Ein Blick zurück: "Der Held von Augsburg"

Donnerstag, 23. April 2020, 10:41 Uhr Wilfried Matzke

Langstreckenläufer gelang Sensation im Rosenaustadion

Das aktuelle Sportgeschehen bleibt wegen der Corona-Krise überschaubar. Dies ist eine gute Gelegenheit für einen Blick zurück auf vergangene Augsburger Ereignisse. So erlebte die Rosenau als erster deutscher Stadionneubau in der Nachkriegszeit etliche Highlights. Dabei sticht ein September-Wochenende im Jahr 1958 heraus.

Als "Held von Augsburg" ging Ludwig Müller aus Kassel in die deutsche Sportgeschichte ein. Zu diesem Spitznamen kam der Langstreckenläufer am 20. und 21. September 1958 beim prestigeträchtigen Leichtathletik-Länderkampf gegen die UdSSR im Augsburger Rosenaustadion.

 

Ludwig Müller besiegte über 5.000 Meter in 14:06 Minuten und am nächsten Tag auf den 10.000 Metern mit 29:52 Minuten die als haushohe Favoriten eingestuften sowjetischen Athleten. Sein doppelter Triumph im ausverkauften Stadion entfachte unglaubliche Begeisterungsstürme und sorgte für einen völlig überraschenden deutschen Länderkampf-Sieg.

 

55-mal trug der gebürtige Weseler vom Niederrhein das Nationaltrikot und wurde Sechster im 3000-Meter-Hindernislauf der Olympiade 1960 in Rom. Seinen geheimen Plan für ein Comeback beim olympischen Marathon 1972 in München musste er aufgeben. Mit einem Herzvolumen von mehr als 1300 Kubikzentimetern galt der Baukontrolleur beim Kasseler Tiefbauamt als medizinisches Wunder. Vergleichbare Werte kannte man bislang nur von Radsportlern.

 

Der gelernte Maurer machte sich außerdem als Masseur und Konditionstrainer einen Namen. Max Merkel wollte ihn für den 1. FC Nürnberg verpflichten, aber der Langstreckenläufer blieb dem Fußball-Regionalligisten Hessen Kassel treu. Am 25. Januar konnte Ludwig Müller im nordhessischen Fuldabrück seinen 88. Geburtstag feiern. Der "Held von Augsburg" war natürlich ein Ehrengast am 19. September 2015 bei der Neueröffnung des sanierten Rosenaustadions. "Der Augsburger Länderkampf von 1958 ist und bleibt mir genauso viel wert wie ein Olympiasieg oder Weltrekord", erklärte damals Ludwig Müller.

 

Text: Wilfried Matzke / WM 

 


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