Ist ein Neubau des Spickelbad anstatt Sanierung doch denkbar?

Dienstag, 04. Juli 2023, 08:00 Uhr Angela Merten

Die geplante Generalsanierung des Spickelbad wird aus verschiedensten Gründen von der Stadt Augsburg neu überdacht

Die Stadt Augsburg hatte den Auftrag, das Spickelbad zu sanieren. Mit dem Beschluss vom 11.07.2022 hat der Stadtrat im letzten Jahr der Generalsanierung des Spickelbad zugestimmt. Neueste Untersuchungsergebnisse stellen die Generalsanierung jedoch in Frage.

"Aktuell sieht es so aus: Wir hatten eine Kostenschätzung für die Generalsanierung, und sind im letzten Jahr vom Sportausschuss mit dem Beschluss vom 11. Juli 2022 beauftragt worden, diesen auszuführen. Das Hochbauamt hat anschließend eine Machbarkeitsstudie vorgenommen. Im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie wurden Ergebnisse präsentiert, die dazu geführt haben, dass es keinen Sinn hat mit all diesen Parametern die Generalsanierung umzusetzen", informiert uns Ulrike Greiffenberg vom Sport- und Bäderamt der Stadt Augsburg.

Laut Beurteilung des Hochbauamt wäre es also sinnvoller, einen Ersatzneubau zu setzen. Die Kosten für diesen Ersatzneubau überraschen, da sich herausgestellt hat, dass die Kosten einer Generalssanierung im Vergleich zu einem Ersatzneubau in etwa gleich hoch sein werden.

"Das ist tatsächlich auch ein neues Thema, welches im Jahr 2022 aufgetaucht ist und es war für mich eine große Überraschung, dass wir bei dem Thema Generalsanierung und Neubau so nah beieinander liegen würden", so Jürgen K. Enninger, Sport- und Kulturreferent der Stadt Augsburg.

Der Projektleiter des Referates für Kultur, Welterbe und Sport Johannes Heiß hat dabei die Zahlen bestens im Blick: "Das Spickelbad hat nach 50 Jahren sein Zyklusende erreicht. Stand jetzt liegen die Kosten für die Generalsanierung bei 27,8 Millionen Euro. Der Neubau kostet uns 28,3 Millionen Euro. Das bedeutet 1,5 Prozent Mehrkosten. Da die Stadt von einem Planungsprozess ausgehen muss (10 % über vier Jahre) werden folgende Kosten indexiert: Die Generalsanierung wird mit 40,8 Millionen Euro kalkuliert, der Ersatzneubau mit 41,4 Millionen Euro."

Gerade die zwei größten Baustellen im Gebäude mit dem Ölschaden, dessen Ursache bis heute nicht festgestellt werden konnte und dem Stahldrahtgerüst, welches bei der Sanierung erhalten werden müsste, aber aufgrund der Statik eigentlich keinen Sinn ergibt, stellt die Stadt vor größte Herausforderungen, die trotz Sanierung nie zur vollsten Zufriedenheit saniert werden könnten. Dazu käme die gesamte Gebäudetechnik mit Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen und Brandschutz, die sehr kostenintensiv ist.

Dabei sind 1,5 Prozent eine überschaubare Kostensteigerung, ein Ersatzneubau hätte sehr viele Vorteile und ist nach Prüfung wirtschaftlicher und zusätzlich werden bei der Gebäudezertifizierung auch höhere Fördergelder möglich sein. Die Stadt Augsburg bekäme nicht nur ein "neues altes" Spickel, sondern einen richtigen Neubau, der nicht nur energieeffizient ist, sondern auch versucht, die Wasserflächen zu optimieren und neue Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen soll. Es wird mit einem 25 Meter Becken geplant.

Zum geplanten Thema 50 Meter Becken gibt Jürgen K. Enninger Hintergrundinformationen: " Die 50 Meter Becken Thematik und der Erhalt der Wasserflächen wurde im Sanierungsthema Spickelbad vermischt, was dazu geführt hat, dass wir nicht mehr handlungsfähig waren und bis heute nichts passiert ist. Wir haben großen Handlungsbedarf in unseren Bädern und diesen in unserem Entwicklungsplan ganz klar im Fokus. Natürlich werden wir das 50 Meter Becken nicht aus dem Blick lassen. Wir wurden beauftragt, die Standorte Göggingen und Schwimmschulstraße abzuwägen. Die dazu angefertigte Studie werden wir dem Ausschuss im Herbst vorlegen. Ich bin dankbar, dass die Politik die Einsicht hat, uns in diesem Punkt zu unterstützen."

Sollte der Ersatzneubau des Spickelbad, der Ende Juli dem Sportausschuss des Stadtrates vorgelegt wird, Zustimmung erhalten, wird der Architektur-Wettbewerb ausgerufen, um die Raumplanung zu optimieren, und dabei Energieeffizienz, Optik und Kosten im Blick zu haben. Der Abriss des jetzigen Spickelbad ist für 2027 geplant, wobei hier mehr von einem vorsichtigen Rückbau aufgrund der Schadstoffbelastung im Gebäude zu sprechen ist. Die Fertigstellung des Ersatzneubaus ist für 2030 geplant. Doch auch bei einer Generalsanierung wäre die Nutzung der Wasserflächen für drei Jahre unterbrochen gewesen.

Ebenfalls gute Nachrichten: Die Stadt Augsburg wird sich bemühen, die Schwimmzeiten in den anderen Bädern zu optimieren. Und wie die Planungen derzeit aussehen, wäre die Freibadfläche ausgenommen. Der Kanal und das Nichtschwimmerbecken mit der Rutsche könnte im Neubauprozess des Spickelbades weiter von Badegästen genutzt werden.

 

 


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