kanu Schwaben kamen ins Finale der TOPP 10 – Melanie holte sich den Bronze Weltmeistertitel und war „überglücklich“ – Alexander Grimm verlor an einer Walze zuviel Zeit und fuhr sich im Endergebnis auf den fünften WM Platz. Sideris Tasiadis, der dritte Schwabenkanute holte sich im C I Team den Vize Weltmeistertitel. Für Kanu Schwaben 1 x Bronze im Einzel und 1 x Silber im Team bei der Kanuslalom Weltmeisterschaft im britischen Lee Valley.



Team Deutschland startet glänzend in die WM-Finals
Die Slalom-Kanuten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) sind am Samstag in London glänzend in die Finals der Weltmeisterschaften gestartet. Die Bilanz: Nach sechs Jahren wieder ein Titel, ein kompletter Medaillensatz in den beiden olympischen Disziplinen und eine weitere Silberne in den Mannschaftsentscheidungen.

Auf der Olympiastrecke im Lee Valley White Water Centre paddelten zunächst die Leipziger Franz Anton und Jan Benzien zum Titel im Canadier-Zweier, der ersten Goldmedaille für das DKV-Team seit dem Erfolg von Jasmin Schornberg in La Seu d'Urgell 2009. „Wir hatten einen guten Lauf, der lief von oben bis unten“, freute sich Franz Anton, dass auch die eine Berührung am Ende nicht schmerzte. „Man kann es noch gar nicht so richtig glauben“, gestand sein Zweierpartner. „Wir wollten einfach ein schönes Rennen runterfahren, der Platz war erstmal egal. Jetzt sind wir natürlich glücklich, ich denke aber auch schon an unsere Olympiaquali nächstes Jahr, für die wir jetzt schon zwei Punkte Vorsprung haben. Das muss man alles erst einmal verarbeiten“, meinte Jan Benzien, der im Einer schon zwei WM-Medaillen gewinnen konnte und in insgesamt acht WM-Finals noch nie ganz oben stand, über das erreichte große Ziel.

Mit den Europameistern Robert Behling/Thomas Becker (Schkopau) stand ein weiteres deutsches Boot im Finale. Beide riskierten ebenfalls viel, kassierten im Mittelteil der Strecke 50 Strafsekunden und wurden Zehnte: „Im Finale muss man ganz einfach Kampflinie fahren, schade, dass es nicht geklappt hat. Aber Glückwunsch an Jan und Franz, das haben die Beiden super gemacht“, fand Thomas Becker trotz seiner Enttäuschung anerkennende Worte. Kai und Kevin Müller (Halle/S.) hatten am Vormittag als Elfte im Halbfinale den Finaleinzug um die Winzigkeit von 0,01 Sekunden verpasst.

Gleich nach den Zweiern hatte das DKV-Team erneut Grund zum Jubel und das gleich doppelt. Hinter der neuen Weltmeisterin Katerina Kudejova aus der Tschechischen Republik paddelten Ricarda Funk (Bad Kreuznach) und Melanie Pfeifer (Augsburg) zu Silber und Bronze. „Voll geil“, fand Ricarda Funk, „Vizeweltmeisterin! Das war kein perfekter Lauf, in der Mitte hatte ich ein paar Schwierigkeiten. Danach war klar: Volles Risiko, sonst wird’s nix mehr. Dass es dann noch geklappt hat, konnte ich im Ziel noch nicht glauben.“ Auch Melanie Pfeifer strahlte: „Ich hatte nach dem Semifinale viel zu verbessern und das hat auch ganz gut geklappt. Ich bin zufrieden mit dem Lauf und dass das am Ende noch so ausgeht, ist natürlich sehr schön!“

In den abschließenden Team-Events kam noch eine weitere Silbermedaille hinzu: Die Canadier-Zweier-Mannschaft in der Besetzung Franz Anton/Jan Benzien, Robert Behling/Thomas Becker sowie Kai und Kevin Müller paddelte hinter den Franzosen und vor dem Team der Gastgeber auf den zweiten Platz. Kevin Müller lag das so knapp verpasste Einzelfinale noch immer im Magen: „Man freut sich natürlich mega über einen Vizeweltmeistertitel in der Mannschaft, aber 0,01 Sekunden hinter einem Finalplatz ist echt bitter, aber ja, eine kleine Entschädigung ist das schon.“ Die Kajak-Damen konnten dann zum Schluss das Medaillenkonto nicht weiter erhöhen. Sie leisteten sich in ihrem Mannschaftslauf zu viele Fehler und wurden 14., die Medaillen gingen an die Tschechische Republik, Großbritannien und Frankreich.

Im Medaillenjubel fast untergegangen: Das deutsche Team fuhr mit dem Abschneiden in den beiden Einzelwettbewerben selbstverständlich auch die beiden Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ein. Morgen gehen die Weltmeisterschaften in London mit den Einzel- und Teamentscheidungen im Canadier-Einer bei Damen und Herren sowie dem Kajak-Einer der Herren zu Ende.

Ergebnisse, Weltmeisterschaften in London, Tag 4, Finale
Herren, Canadier-Zweier: 1. Franz Anton/Jan Benzien (GER/Leipzig) 101,17 (2), 2. Pierre Picco/Hugo Biso (FRA) 102,25 (0), 3. Gauthier Klauss/Mathieu Peche (FRA) 103,34 (0), 4. Luka Bozic/Saso Taljat (SLO) 103,46 (2), 5. David Florence/Richard Hounslow (GBR) 104,68 (4), 6. Mark Proctor/Etienne Stott (GBR) 105,88 (0), … 10. Robert Behling/Thomas Becker (GER/Schkopau) 154,79 (52), im Halbfinale ausgeschieden: 11. Kai Müller/Kevin Müller (BSV Halle/S.) 108,52 (0).

Team-Wettbewerb: 1. Frankreich (Picco/Biso, Klauss/Peche, Prigent/Kervella) 115,78 (2), 2. Deutschland (Anton/Benzien, Behling/Becker, Müller/Müller) 122,34 (2), 3. Großbritannien (Florence/Hounslow, Proctor/Stott, Burgess/Pitt) 123,59 (2).

Damen, Kajak-Einer: 1. Katerina Kudejova (CZE) 103,62 (0), 2. Ricarda Funk (GER/Bad Kreuznach) 105,91 (0), 3. Melanie Pfeifer (GER/Augsburg) 106,33 (2), in der Qualifikation ausgeschieden: 60. Lisa Fritsche (GER/Halle/S.).

Team-Wettbewerb: 1. Tschechische Republik (Kudejova, Vojtova, Hilgertova) 127,33 (2), 2. Großbritannien (Pennie, Woods, Neave) 128,06 (6), 3. Frankreich (Bouzidi, Lafont, Fer) 129,02 (6), … 14. Deutschland (Pfeifer, Funk, Fritsche) 187,64 (62).

Silber zum WM-Abschluss, Teamchef zieht zufrieden Bilanz

Zum Abschluss der Weltmeisterschaften in London haben die Slalom-Kanuten des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) am Sonntag noch einmal Silber gewonnen und ihr Medaillenkonto bei diesen Titelkämpfen auf fünf Plaketten erhöht. Das DKV-Team tritt mit einmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze die Heimreise an.

Vizeweltmeister wurde die Canadier-Einer-Mannschaft in der Besetzung Sideris Tasiadis (Augsburg), Nico Bettge und Franz Anton (beide Leipzig), die sich am Abend nur den Slowaken geschlagen geben mussten. Bronze ging an Slowenien. „Dass wir mit der Mannschaft eine Medaille geholt haben, ist auf jeden Fall ein kleines Trostpflaster, jetzt bin ich schon zufrieden“, sagte Sideris Tasiadis, der am Vormittag im Einzelwettbewerb noch den Finaleinzug verpasst hatte. Sebastian Schubert (Hamm), Hannes Aigner und Alexander Grimm (beide Augsburg) verpassten beim Sieg der Tschechen in der Kajak-Einer-Mannschaft als Vierte das Podest nur knapp. Die Damen im Canadier-Einer belegten in der Besetzung Lena Stöcklin (Leipzig), Kira Kubbe (Luhdorf-Roydorf) und Andrea Herzog den siebten Platz, der Titel ging an Australien.

Am Nachmittag hatte Alexander Grimm mit Platz fünf im Kajak-Einer für das beste Ergebnis aus deutscher Sicht in den Einzelwettbewerben am zweiten Finaltag gesorgt. Ein Fehler kurz nach dem letzten Aufwärtstor kostete dem Peking-Olympiasieger die mögliche Medaille im Lee Valley White Water Centre. „Ich bin in der Walze hängen geblieben, hab dort Zeit liegen lassen, eine 91-er Zeit wäre sonst wohl möglich gewesen. Das ärgert einen natürlich im Nachhinein, ändern kann ich es aber auch nicht – es ist jetzt halt so. An sich bin ich mit meiner Performance schon zufrieden“, sagte Alexander Grimm, der auch den wichtigen Olympia-Quotenplatz für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) sicherte. Neuer Kajak-Weltmeister ist der Tscheche Jiri Prskavec, der vor Mateusz Polaczyk (Polen) und dem US-Amerikaner Michal Smolen zum Sieg paddelte. Hannes Aigner (Augsburg/20.) und Sebastian Schubert (Hamm/32.) schieden im Halbfinale aus.

Auch Franz Anton brachte den Quotenplatz für Rio unter Dach und Fach, über Platz acht ärgerte er sich aber angesichts der Zeiten, die für den Gewinn einer Medaille letztlich reichten. Der C2-Weltmeister hatte in seinem Finallauf im Canadier-Einer zwischenzeitlich mehr als zwei Sekunden in Front gelegen, als er an Tor 13 eine Eskimorolle absolvieren musste: „Ich weiß auch noch nicht so recht, was mir da passiert ist. Es hat gefühlt zwei Stunden gedauert, bis ich wieder oben war, ich hatte mein Paddel auf der verkehrten Seite. Danach war erst einmal die Luft weg. Es ist ärgerlich, bis dahin war ich ganz gut unterwegs.“ So gingen die Medaillen an David Florence (Großbritannien), der den Gastgebern den ersten Titel dieser WM bescherte, sowie Benjamin Savsek (Slowenien) und Ryan Westley (Großbritannien). Sideris Tasiadis belegte am Ende Rang 20, zwei Plätze dahinter kam Nico Bettge ein.

Im Canadier-Einer der Damen paddelte Kira Kubbe auf den zehnten Rang. „Die Finalteilnahme ist natürlich ein Erfolg und darüber freue ich mich auch, aber der Finallauf war jetzt nicht wirklich gut“, gab sich die erst 17-jährige WM-Debütantin selbstkritisch, „ich war richtig aufgeregt und am Ende hat mir einfach ein bisschen die Kraft gefehlt.“ Jessica Fox holte den Titel nach Australien, Silber und Bronze gingen an Katerina Hoskova (Tschechische Republik) und Nuria Vilarrubla aus Spanien.

Gestern hatten Franz Anton und Jan Benzien (Leipzig) den Weltmeistertitel im Canadier-Zweier gewonnen, Ricarda Funk (Bad Kreuznach) und Melanie Pfeifer (Augsburg) holten im Kajakrennen der Damen Silber und Bronze. Cheftrainer Michael Trummer war entsprechend zufrieden: „Unser Basisziel waren die Olympiastartplätze, die haben wir geholt. An einen kompletten Medaillensatz haben wir vor der WM nicht gedacht, das ist schon ein geniales Ergebnis. Dass wir nach zehn Jahren mal wieder einen Titel im Canadier-Zweier gewonnen haben, tat uns richtig gut. Die Damen haben den gestrigen Tag für uns einfach perfekt gemacht. Heute hat uns ein bisschen das Glück gefehlt, aber wir waren erneut in allen Finals vertreten. Die Silbermedaille für die Canadier-Einer-Mannschaft ist ein gelungener Abschluss, die Jungs sind ein starkes Rennen gefahren.“

Ergebnisse, WM in London, 5. Tag, Finale
Herren, Kajak-Einer: 1. Jiri Prskavec (CZE) 88,99 (0), 2. Mateusz Polaczyk (POL) 89,43 (2), 3. Michal Smolen (USA) 92,01 (0), 4. Peter Kauzer (SLO) 92,71 (0), 5. Alexander Grimm (GER/Augsburg) 93,03 (0), 6. Daniele Molmenti (ITA) 94,41 (2), im Halbfinale ausgeschieden: 20. Hannes Aigner (GER/Augsburg) 96,38 (2), 32. Sebastian Schubert (GER/Hamm) 101,34 (2).

Team-Wettbewerb: 1. Tschechische Republik (Prskavec, Hradilek, Tunka) 114,19 (2), 2. Slowakei (Halcin, Malek, Grigar) 104,38 (0), 3.Großbritannien (Hounslow, Clarke, Forbes-Cryans) 106,38 (2), 4. Deutschland (Schubert, Aigner, Grimm) 108,21 (2).

Canadier-Einer: 1. David Florence (GBR) 94,32 (0), 2. Benjamin Savsek (SLO) 94,36 (0), 3. Ryan Westley (GBR) 96,33 (0), 4. Casey Eichfeld (USA) 96,54 (2), 5. Alexander Slafkovsky (SVK) 97,33 (2), 6. Matej Benus (SVK) 98,62 (2), … 8. Franz Anton (GER/Leipzig) 103,65 (0), im Halbfinale ausgeschieden: 20. Sideris Tasiadis (GER/Augsburg) 102,08 (6), 22. Nico Bettge (GER/Leipzig) 102,98 (4).

Team-Wettbewerb: 1. Slowakei (Martikan, Benus, Slafkovsky) 106,12 (0), 2. Deutschland (Tasiadis, Bettge, Anton) 110,21 (2), 3. Slowenien (Savsek, Bozic, Lenarcic) 114,02 (4).

Damen, Canadier-Einer: 1. Jessica Fox (AUS) 113,51 (0), 2. Katerina Hoskova (CZE) 118,42 (2), 3. Nuria Vilarrubla (ESP) 121,55 (4), 4. Kimberley Woods (GBR) 124,31 (6), 5. Eilidh Gibson (GBR) 124,72 (2), 6. Miren Lazkano (ESP) 130,17 (6), ... 10. Kira Kubbe (GER/Luhdorf-Roydorf) 152,78 (10), in der Qualifikation ausgeschieden: 21. Lena Stöcklin (GER/Leipzig), 28. Andrea Herzog (GER/Meißen).

Team-Wettbewerb: 1. Australien (Fox, Lawrence, Borrows) 144,04 (2), 2. Tschechische Republik (Hoskova, Jancova, Fiserova) 144,92 (2), 3. Österreich (Schmid, Wolffhardt, Weratschnig) 150,72 (10), … 7. Deutschland (Stöcklin, Kubbe, Herzog) 234,77 (66).


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