Der berühmte Pausenfluch?

Samstag, 26. November 2011, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Auch im zweiten Heimspiel nach der Länderspielpause zogen die Augsburger Panther den Kürzeren. Gegen die Hamburg Freezers, die mit dem Sieg die Tabellenführung übernahmen, setzte es eine 4:2 Niederlage, wobei die 3497 Zuschauer auch dieses Mal nicht die Mannschaft zu sehen bekamen, die vor der Pause mit so viel Herzblut und Einsatzbereitschaft die Herzen der Fans im Sturm erobert hatte. Der Sieg in der niveauarmen Partie ging in dieser Höhe auch in Ordnung, da die Hamburger ihren Status als Spitzenteam untermauerten und einfach abgeklärter waren.

 

Spielanalyse von
Robert Ott

Wieder mit Conti im Tor
Auch diesmal hütete das Augsburger Urgestein Leo Conti das Panther Gehäuse, auf der Gegenseite kam Nachwuchstalent Treutle zum Einsatz. Conti war es dann auch, der das erste Ausrufezeichen setzen durfte, als er einen Schuss von David Wolf mit der Fanghand entschärfte (1.), dabei machte der ansonsten so souveräne Daryl Boyle keinen guten Eindruck, der etwas zu optimistisch an der Blauen Linie eine flatternden Puck direkt nehmen wollte und dadurch die Großchance erst ermöglichte. Es mussten weitere 5 Minuten vergehen, bis die Zuschauer die nächsten Chancen zu sehen bekamen, doch zuerst scheitere der Ex-Augsburger Engelhardt mit einem Schuss an Conti, anschließend fand auch Polaczek in Conti seinen Meister. Die Augsburger hatten dagegen ihre erste Chance, als Gabe Gauthier mit einem eher harmlosen Schuss Treutle überraschte, dies sollte nicht die einzige Schwäche vom jungen Hamburger an diesem Abend bleiben. In der 9. Spielminute hatten die Augsburger dann 3 Chancen hintereinander, doch weder Trevelyan noch Kapitän O’Connor, der keinen guten Tag erwischte, konnten Treutle überwinden. Nachdem die Panther dann eine Überzahlsituation unbestraft ließen, machten es die Hamburger auf der Gegenseite besser. Mehr oder weniger direkt vom Bully wurde abgezogen und Leo Conti ließ den harmlosen Schuss nach vorne abprallen und in einer konfusen Situation vor dem Tor schaltete Garrett Festerling am schnellsten und schoss zum 1:0 für die Hamburger ein, zu diesem Zeitpunkt waren 15 Minuten gespielt.

Zum Ende des Drittels hätten die Panther dann nochmals den Ausgleich erzielen müssen, aber zuerst vergab Gauthier nach einem Flippass, der seinen Weg durch Freund und Feind fand, gegen Treutle, anschließend fand ein Somma Schuss nur den Weg ans Gestänge der Hamburger. Und als ob die Panther nicht schon genügend Pech hatten, kam dann auch noch Unvermögen dazu: Nachdem Trevelyan einen Schuss im Slot gut abgefälscht hatte, schaffte Boyle es gleich zweimal nicht, die Hartgummischeibe im mehr oder weniger leeren Tor der Freezers unterzubringen. Daher ging es mit einer 1:0 Führung der Kühlschränke in die Kabine.

5 Tore im zweiten Drittel
Das zweite Drittel begann dann eigentlich mit einem Powerplay der Augsburger, nachdem sich Trabucco allerdings als Blueliner nicht sonderlich gut anstellte hatte Collins die Chance mit einem Break in Unterzahl auf 2:0 zu erhöhen, schoss aber gnädigerweise am Augsburger Gehäuse vorbei. Im Gegenzug konnte dann Trabucco seinen Fehler nicht ausbessern, als er nach einem Somma-Schuss den Abpraller nicht kontrollieren konnte, denn auch hier war das Tor völlig offen. Da waren noch keine 2 Minuten gespielt und dies war nur der Vorgeschmack auf die Dinge, die da kommen sollten. Steffen Tölzer eröffnete das Torfestival, als er nach einem katastrophalen Stellungsfehler in der Hamburger Verteidigung völlig frei vor dem Tor auftauchte und überlegt zum 1:1 einschoss (23.). Wenig später musste Tobi Draxinger auf die Strafbank, das anschließende Powerplay blieb zwar erfolglos, aber gerade als die Augsburger komplett waren, schoss Rainer Köttstorfer die Hamburger wieder in Führung, Conti war dabei die Sicht verdeckt. Auf der Gegenseite konnte Trevelyan nur durch ein Haken von Brooks am Einschuss gehindert werden, so dass sich die Augsburger in Überzahl sahen.

Und nachdem das Powerplay zuerst gar nicht so gut lief, packte sich Trabucco ein Herz und zog von der blauen Linie ab, Treutle ließ unglücklich passieren, so dass Brian Roloff keine Mühe mehr hatte, zum 2:2 Ausgleich ins leere Tor einzuschieben (30.). Die Panther schickten sich an, so etwas wie Druck aufzubauen, nachdem aber Daryl Boyle aus guter Schussposition verzog klingelte es auf der Gegenseite. Bei einem Konter holte sich Festerling seinen eigenen Abpraller und schoss die Hamburger zum dritten Mal an diesem Abend in Führung. Jeffrey Swesz hatte auf Augsburger Seite in der 36. Minute die Riesenchance zum Ausgleich auf den Schläger, erst scheiterte aber nach starkem Flache Pass (der überhaupt ein gutes Spiel machte) an Treutle, anschließend schaffte auch er es, vor dem mehr oder weniger leeren Tor zu versagen. So kam es, wie es kommen musste und auf der Gegenseite zog der stark spielende Nielsen, nachdem kein Augsburger es für nötig befand, ihn zu stören, von der Mitte ab, Conti konnte nur nach vorne abwehren, wo sich Oppenheimer artig bedankte und auf 4:2 erhöhte, womit es auch in die Pause ging.

Lediglich Schütz bringt Emotionen ins Spiel
Im letzten Drittel gab es eigentlich keine sonderlich großen Torchancen mehr, die Hamburger spielten das Spiel in relativ abgeklärtem Stil nach Hause. Für größere Aufreger sorgte von da an nur noch Schiedsrichter Schütz, der keinen guten Tag erwischte. Nachdem ein Augsburger eine halbe Sekunde zu spät zum Wechseln kam, gab es hart- aber korrekterweise eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis. Als wenig später ein Hamburger in einer identischen Spielsituation allerdings erst 5 Sekunden später vom Eis ging, blieb die Pfeife stumm. Da wirklich jeder im Stadion – abgesehen von den drei Schiedsrichtern – die Situation gesehen hatte, kochte die Stimmung etwas über. Die Augsburger Bank fiel anscheinend etwas zum Glauben ab, so dass Schütz sich genötigt sah, nicht nur die glasklare Strafe gegen Hamburg nicht zu geben, sondern noch eine Bankstrafe gegen Augsburg zu verteilen.

So fanden sich die Augsburger anstatt in Überzahl in Unterzahl, die Stimmung war dadurch bereits etwas gereizt. Gute 5 Minuten später zettelte Rob Collins, der bereits einige Mal negativ aufgefallen war, indem er von der Ersatzbank aus mit dem Schläger Richtung Augsburger Spieler fuchtelte (und natürlich keine Strafe erhielt) eine Keilerei mit John Zeiler an, was natürlich in einer weiteren Augsburger Unterzahl resultierte. Die Stimmung war mittlerweile am Überkochen. Als sich die Gemüter fast beruhigt hatten, schoss dann Mario Trabucco zum vermeintlichen Anschlusstreffer (allerdings erst 16 Sekunden vor Spielende) ein, Schütz erkannte diesen Treffer nach Videostudium ab, was vermutlich sogar korrekt war, aber die Augsburger Fanseele endgültig zum Kochen brachte. Zahlreiche Becher und Gegenstände flogen auf das Eis, am Resultat änderte dies freilich nichts mehr.

Fazit
Konnte man das Heimspiel vor einer Woche gegen Straubing noch als Ausrutscher abtun, muss man sich mittlerweile schon die Frage stellen, wo der 110%ige Einsatz von vor der Pause hin verschwunden ist. Die Hamburg Freezers waren sicherlich ein hochkarätigerer Gegner, als die Tiger aus Straubing, nichts desto trotz machten die Augsburger nicht mehr so den kampfeslustigen Eindruck wie vor einigen Wochen. Lediglich John Zeiler und Peter Flache verdienten sich bessere Noten. Sollte Torhüter Weiman nicht schnell zurückkommen, könnten die Augsburger in der momentanen Verfassung und im Blick auf die Geschlossenheit der Liga schnell ins Hintertreffen im Kampf um die Playoffs geraten. Nächste Woche kommt der EHC München zum Derby, spätestens dann wird sich zeigen, wohin der Weg geht.


zurück