Kantersieg im Derby

Sonntag, 19. Januar 2014, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

7:1. Das hätten sich die 6108 Zuschauer im gut besetzten Curt Frenzel Stadion auch nicht erträumen lassen, doch von Beginn dominierten die Mannen um Coach Larry Mitchell eine Ingolstädter Mannschaft, die ohne jeden Biss und Zahn nach Augsburg kam und völlig zu Recht eine Klatsche kassierte. Insbesondere in der Rückwärtsbewegung verweigerten einige Ingolstädter ihren Dienst, die Augsburger sagten artig Danke und kombinierten nach Belieben und hätten schlussendlich sogar noch höher gewinnen können.

Augsburg von Anfang an überlegen
Es war noch keine Minute gespielt, da rappelte es das erst Mal: John Zeiler knallte Conboy in die Bande und gab damit die Richtung für den Abend vor. Wenig später setzte es den ersten Warnschuss von Boyle, den der schwache Timo Pielmeier im Gästetor allerdings noch parierte. Als die Reihe um Zeiler, Schäffler und Breitkreuz aber wenig später extrem stark forecheckte, schnappte sich Jeff Woywitka die Scheibe und knallte den Puck von hinter der blauen Linie per Schlagschuss zum 1:0 in die Maschen (3.). Die Augsburger blieben dran und Adrian Grygiel düpierte Ficenec im Zweikampf, legte ab auf Connolly, der mit einem Drehschuss aus dem Slot aber Millimeter am Tor vorbeischoss. Begünstigt durch eine Strafe ging es weiter mit den Chancen im Sekundentakt. Trevelyan verzog aus zentraler Position, Reiss verpasste einen Abpraller vor dem leeren Tor nach einem Boyle Hammer nur knapp und Seiferts Schlagschuss fand auch nicht den Weg ins Tor. Zwischendrin hatten die Ingolstädter ihren ersten Angriff, doch Hahns Schuss landete am Außenpfosten.

Die Ingolstädter verhielten sich viel zu passiv, teilweise sogar lustlos und nachdem sie dann auch noch Andy Reiss völlig frei zentral vor dem Tor gewähren ließen, verwandelte dieser einen schönen Pass von Loui Caporusso trocken mit einem Handgelenksschuss zum 2:0 (7.). Nach einer weiteren schönen Kombination wurde Caporusso in letzter Sekunde am Einschuss ins leere Tor gestört, anschließend durchbrach der Powerbreak die Augsburger Spiellaune etwas. Fünf Minuten vor Drittelende fand Ingolstadt dann wenigstens offensiv etwas statt: Und Greilinger nutzte das Ganze gleich per Schlagschuss von der blauen Linie zum 1:2 Anschlusstreffer, vorher scheiterte noch Hager mit der Rückhand an Keller. In ihrer einzigen guten Phase im ganzen Spiel fälschte zudem nach einem Bully Trevelyan einen Conboy Schuss ans eigene Gestänge ab, so dass es beim hochverdienten 2:1 zur Drittelpause blieb.

Ciernik mit Hattrick
Ab dem zweiten Drittel spielte dann wirklich nur noch Augsburg. Bereits in den ersten Minuten des Mitteldrittels vergaben Ciernik und Trevelyan gute Möglichkeiten zu erhöhen, doch der bärenstarke Slowake nutzte wenig später eine 3 auf 1 Situation, die durch einen haarsträubenden Fehler von Benedikt Schopper eingeleitet wurde, zum 3:1 Führungstreffer, indem er sich für den einfachsten Weg entschied und einfach abzog (25.). Anschließend wurden weitere gute Chancen vergeben, als die Augsburger aber wenig später in Überzahl waren, klingelte es endlich wieder: Ciernik im dritten Nachschuss schob zum 4:1 ins leere Tor ein, nachdem vorher Connolly und Bayda schon hätten treffen können. Doch auch bei 5 gegen 5 sahen die Ingolstädter kein Land und gaben sich mittlerweile völlig auf, was einige Ingolstädter Fans damit quittierten, dass sie das Stadion verließen und nach Hause fuhren. Hahn ließ dann wenig später Forrest einfach über die komplette Eisfläche spazieren, dieser legte ab auf Werner, der mit einem schönen Move Pielmeier vernascht, nur um den Puck am leeren Tor vorbeizuschieben.



Wenig später fand auch ein Woywitka Hammer nicht den Weg ins Tor, Ciernik wurde in letzter Sekunde durch einen etwas wilden Hechtsprung von Pielmeier am Einschuss gehindert und bei einem 3 auf 2 Konter lag der Puck sekundenlang frei im Torraum, nachdem Reiss schön von Ciernik bedient worden war, doch kein Augsburger war in der Lage den Puck über die Linie zu bugsieren, unter anderem weil Hambly Connolly mittels Crosscheck abräumte. In der darauffolgenden Überzahl versprang Caporusso der Puck freistehend vor dem leeren Tor, nachdem Trevelyan einen Schuss von Rob Brown abgefälscht hatte, doch Ivan Ciernik machte kurz vor Drittelende seinen lupenreinen Hattrick perfekt: Erst rutschte ihm der Puck noch von der Kelle, sonst hätte er vermutlich Bayda freistehend vor dem Tor bedient, die Scheibe landete jedoch bei Boyle, der scharf vors Tor spielte, wo der zum Tor gezogene Ciernik zum 5:1 – wohl mit dem Schlittschuh – abfälschte.

Frustfouls der Schanzer
Mit dem in dieser Höhe auch verdienten Zwischenstand ging es in das letzte Drittel. Das sollte auch nicht arg anders ansehen, zur desolaten Ingolstädter Vorstellung kam nun lediglich noch der Frust hinzu. Doch zuerst hätte Ciernik fast noch seinen vierten Treffer gemacht, doch sein Tipp In nach einem Pass von Boyle, der durch die Hosenträger von Pielmeier gesollt hätte, blieb leider im Torraum hängen. Nach einem Stellungsfehler von Seifert vergab zwischendurch Jared Ross einen Ingolstädter Alleingang relativ kläglich, die Augsburger auf der anderen Seite starben oftmals in der eigenen Schönheit, was angesichts des Zwischenstandes aber auch in Ordnung war. Die unschönste Szene des Spiels dann in der 51. Spielminute. Hager mit einem ganz dreckigen Check gegen den Kopf von Loui Caporusso, der nicht gerade groß gebaute Rob Brown sprang in die Presche und schnappte sich den Übeltäter. Ein weiterer Punktsieg für die Augsburger, was die Kurve mit „Ihr könnte ja gar nichts“ Sprechchören kommentierte.

Nach einem weiteren dummen Stockschlag der Ingolstädter schloss Mike Connolly in Überzahl eine Kombination über Ciernik und Boyle zum 6:1 ab (53.). Eine Minute später rettete Ingolstadts Turnbull auf der Linie, als er einen Nachschuss von Andy Reiss blockte, Pielmeier war da schon geschlagen. Auch Trevelyan vergab noch aus aussichtsreicher Position und irgendwie hatte man das Gefühl, dass es mittlerweile auch schon zweistellig hätte sein können. Dass es dann zumindest noch sieben Gegentore wurden, dafür sorgte dann Pielmeier. Einer seiner 3-4 wilden Ausflüge, die irgendwie schon fast als Bettelei für ein Gegentor aufgefasst werden konnten, nutzte Andy Reiss, Connolly hatte sich den Puck von Pielmeier hinter dem Tor geholt und auf Reiss abgelegt. Als es zum Schluss nochmals eine Ingolstädter Überzahl gab und die Ingolstädter ein paar Pässe hintereinander zum Mann brachten, gab es höhnischen Applaus vom Augsburger Publikum, bevor das Spiel dann doch zum Ende fand. Eine gute Augsburger Leistung gepaart mit einer völlig uninspirierten und motivationslosten Ingolstädter Leistung führten also zu einem wichtigen 7:1 Heimsieg, der – und das mag man kaum glauben – irgendwie fast noch zu niedrig ausfiel.


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