TSV Friedberg - HSC Bad Neustadt

Sonntag, 23. Februar 2014, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Beim 29:24 (12:13) gegen Bad Neustadt zeigte die Mannschaft eine klasse Leistung und überzeugte mit Kampf und Leidenschaft.

Bad Neustadt hatte bislang erst ein einziges Spiel verloren, nur Großsachsen hatte vor zwei Wochen den Spitzenreiter schlagen können, alle anderen Partien hatte der souveräne Spitzenreiter der 3. Liga gewonnen. Die Friedberger konnten also ohne Druck in dieses Heimspiel gehen, sie wollten sich ihren Fans nach dem Sieg gegen Rödelsee einfach mit einer guten Vorstellung gegen den Favoriten präsentieren. Die Halle war sehr gut gefüllt, es gab kaum freie Plätze.

Bei Bad Neustadt spielt mit Emil Feuchtmann der Bruder des früheren Friedberger Linksaußen Harald. Beide sind chilenische Nationalspieler, Emil nahm bislang an zwei Weltmeisterschaften teil und verpasste die Qualifikation für Olympia 2012 nur knapp. Mit sieben Toren stellte der Chilene auch an diesem Tag seine Klasse unter Beweis.

Bad Neustadt musste schon nach wenigen Minuten eine Verletzung hinnehmen, der starke Kreisläufer Franziskus Gerr verletzte sich bei einem unglücklichen Zusammenprall am Knie.

Friedberg konnte auf seinen spanischen Spielertrainer Manuel Vilchez – Moreno zurückgreifen, er hatte seine Sprunggelenksverletzung überwunden und machte ein großes Spiel. Nach zehn Minuten lag Friedberg mit 5:2 vorne, aber dann ließ Bad Neustadt seine Klasse aufblitzen und glich innerhalb von 120 Sekunden aus. Jetzt blieb die Partie offen, beide Teams verteidigten hart, es fielen wenig Tore. Friedbergs Abwehr profitierte enorm von der Erfahrung ihres Spielertrainers, der auf hinten Mitte den Laden zusammen hielt. Doch auch die anderen Herzogstädter warfen sich mit Leidenschaft in die Lücken, antizipierten gut und eroberten immer wieder den Ball. So gelang dem TSV über die erste Welle einige einfache Tore.

Auch nach dem 8:10 blieb Friedberg in der Partie. Bad Neustadt hatte an diesem Tag sicherlich die besseren Einzelspieler, aber Friedberg machte das durch mannschaftliche Geschlossenheit, Kampf und Leidenschaft wett. In der 24. Minute tauschte Trainer Harald Rosenberger seinen Keeper, Benjamin von Petersdorff hatte an diesem Samstag nicht viele Bälle halten können. Für ihn kam Daniel Eberle in den Kasten, der bei der Zweiten seit Wochen überragend hält. Dies setzte er zwei Klassen höher fort, er war einer der Matchwinner an diesem Tag.

Mit einem knappen 12:13 – Rückstand ging es in die Pause. In einer echten Abwehrschlacht hatte Friedberg so noch alle Chancen. Schon in der 35. Minute hatte sich der TSV die Führung zurück erobert, die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte eindeutig Friedberg. Als es nach zwei Dritteln des Spiels 20:16 stand, lag die Sensation so langsam in der Luft. Bad Neustadt schlug aber schnell zurück und zeigte mit zwei Toren innerhalb von 60 Sekunden, warum sie der souveräner Spitzenreiter in der 3. Liga sind. Aber eines war klar: Wenn der TSV dieses Niveau würde halten können, dann war an diesem Tag sogar wirklich die große Überraschung drin.

Bis zehn Minuten vor dem Ende blieb es eng, Friedberg führte aber immer mit einem oder zwei Toren. Im Positionsspiel hatte die Mannschaft aber Schwierigkeiten, die Kreisanspiele auf Panagiotis Erifopoulos wehrten die Gäste immer wieder ab und auch den Würfen von Jonathan Scholz und Miro Ilic war kein besseres Schicksal beschieden. Also sprang Vilchez – Moreno in die Bresche und sorgte mit seinen technisch erstklassigen Würfen für die Tore. Der Spanier, der die gesamte Saison über immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, zeigte, was für ein starker Spieler er sein kann, wenn er gesund ist. Gegen seine Torabschlüsse sahen die großgewachsene Deckung und der starke gegenrische Keeper kein Land. Doch das schönste Tor des Abends sollte Jonathan Scholz erzielen: In Unterzahl spielte Miro Ilic einen genau getimtem Kempapass, der Halblinke sprang weit in den Kreis hinein und erzielte in der Luft stehend das 23:20 in der 53. Minute.

Bad Neustadt hatte nun nichts mehr zuzusetzen. Daniel Eberle parierte freie Würfe in Serie, die Abwehr stand weiterhin bärenstark. So wuurde es schließlich sogar ein ungefährdeter Erfolg, die vielen Zuschauer in der TSV – Halle konnten die letzten Minuten genießen, indem sie im Stehen ihrer tollen Mannschaft applaudierten. Das 29:24 (12:13) verschafft den Friedbergern etwas Luft im Kampf um den Klassenerhalt, jetzt haben sie drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Coach Rosenberger freute sich sehr über diesen unerwarteten Coup: „Heute konnte meine Mannschaft ohne Druck aufspielen. Sie musste dieses Spiel gegen den Ersten nicht gewinnen, aber sie wollte es unbedingt. Das hat man heute gesehen, so eine tolle kämpferische Vorstellung braucht man aber auch, um diese Spitzenmannschaft aus Bad Neustadt zu schlagen. Wir hatten außerdem wirklich Glück mit den Abprallern, beinahe jeder dieser Bälle ging an uns. Diesen Sieg haben wir uns hart erabeitet mit einer großartigen Mannschaftsleistung. Jetzt ist erstmal eine Woche Pause, in der Zeit werden wir hart trainieren, damit wir solche Auftritte auch in den kommenden schweren Spielen wiederholen können.“

Für den TSV Friedberg spielten: V. Petersdorff (1. – 24.; 57. – 60.); Eberle (24. – 57.); Bernhard; Wagenpfeil; Vilchez – Moreno (8); Ilic (3/3); Erifopoulos (2); Aigner (2); Abstreiter; Schneck (2); Maier – Hasselmann (1); Scholz (5/1); Dittiger (4); Lodemann (2).


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