FC Augsburg: Das Doppelgesicht des Weinzierleffekts

Donnerstag, 23. Dezember 2021, 17:29 Uhr Marc Gerstmeyr

Die FCA-Kolumne von Moritz Winkler

Der FC Augsburg hat sich am vergangenen Samstag mit einem biederen 0:0 gegen Tabellenschlusslicht Fürth in die Winterpause verabschiedet. Ein Ergebnis, mit dem sowohl die Verantwortlichen als auch die Fans nicht zufrieden waren. Vertan hatte man die Chance, einen großen Schritt aus dem Tabellenkeller zu machen. Und doch lässt sich dieses Ergebnis genauso auch positiv interpretieren: Es ist bereits das dritte Mal in Folge, dass der FCA in der Bundesliga punktet.

 

In gewisser Weise steht dieses Spiel damit stellvertretend für die zwei Gesichter der Hinrunde des FC Augsburg, und man weiß nicht so richtig, was man davon halten soll. War diese erste Halbserie aus Sicht der Fuggerstädter jetzt gut oder schlecht? Und vor allem, was wurde unter Markus Weinzierl nun wirklich besser? Zeit also für eine kurze Analyse!

Eines steht fest: Die Erwartungen vor der neuen Saison an Markus Weinzierl und den FC Augsburg waren groß. Viele Fans sehnten sich nach der trostlosen Zeit unter Heiko Herrlich endlich nach ihrem FCA zurück. Es sollte wieder eine Augsburger DNA erkennbar werden, damit „wieder FC Augsburg drin ist, wo FC Augsburg draufsteht“, wie Klaus Hofmann so schön auf der Mitgliederversammlung im Oktober erklärte.

Den viel beschworenen „Weinzierleffekt“ gab es zu Beginn der Saison auch – allerdings nicht so, wie sich es die Fans erhofft hatten. Dass Mannschaften unter Markus Weinzierl alles andere als Frühstarter sind, ist in der Bundesliga kein Geheimnis. Und doch standen auch mir am Anfang die Haare darüber zu Berge, wie mut- und planlos die Mannschaft teilweise zu Werke ging. Direkt am ersten Spieltag ließ man sich mit 0:4 von der TSG Hoffenheim vorführen. Erst am dritten Spieltag konnte man überhaupt beim 1:4 gegen Bayer 04 Leverkusen das erste Saisontor erzielen und auf den ersten Dreier mussten die Fans sogar bis zum fünften Spieltag warten.

Natürlich war von Anfang an klar, dass man vom FC Augsburg auch in dieser Saison keine Wunder erwarten kann. Die Träumereien einiger Anhänger, welche die Fuggerstädter in dieser Saison schon wieder in der Europa League sahen, bleiben eben das, was sie von Anfang an waren: unrealistisch! Dennoch war die erste Saisonhälfte des FC Augsburg eine, die man wohl besser verdrängen möchte und die ihren Tiefpunkt in einem unterirdischen Auftritt beim 1:4 gegen Mitkonkurrent Mainz 05 fand.

Genau an dieser Stelle beginnt allerdings der zweite und deutlich positivere Teil des Weinzierleffekts. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat Markus Weinzierl nämlich gezeigt, dass er solche sportlichen Krisen managen kann. Nach der „Mainzer Schandnacht“ hat es der FCA-Trainer geschafft, den Schalter in der Mannschaft umzulegen. In den darauffolgenden Partien zeigte sich nun endlich die lang ersehnte Handschrift des Weinzierl-Fußballs: Kompakt stehen, aktiv pressen und schnelles Umschaltspiel. Genauso hat der FC Augsburg seine bisher größten Erfolge in der Bundesliga eingefahren.

Hinzu kommt, dass nun endlich auch die hochangepriesenen Neuzugänge beim FCA ihre Klasse unter Beweis stellen. Über die Leistungen von Niklas Dorsch in den letzten Spielen muss wohl nicht mehr viel gesagt werden: Ein Spieler, der auf und neben dem Platz mit nur 23 Jahren als Leader vorangeht.

Kurzum: Markus Weinzierl hat dafür zwar wieder mal seine Anlaufzeit gebraucht, aber er hat es am Ende doch geschafft, aus dem FCA wieder eine Mannschaft zu formen. Ein Team, das füreinander beißt und kratzt, selbst wenn es auf dem Platz einmal nicht so laufen sollte. Eine Leistung, an der sein Vorgänger gescheitert ist, die jedoch die absolute Voraussetzung für den Klassenerhalt ist. Aber eben auch „nur“ die Voraussetzung.

Klar ist auch, dass die widerbelebte Handschrift des Trainers zweifelsohne noch der weiteren Konturierung bedarf. Gerade spielerisch ist beim FC Augsburg immer noch Luft nach oben. Das gilt es jetzt in der Rückrunde zu zeigen, damit man auch im zehnten Bundesligajahr erfolgreich aus dem Abstiegskampf hervorgehen wird. Einem Abstiegskampf, der in Anbetracht der Tabellensituation so spannend werden könnte wie seit Jahren nicht mehr.


zurück