Der FC Augsburg unterliegt auwärts gegen Union Berlin

Sonntag, 26. Januar 2020, 11:55 Uhr Thorsten Franzisi

Zu wenig Durchschlagskraft zeigte der FC Augsburg beim Auswärtsspiel gegen Union Berlin und unterlag mit einem 0:2

Dieses Interview hatte mehr Pfeffer als die 90 Minuten davor. Daniel Baier wurde von sky-Moderator Jens Westen nach dem 0:2 bei Union Berlin direkt nach dem Spiel gefragt, ob er denn die Leistung nicht gut oder schon schlecht bewerte. „Von uns oder von beiden?“ fragte Baier zurück Westen antwortete: „Von Ihnen.“ „Na gut“, so der FCA-Kapitän. „Da sage ich lieber nichts dazu.“

Westen hakte nach, Baier ließ den Frust raus: „Wenn du mit solch einer Frage anfängst, was soll ich dazu sagen? Du hast nicht einmal gefragt, ob das Spiel gut war. Darauf gebe ich keine Antwort. Dass wir hier bei Union Berlin nicht die Sterne vom Himmel spielen, dürfte dir auch klar sein. Das war ein Kampfspiel, in dem wir alles reingeworfen haben. Wir gehen durch eine Standardsituation in Rückstand und mit dem 0:2 haben wir alles nach vorne geworfen und hatten ein paar Chancen. Ich weiß aber nicht, was für ein Spiel du dir von uns erwartest.“

Westen versuchte anschließend das Interview wieder in eine analytische Richtung zu lenken: „Nach vorne“, so der sky-Mitarbeiter, „war das keine gute Leistung.“ Baiers Antwort? „Wenn du das so siehst, dann passt das doch. Wer nach solch einem Spiel so eine erste Frage stellt... Ich habe einen Puls von 180, da darfst du mir nicht böse sein. Du kannst mit einer vernünftigen Frage anfangen. Dass wir hier nicht gut gespielt haben, ist jedem klar. Es hat doch von vornherein keiner ein gutes Spiel erwartet. Das war ein Kampfspiel.“ Westen stellte anschließend noch eine Frage zum ersten Gegentor, Baier antwortete und der Moderator bedankte sich anschließend für das Gespräch und erntete daraufhin böse Blicke des FCA-Kapitäns.

Dieses Feuer hätte man Baiers Kollegen vor dem Spiel gewünscht, denn gegen das gut organisierte und defensiv solide ste-hende Berlin zeigte der FCA lange Zeit nichts, was an das 3:5-Torspektakel gegen Dortmund erinnerte. Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter sagte auf sky: „Es ist schwer, die Kopfballstärke von Union zu verteidigen. Das ist nicht einfach und in der Situation stellen wir uns zu blöd an.“ Positiv, so Reuter, sei die Tatsache, dass man erst hinten raus in den letzten 20 Minuten angefangen habe, Fußball zu spielen.

„Aber wir haben die Torchancen nicht gemacht.“ Besonders ärgerlich: Das erste Gegentor resultierte aus einer Standardsituation. Vermeidbar, so Baier: „Der Trainer hat die ganze Woche darauf hingewiesen, dass man gegen die großen Spieler Gegentore nach Standards kassieren kann.“ Auch Florian Niederlechner ärgerte sich über die Pleite: „Wir hatten auch Chancen, diese aber nicht genutzt. Union hatte ihr Standardtor gemacht und ihre zweite Möglichkeit genutzt. Dann verlierst du hier in Berlin.“ Warum man trotz Offensivstärke nicht wie gewünscht zum Zuge kam, erklärte der Angreifer dem Bezahlsender wie folgt: „Wir haben auch gegen einen sehr guten Gegner gespielt. Das darf man nie vergessen. Hier haben Dortmund und Gladbach verloren. Es ist hier schwer, weil Union das richtig gut macht und offensiv schnörkellos spielt. Das hatten wir aber auch vorher schon gewusst. Hier kann man verlieren. Trotzdem müssen wir es besser machen.“

Trainer Martin Schmidt mahnte nach der Partie und der dritten Niederlage in Folge: „Ich hatte im Vorfeld ja von einem kernigen Spiel gesprochen. Und so ist es gekommen. Wir wussten, um die Spielweise von Union. Wir wussten, dass sie defensiv sehr stabil stehen und wir wussten, dass es eine große Herausforderung werden würde. Vielleicht“, so vermutet Schmidt, „haben wir uns zu fest auf die Defensivstrategie fixiert und das Spiel nach vorne vergessen.“ Als Knackpunkt sieht der Schweizer das Gegentor kurz nach der Halbzeit: „Das hat uns den Stift gezogen. Dadurch waren wir verunsichert, weil wir wussten, in Rückstand zu geraten, ist nicht gut. Dann leisteten wir uns einen Verteidigungsfehler und dann wurde es noch schwieriger. Hinten raus haben wir alles versucht, aber die letzte Überzeugung und die Gier, das Spiel mit aller Gewalt zu gewinnen, haben gefehlt.

Deshalb hätten wir den Ausgleich nicht verdient.“ Zur aktuellen Pleitenserie sagt der Trainer: „Die Situation fordert uns auf, dass es beim nächsten Heimspiel brennen muss. Wir wissen, was bei uns gegen Bremen ansteht.“
Ein Erfolg gegen Werder Bremen am kommenden Samstag würde die Stimmung in Augsburg deutlich verbessern. Um die Spannung hochzuhalten, findet am heutigen Sonntag sogar noch ein interner Test statt. All das, damit der FCA wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt. Schließlich spricht auch Daniel Baier nach einer Partie lieber über Siege, als über Niederlagen. Text Dennis Amedowski - Augsburg Journal / Fotos Carmen Dammasche-Gerstmeyr


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