FC Augsburg, der Rekordmeister als Trainerkiller

Donnerstag, 02. Dezember 2021, 11:55 Uhr Marc Gerstmeyr

Die FCA-Kolumne von Moritz Winkler

In der Bundesliga ist der FC Augsburg bisher alles andere als für Rekorde bekannt. Wer Woche für Woche sehen möchte, wie eine neue scheinbar uneinholbare Bestmarke in den Schatten gestellt wird, der ist 60 km südlich beim FC Bayern deutlich besser aufgehoben als beim bodenständigen Verein aus Bayerisch-Schwaben. Und doch gibt es auch beim FCA eine Statistik, mit der er sämtliche Mitkonkurrenten in den Schatten stellt.

Kein Club hat in den letzten zehn Jahren im deutschen Oberhaus für mehr Trainerentlassungen bei den Mitbewerbern gesorgt als der FCA. Insgesamt achtmal mussten zwischen 2011 und 2021 gegnerische Trainer nach einer Niederlage gegen den FC Augsburg den Hut nehmen. Damit steht der FCA vor Dortmund und den jetzigen Zweitligisten Hamburg und Werder Bremen in dieser Statistik ganz oben. Jüngstes Opfer dieses Phänomens ist Herthatrainer Pal Dardai, der nach dem 1:1 Unentschieden am vergangenen Spieltag die Hauptstädter verlassen musste.  Der 45-Jährige erlitt damit dasselbe Schicksal wie einer seiner Vorgänger. Auch Ante Covic musste 2019 nach einer 0:4 Pleite in der WWK-Arena seine Zelte bei der alten Dame frühzeitig abbrechen. Spiele gegen den FC Augsburg sind für Herthatrainer in den letzten Jahren offenbar kein gutes Omen.

Dabei war es doch bisher noch der VfB Stuttgart, bei dem die Fuggerstädter besonders gern das Trainerkarussell in Schwung brachten. Gleich viermal besiegelten die Augsburger in ihrer Bundesligageschichte bei den ungeliebten Nachbarn aus Württemberg ein Traineraus und machten dabei auch vor alten Freundschaften nicht halt. Nachdem zwischen 2014 und 2015 mit Bruno Labbadia, Armin Veh und Alexander Zorniger gleich drei VfB-Trainer nach einer Niederlage gegen den FC Augsburg gehen mussten, erwischte es 2019 Markus Weinzierl, der nach einer 0:6 Pleite in der WWK-Arena vermutlich schon zur Halbzeitpause wusste, dass seine Zeit in Stuttgart vorbei war. Die Bilder des völlig konsternierten Ex-Trainers auf der Gästebank kennt man bei den Augsburger Fans bis heute. Umso schöner, dass der 46-Jährige nun wieder auf der richtigen Trainerbank sitzt.

Doch was steckt nun hinter dem Phänomen „Trainerkiller“ FC Augsburg? Vermutlich hat es größtenteils mit der Außenseiterrolle zu tun, welche die bayerischen Schwaben selbst nach zehnjähriger Bundesligazugehörigkeit noch genießen. Die Fuggerstädter gehen Saison für Saison als Abstiegskandidat in die Spielzeit. Trifft da eine kriselnde Mannschaft auf den FCA, so wird die Begegnung für den gegnerischen Trainer schnell zum Do-or-Die-Spiel. Gegen den FC Augsburg, so die Erwartungshaltung, muss man schließlich gewinnen! Dass man gegen Augsburg allerdings auch mal verlieren kann, das wissen alle Fans in der Fuggerstadt nur zu gut – und seit zwei Wochen auch der FC Bayern München.

Inzwischen braucht es allerdings gar keine FCA-Siege mehr, um das Phänomen „Trainerkiller“ in Gang zu bringen. Wie man am jüngsten Beispiel sehen kann, reicht dafür offenbar schon ein Lucky Punch zum Unentschieden in der 97 Minute.


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