Die Panther in der Deutschlandcup-Pause - und ein Imageclip

Montag, 13. November 2023, 22:30 Uhr Thorsten Franzisi

Eine neue Kolumne vun unserem Flip-Pass über die Augsburger Panther, den Deutschland-Cup und einen Image-Clip.

In den letzten zwei Wochen ist im Eishockey viel passiert. Die schockierende Nachricht vom Tod Adam Johnsons am 27. Oktober hat in den Stadien weithin Entsetzen und Trauer ausgelöst – und in Augsburg, wo er die letzte Saison gespielt hat, natürlich ganz besonders. Beim nächsten Spiel sah man schon einige Akteure mit Halsschutz. Die Liga hat schnell reagiert: Ab 2024 wird dieser verpflichtend vorgeschrieben.

Deutschlandcup – Schauplatz Landshut
Nach den ersten Tagen in Schock und Trauer kam beim Retro-Derby gegen Nürnberg allmählich wieder positive Spannung auf. Das Kuriosum von drei Toren innerhalb von 60 Sekunden trug bei zum Sieg der Panther. Zusätzlich freuen wir uns, dass zwei Panther-Spieler in die Nationalmannschaft zum Deutschlandcup berufen wurden. Nach dem Johnson-Drama war man um die Cup-Pause fast froh.
Der Deutschlandcup: den Augsburgern wohlbekannt, war er doch drei Jahre hintereinander im CFS ausgetragen worden, bevor er nach Krefeld wanderte. Nun wurde er heuer in der neuen Fanatec-Arena in Landshut gespielt und die Turniertage über Mittwoch bis Sonntag verteilt, unter Dazunahme der Frauen. Denen hat es sehr viel Spaß gemacht und den Männern natürlich auch, zumal sie den Cup am Ende mit nach Hause nehmen durften.
Bundestrainer Harold Kreis war experimentierfreudig und setzte viele Neulinge ein, darunter auch Mick Köhler aus Augsburg. Sam Soramies wäre auch zum Zug gekommen, hätte nicht im letzten Moment eine Verletzung die Teilnahme verhindert. Altmeister Leo Pföderl durfte als Kapitän das Jungvolk anführen. Das komplett erneuerte Landshuter Eisstadion erwies sich als würdiger Austragungsort. Schade aber, dass öfter Plätze frei blieben. Auch scheint die Berichterstattung ausbaufähig – manchmal konnte man erst am nächsten Tag die Ergebnisse erfahren. Dabei sind es doch immerhin Länderspiele, die man nicht allzu oft miterleben kann – und hier noch besonders preisgünstig. Man würde dem Deutschlandcup noch mehr Aufmerksamkeit wünschen.

Über die Bande - Um Aufmerksamkeit ging es in Landshut auch bei folgender Geschichte:
Die Supermarktkette, die verdienstvollerweise die DEL sponsert, wartete in den Pausen auf dem Videowürfel mit einem Werbefilm auf. Man staunt nicht schlecht: Ein Mann klopft beim Personaleingang an die Tür des Supermarkts – den kennen wir doch: Es ist Harold Kreis. Nach kurzem Warten wird er sogar eingelassen. Kaum drinnen, spielt er dann offenbar den Filialleiter. Festen Schrittes marschiert er durch den Laden, um überall nach dem Rechten zu schauen. Am Regal mit Frischgemüse meinen wir Dennis Endras zu erkennen, der pflichtbewusst die Gemüsekisten zurechtrückt – unter prüfendem Blick des Bundestrainers. Eine Mitarbeiterin hält diesem dann eine Packung Tiefkühl-Rosenkohl hin. Kreis winkt aber ab und wendet sich dem Regal mit Konservendosen zu. Verdreht stehende Büchsen rückt er eigenhändig gerade – Logo nach vorn! –, damit die Kundschaft das Etikett genau lesen kann. Frische Semmeln gibt es auch in dem Geschäft: Da schaut der Filialleiter-Bundestrainer, dass die zuständige Dame auch alles richtig gebacken kriegt! Er will nämlich Einsatz sehen, ruft er dem Filialteam zu. Damit der Laden läuft, beordert Kreis eine andere Mitarbeiterin an die Kasse, und zwar nicht dialogisch, sondern per Imperativ: Mädel, an die Kasse! Schlussendlich kurvt ein großes Putzmobil durch die Gänge, das stark an die Eismaschine im Stadion erinnert, mannhaft wird es gesteuert von einem Mitarbeiter – oder war’s ein Spieler? Sauber, das gefällt dem Chef. Der schart am Schluss sein Supermarktteam zum Gruppenfoto um sich und verkündet, dass es ohne ein eingespieltes Team nicht gehe.

Aha. Wir überlegen kurz, ob wir im richtigen Film sind. Was will uns der Werbefilm sagen? Will er zeigen, dass es im Supermarkt zugeht wie in der Kabine von Harolds Eishockeyteam? Oder will er uns verraten, was Harry im Nebenjob macht? Wir hoffen mal, dass der ergötzliche Werbefilm in erster Linie einen gegenwärtigen Ist-Zustand des Supermarkts beschreiben möchte und nicht zukunftsweisend andeutet, was nach der sportlichen Karriere auf Kreis & Co. warten könnte. Soll der Bundestrainer, wenn er dereinst der Kabine den Rücken gekehrt hat, dort den Laden schmeißen? Und der Torwart an der Gemüsetheke bei Kraut und Rüben landen?

Wir können nicht übersehen, dass auch ernährungsphysiologisch der Akzent in dem Film etwas zweifelhaft gesetzt ist, indem sich der Bundestrainer zielstrebig lächelnd den Konserven zuwendet, nachdem er der Tiefkühlkost abgewunken hat und den Salat links liegen lässt. Unser ernährungsbewusster Torwart würde die Frischware sicher vorziehen! – Wir können ferner nicht ganz übersehen, dass auch die Geschlechterrollen in dem Werbefilm etwas herkömmlich ausfallen (um nicht zu sagen: nicht mehr ganz zeitgemäß). Dass der Herren-Trainer/Filialleiter die eine Mitarbeiterin an die Kasse scheucht und die andere kleine Brötchen backen lässt, während ein männliches Wesen souverän auf dem eismaschinenartigen Putzmobil thront: alte Rollenmodelle! Und das, während sich doch gerade das Damen-Eishockey bei dem Turnier international etabliert hat.

Wir vertiefen das hier nicht weiter. Wir freuen uns über den Gewinn des Deutschlandcups und raten sowohl dem Supermarkt als auch dem Bundestrainer: Schuster, bleib bei deinen Leisten!

        Meint Flip-Pass


zurück