Kanu Schwaben Interview mit Melanie Pfeifer

Samstag, 12. Januar 2013, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Das Jahr nach den olympischen Spielen ist das anstehende Jahr 2013. Die letzten Jahre waren ja gekennzeichnet mit dem Blick auf London, nun blicken alle Slalomspezialisten auf diese interessanteSlalomsaison 2013. Es stehen ja zwei harte Wochenenden mit den nationalen Qualifikationen bevor, dann insgesamt fünf Kanuslalom Weltcups (aber alle in Europa), die EM in Krakau / Polen und als Saison Höhepunkt die Weltmeisterschaft im September in Prag.

Maríanne Stenglein: Wie bereitest Du Dich auf den ersten markanten Punkt in diesem Jahr, die beiden Qualifikationen im April für die nationale Nominierung zur EM, WM und den Weltcups vor? Schließlich warst Du ja so lange verletzt und konntest gar nicht trainieren.

Melanie Pfeiffer: Seit dem letzten Weltcup2012 in Bratislava Anfang September war ich nicht mehr im Boot gesessen. Zuerst habe ich gehofft, dass die Entzündung in der Schulter von alleine weggeht. Nach drei Monaten ohne Besserung war die OP die wohl beste Entscheidung. Leider dauert die Heilung sehr lange und ich muss mich weitere Monate gedulden. Nichtsdestotrotz mache ich sehr viel Sport, fast genauso viel wie die Jahre zuvor, nur leider nicht im Boot. Ich gehe dreimal die Woche im Spickelbad einarmig schwimmen, sitze 3x die Woche aufm Spinningrad und mache zusätzlich viel Rumpf- und Krafttraining mit meinem gesunden Arm. Bald kann ich zusätzlich auch noch joggen. Seit Anfang des Jahres darf ich meinen operierten Arm wieder aktiv bewegen und die ersten Übungen am Seilzug machen. Es tut gut den Arm wieder zu bewegen, nachdem er nun einige Monate nichts getan hat. Am 13. Februar darf ich voraussichtlich das erste Mal wieder paddeln. Aber wohl die ersten Wochen nur gerade aus und auf Flachwasser. Ab wann ich wieder in den Toren und auf Wildwasser paddeln darf, werde ich vom Operateur am 14.1. erfahren. Sicher ist, dass ich bei der Qualinicht an den Start gehen darf.



Maríanne Stenglein: War es schwer für Dich, so lange kein Bootstraining machen zu können oder bist Du so froh über die überstandene Operation, dass die anderen Trainingseinheiten (Schwimmen etc.) dies aufwogen?

Melanie Pfeiffer:Nachts träume ich oft vom Paddeln. Das Paddeln fehlt mir sehr. Ich habe mich für die OP entschlossen, damit ich wieder im Boot sitzen kann ohne Schmerzen zu haben und ständig Angst zu haben, dass die Entzündung wieder kommt. Freue mich über jede Woche seit der OP, die gut überstanden ist. Bisher ging alles erfolgreich aufwärts. Das Training auf dem Spinningrad und im Schwimmbad ist sehr langweilig und zäh, jedoch brauche ich den Sport um glücklich zu sein und um mich fit zu halten, damit ich angreifen kann, sobald ich wieder kerngesund bin.

Maríanne Stenglein: Letztes Jahr (Olympiajahr) warst Du bei den Qualifikationsläufen in Augsburg und Markkleeberg sehr gut dabei, aber der eine, heiß umkämpfte Startplatz für Olympia ging leider nicht an Dich, was denkst Du, wirst Du dieses Jahr bei den Qualifikationsrennen anders machen, sollte Deine Verletzung dann auskuriert sein?

Melanie Pfeiffer: Leider werde ich dieses Jahr, wie bereits erwähnt, nicht bei der Qualian den Start gehen dürfen. In den letzten Monaten habe ich gelernt mich über kleine erfolgreiche Schritte zu freuen. Ich bin froh inzwischen meinen Arm bewegen zu dürfen und Übungen zu machen. Ich fiebere dem Tag sehr entgegen, an dem ich das erste Mal wieder im Boot sitzen werde. Man macht viel durch nach einer Schulter-OP – man hat Schmerzen, kann viele Alltagsbewegungen nicht machen, man kann nachts wochenlang nur auf dem Rücken schlafen, lässt sich vom Physiotherapeuten quälen, sieht zu wie die Muskeln immer kleiner werden und kämpft sich durch anstrengende Trainingseinheiten außerhalb des Bootes.Ich habe schon immer die Sportler bewundert, die sich aus solchen Rückschlägen wieder hochgekämpft haben. Das möchte ich auch schaffen. Und ich denke, dass man anders an eine Quali rangeht, nachdem man solche Zeiten durchlebt hat.

Maríanne Stenglein: Du warst in all den Jahren so erfolgreich, kannst Du Deine Dir am wichtigsten Erfolge aufzählen und was Dich damit besonders verbindet?

Melanie Pfeiffer: Der größte Erfolg war der zweite Platz bei der Europameisterschaft vergangenen Jahres auf dem Eiskanal. Ganz knapp verpasste ich die Goldmedaille, freute mich riesig über meine Silbermedaille unter heimischem Publikum. Die lautstarke Unterstützung während des Finallaufes hat mich beflügelt. Das Gefühl während des Laufes werde ich nicht vergessen. Hinzu kommt die sehr gute Weltranglistenplatzierung. Durch sehr gute Resultate 2011 – London Preolympic Sieg, Weltcupsieg Tacen und Gesamtweltcup 4ter Platz – und sehr gute Resultate 2012 – fünf Finalteilnahmen an drei Weltcups und 2 Weltranglistenrennen in Australien – bin ich seit Mitte des Jahres 2011 in der Weltrangliste auf dem dritten Platz. Das macht mich stolz und happy. Immerhin kann ich nun sagen, dass ich zu den besten Slalomkanutinnen der Welt zähle…

Maríanne Stenglein: Wie sieht Deine berufliche Zukunft aus, planst Du die olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 mit in Deine sportliche Zielsetzung aufzunehmen ?

Melanie Pfeiffer: Jetzt wo ich mich gerade durch die Schulterreha quäle möchte ich auch, dass es sich gelohnt hat. Solange ich bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr beste Unterstützung genieße und nebenbei auch noch einen Master in Logistik machen kann, möchte ich weiterhin den Leistungssport betreiben und auf meine großen Träume hinarbeiten. Natürlich bin ich nun erst mal froh, wenn ich wieder paddeln kann. Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich noch mehr drauf habe und auch mit Niederlagen und Rückschlägen zurechtkomme. Daher werde ich auf jeden Fall noch mal Gas geben und wenn möglich auch einen meiner Träume – Teilnahme an den Olympischen Spielen – verwirklichen!

Maríanne Stenglein: Was gibst Du den Nachwuchssportlern mit auf den Weg, da sie ja genauso gut wie Du werden möchten?

Melanie Pfeiffer: Man darf den Spaß am Sport nie verlieren, auch wenn der Weg oft steinig ist. Nach Niederlagen kommen auch wieder Erfolge. Und: rechtzeitig mit Schultertraining beginnen!!!! Damit habe ich viel zu spät angefangen und wird meines Erachtens von den Trainern zu wenig Wert drauf gelegt!! Melanie, wir danken Dir für dieses Interview und freuen uns, wenn es Dir gesundheitlich wieder gut geht, drücken Dir die Daumen für die bevorstehende Saison 2013.

internationale Highlights kurzaufgelistet:

Worldcup 1: Cardiff, Wales / GBR -21-23 June 2013
Worldcup 2: Augsburg / GER -28-30 June 2013
Worldcup 3: La Seud'Urgell / ESP -05-07 July 2013
Worldcup 4: Ljubljana-Tacen / SLO -16-18 August 2013
Worldcup 5: Bratislava / SVK -23-25 August 2013
Europameisterschaft: 6.6.-9.6.2013 Krakau / Polen
Weltmeisterschaft: 11.9.-15.9.2013 Prag / Tschechien
Junioren und U 23 Weltmeisterschaft: 17.7.-21.7.2013 LiptovskyMikulas / Slowakei
Internationaler Frühjahrsslalom in Markkleeberg am 29.3.2013-31.3.2013
20.+21.4. Qualifikation 1 in Markkleeberg, 27.+28.4.2013 Qualifikation in Augsburg

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