FC Augsburg schlägt die TSG Hoffenheim mit 4:2

Samstag, 14. Dezember 2019, 21:16 Uhr Thorsten Franzisi

FC Augsburg Trainer Martin Schmidt kann mit seinen Mannen einen weiteren wichtigen Sieg auswärts gegen Hoffenheim einfahren

Außergewöhnlich - auch mit diesen Zahlen kann man ein Fußballspiel gewinnen: 6:19 Torschüsse, 213:656 Pässe und 24:76 Prozent Ballbesitz. Aber die wichtigste Statistik gewann der FCA gegen die TSG Hoffenheim: Die Torstatistik. Mit 4:2 setzte sich Augsburg in Sinsheim durch und ist mit dem vierten Sieg aus den vergangenen fünf Spielen so etwas wie das Team der Stunde der Fußballbundesliga.

Dabei kamen beim Auswärtssieg vertauschte Rollen zum Tragen. Ist normalerweise Florian Niederlechner der Mann für die Tore, war er an allen vier Treffern „nur“ beteiligt. Dreimal legte er für die Kollegen auf, zudem holte er den von Philipp Max verwandelten Elfmeter heraus. Auch ohne ein eigenes Tor wurde Niederlechner zum Spieler der Partie gewählt. Ob er sich denn für seinen Gala-Auftritt ein Siegerbier aufmachen dürfe, antwortete der Stürmer: „Ich muss mal mit dem Trainer reden. Aber mal schauen. Ich weiß gar nicht, ob wir eines im Bus haben, wenn ich ehrlich bin.“ Zu seinen vier Vorlagen sagte er: „Das habe ich nicht einmal in der Jugend geschafft. Aber ich muss meinen Hut vor dieser Mannschaft ziehen. Jeder hat für den anderen gefightet und wir haben gut unsere Konter ausgespielt. Das waren wichtige drei Punkte.“

Dabei sah es zur Halbzeit gar nicht so Erfolg versprechend für Augsburg aus. Trainer Martin Schmidt blickte in der Kabine tatsächlich in viele ratlose Gesichter, weil seine Spieler davor nur reagierten und den Hoffenheimern die Kugel überließen. 

Über 75 Prozent Ballbesitz errechneten die Statistiker zu diesem Zeitpunkt. Augsburgs einziges Glück: Die Kraichgauer brachten den letzten Pass sehr oft zu ungenau an. „Ich habe den Jungs gesagt, hört auf zu zweifeln. Dass wir hier viel verteidigen und laufen müssen, ist normal. Wir müssen unsere Konter fahren und nach vorne. Wichtig war, ihnen Mut zu machen“, so der Trainer.

Und mit dieser Ansage trat Augsburg tatsächlich mutiger auf und belohnte sich durch einen Strafstoß, den Philipp Max verwandelte. „Das 2:1 hat uns größer gemacht“, befand Martin Schmidt. Hinten raus hatte man dann, so der Schweizer weiter, das Spielglück und einen guten Torwart, „Aber das waren drei Punkte der Mentalität, des Fleißes und der Leidenschaft. Kompliment an die Mannschaft, dass sie das aushält, was wir immer wieder verlangen.“

Der Trainer hatte eigentlich im Interview mit dem Streamingdienst von DAZN aber sein Rezept schon verraten: Augsburg wollte Hoffenheim das Spiel machen lassen und dann mit schnellen Kontern antworten. Das klappte dann vor allem im zweiten Durchgang immer besser. Besonders Max und Niederlechner hatten viel Raum für ihr hohes Tempo und legten die Schwachstelle der Kraichgauer so bloß.

Mit nun 20 Zählern befindet sich der FCA im gesicherten Mittelfeld und geht die nächste Aufgabe – daheim gegen Düsseldorf – offensivstark an: „Wir können uns von unten mit einem Heimsieg weiter distanzieren. Das wollen wir mit aller Macht“, so Niederlechner. Auch Philipp Max wollte mit einem Erfolg „richtig ordentliche Weihnachten“ haben. Trainer Schmidt sprach gar vom wichtigsten Spiel der englischen Woche. Deshalb „werden wir auch da wieder was reinknallen.“

Dass sich Schmidt dabei auf sein Personal verlassen kann, zeigten die Profis in Hoffenheim. Denn sowohl Iago als auch Fredrik Jensen feierten jeweils ihr Tor-Debüt in Deutschland und stellten unter Beweis, dass sie mehr als nur Alternativen sind. Absolut unumstritten ist zweifelsfrei „Teamleader“ Florian Niederlechner.

Ihn hob Martin Schmidt hervor: „Er ist unser erster Verteidiger, deswegen ist sein Anlauf- und Pressingverhalten sehr wichtig. Außerdem ist er ein guter Umschaltspieler und mit seiner Art und Weise reißt er andere mit. Wenn einer da vorne nie aufhört, dann hebt auch hinten keiner die Hand.“ Der Angreifer habe momentan großen Spaß. „Vom ersten Tag verspüre ich ein großes Vertrauen. Ich bin gesund und fit und kann das momentan gut zurückzahlen.“ Nur an der Sache mit dem Siegerbier muss offenbar noch gearbeitet werden.

 

Text Dennis Amedowski - Augsburg Journal / Fotos Carmen Dammasche-Gerstmeyr


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