BEN MEISNER, ein Eishockeyspieler mit Charakter

Mittwoch, 10. Februar 2016, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

„Watch your feelings, they become your thoughts. Watch your thoughts, they become your actions. Watch your actions, they become your habits. Watch your habits, they become your character.“ Diesen Spruch liest Panther- Torhüter Ben Meisner immer, wenn er seine Wohnung verlässt. Diese vier Sätze hängen an seiner Tür. Sie sollen den 25-Jährigen daran erinnern, dass nicht alles selbstverständlich ist.



Dass das Eishockey- Leben aus ständiger Arbeit und Verbesserung besteht. Bislang haben sich die Mühen gelohnt, denn Ben Meisner zählt zu einer der positiven Erscheinungen der Augsburger Panther. Als eigentliche Nummer Zwei aus Bremerhaven verpflichtet, gewannen die Augsburger Panther mit ihm als Starting-Torwart zwischen Dezember und Januar fünf von sechs Spielen. Doch der 25-Jährige ist Teamplayer und will diese Statistik nicht zu hoch hängen: „Ich mache nur meinen Job“, erklärt er.

„Meine Aufgabe ist es, dem Team die Möglichkeit zu geben, eine Partie zu gewinnen. Ich würde meinen Spielstil als simpel beschreiben. Ich versuche keine spektakulären Dinge oder irgendeinen anderen Blödsinn.“

Schon mit 15 Jahren stand der Deutsch-Kanadier Ben Meisner in Nordamerika im Tor, daher war der Saisonstart mit dem Zuschauen von der Bank aus zunächst eine Umstellung. Doch Meisner ist ehrgeizig, lernte auch aus dieser Zeit. „Vielleicht war es ganz gut, nicht gleich ins kalte Wasser geworfen zu werden“, analysiert der Torhüter. „So konnte ich mich an die Geschwindigkeit und an die DEL anpassen.

Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, als ich hier in Augsburg unterschrieben habe. Dass ich zunächst nicht spiele, war kein Problem. Aber jetzt weiß ich, wie man in der DEL spielt. Jetzt kenne ich das Niveau und ich muss sagen, die Liga zählt zu einer der besten Europas.“

Und nun ist Ben Meisner ein Teil davon. Als drittjüngster Torhüter der DEL steht er regelmäßig im Kasten. Doch für ihn kein Grund, sich auszuruhen. „Im Sommer habe ich mir einen Zettel mit meinen Zielen geschrieben. Sei ein guter Mitspieler. Sei geduldig. Beschwere dich nicht. Frage nicht nach Eiszeit, sondern sei bereit, wenn dein Name aufgerufen wird!“



Und mit dieser Einstellung spielte er sich in die Herzen der Augsburger Fans – und Ben Meisner genießt das Leben in der Fuggerstadt. „Hier im Süden lässt es sich einfach leichter leben. In Bremerhaven fiel es mir zum Beispiel schwer, im Restaurant etwas zum Essen zu bestellen. Entweder stand nichts auf Englisch auf der Karte oder die Bedienungen haben mich nicht verstanden. Außerdem ist es von hier aus nicht mehr so weit nach Italien, Frankreich oder Österreich.“ In eine schwäbische Tradition hat sich der in Halifax, Kanada geborene Meisner verliebt: Kässpatzen. „Ich liebe das. Ich habe sowieso das Glück, dass ich sehr viel vertragen kann. Mein Körperfettanteil ist so gering, dass ich ständig essen kann.“

Beneidenswert sind auch seine Fußball- Fähigkeiten. Er selbst zählt sich zu den besten drei Fußballern innerhalb der Mannschaft. Beim Aufwärmspiel Hochhalten sei es schwer, ihn zu besiegen. „Das kommt daher, dass ich, bis ich 16 war, in Kanada Fußball gespielt habe. Ich lief den Flügel rauf und runter. Aber ich spielte zu körperbetont. Deswegen war Eishockey der richtige Sport für mich.“

Ein Internetvideo zeigt den Torhüter, wie er einen Gummiball an die Wand wirft und ihn wieder auffängt. Das sei seine alltägliche Spielvorbereitung. Das helfe ihm, Reflexe zu trainieren und schnell auf Betriebstemperatur zu kommen. „Ich bin ja eher ein kleiner Torhüter, deswegen muss ich schnell auf den Beinen sein.“

Liebe zum Detail beweist Ben Meisner auch bei seinem Hobby, der Auto-Aufbereitung. Für ihn sei es entspannend, Autos zu polieren, Dellen auszubessern und die Fahrzeuge wieder im neuen Glanz strahlen zu lassen. Und noch etwas ist außergewöhnlich am 25-Jährigen: Seine Reife. Im Agusburg Journal Gespräch gibt er gute und lange Antworten, weiß um seine Stärken, aber auch um seine Schwächen, ist kein Träumer, sondern betont mehrmals, dass es nur mit Respekt und harter Arbeit gehe.



Eine Charaktereigenschaft, die Panther- Trainer Mike Stewart sicherlich gefallen dürfte, schließlich war er einer der Gründe, warum sich Meisner für Augsburg entschied. Beide spielten in der vergangenen Saison in Bremerhaven zusammen. Dass er deswegen einen Sonderstatus hat, glaubt Meisner übrigens nicht. „Ich weiß, was er verlangt. Er ist ein Trainer, der uns auf dem Eis weiterbringt. Aber er ist auch ein Manager, der seine Spieler kennt. Der weiß, wann er jemanden härter anfassen kann und wen er mal in Ruhe lassen muss.“

Auch Ben Meisner musste schon so manche Verbal-Attacke über sich ergehen lassen, doch für sein großes Ziel, Stammtorhüter zu sein, sei das manchmal auch notwendig. Charakterlich ist Meisner jedenfalls gefestigt, diese Rolle auszufüllen. Das weiß er jedes Mal, wenn er auf seine Wohnungstür sieht.

Mit freundlicher Unterstützung des Augsburg Journal


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