Wildwasser Sprint WM in Augsburg

Dienstag, 17. Mai 2011, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Interview mit Normen Weber

Was verbindest Du mit Augsburg
In Augsburg habe ich 2005 nach meinem bestandenen Abitur meinen ersten Deutschen Meistertitel bei den Herren im C1 (Canadier Einer, in dem man knieend und mit einem Stechpaddel fährt) eingefahren. Um dem dann direkt noch einen drauf zu setzen, konnte ich den C2 Titel ebenso gewinnen. Ich war überrascht wie viele andere auch. Meine Erfahrungen am Augsburger Eiskanal sind hervorragend. Seitdem ich im Verein der Kanu Schwaben bin, fühle ich mich hier auf dem Wasser wie zu Hause - sehr wohl. Die Trainingsbedingungen vor Ort sind für mich perfekt. Als Student an der Bundeswehr Uni in Neubiberg wohne ich zwar nicht direkt in Augsburg, aber der Weg zum Training ist nicht weit.

Warum lohnt es sich als Zuschauer, die WM live vor Ort anzusehen
Es ist der Kampf mit den Elementen, wenn man das Wasser beim Fahren für sich arbeiten lässt - siegt man. Denn das Wasser kann man in unseren teuren „Nussschalen“ nicht besiegen. Die Zuschauer können es vor Ort am besten mitverfolgen und internationale Konkurrenz bestaunen. Die Heim-Weltmeisterschaft spornt uns deutsche Athleten natürlich noch viel mehr an. Mit dem Applaus und der Unterstützung der Zuschauer im Rücken können wir Sportler zu noch höheren Leistungen beflügelt werden. Des Weiteren wird es am Pfingstmontag bei den Teamrennen, wenn immer drei Sportler gleichzeitig die Strecke herunter paddeln, bestimmt ein paar lustige Stunts geben. Ebenso wird das Rahmenprogramm an den WM-Tagen spektakulär sein.

Welche Fähigkeiten sind für den Wildwassersport besonders wichtig
Im Wildwasser ist es wichtig, das Wasser lesen zu können und auf unerwartete Situationen blitzschnell zu reagieren. Wie schon angesprochen, muss der Athlet das fließende, tosende, wilde Wasser für sich arbeiten lassen und mit sinnvollen Paddelschlägen das Boot vorwärts peitschen. Dazu gehört eine saubere Technik, ausreichend Kondition, blitzschnelle Reaktionen und Siegeswille. Aber der Kanute wird im Winter gemacht. Die Vorbereitungsphase liegt in den Wintermonaten. Dort werden die Kraftfähigkeiten und koordinative Fähigkeiten geschult und verbessert. In den Sommermonaten oder bereits im Frühling dürfen dann die intensiven Sprinttrainings nicht fehlen. Ein Intervalltraining gehört bei jedem Kanuten dazu. Ebenso gehört eine mentale Stärke dazu, die im Vorhinein trainiert werden sollte.

Wie verbringst Du die letzten Minuten vor dem Start?
International bereite ich mich immer konzentriert auf meine Wettkämpfe vor. Die letzten Minuten vor dem Start bin ich ziemlich nervös und rede mir selbst immer positive Dinge zu. Dadurch werde ich lockerer und kann meine Kräfte nach dem Startsignal hundertprozentig auf das Wasser bringen. Beim Einpaddeln bin ich immer ruhig und fahre noch einmal ein paar schnelle Paddelschläge. In der Phase lasse ich mich von keinem anderen Sportler oder Außenstehenden mehr ablenken. Ich bin dann kurzzeitig ganz „in meiner eigenen Welt.“

Liegt Dir unser Eiskanal
Der Augsburger Eiskanal ist ein künstlich angelegter Kanal. Wir Wildwasserfahrer haben insgesamt noch nicht so viele Erfahrungen auf solchen Strecken. Das Wasser „pulsiert“ auf und ab und so muss man das Gewisse Quäntchen Glück haben. Man muss auf jede Situation vorbereitet sein, um am Ende das entscheidende Hundertstel vorne zu liegen.

Was sind Deine Erwartungen
Wenn alles so wird, wie ich es mir vorstelle, werde ich an allen drei Tagen an den Start gehen. Samstag im Canadier-Einer, sonntags im C2 mit meinem Partner Rene Brücker und am Pfingstmontag in den Teamwettkämpfen. Bei uns ändert sich die Streckenführung nicht. Wir haben keine Tore, durch die wir hindurch paddeln müssen. Bei uns gilt es von A nach B so schnell wie möglich zu kommen. Wir fahren in zwei Qualifikationsläufen. Die besten/schnellsten internationalen Fahrer werden dann im Finale in einem Lauf den Sieger küren. Es heißt also v.a. auch im Finale die Nerven zu behalten und, von den Zuschauern beflügelt, die Strecke möglichst schnell und siegesbewusst zu befahren.

zurück