Rising Star: 17-jährige ist U21 Europameisterin vom TTC Langweid

Dienstag, 30. Januar 2024, 11:13 Uhr Thorsten Franzisi

Ukrainische Spitzenspielerin Veronika Matiunina des TTC Langweid zeigt sich nach ihrem Überraschungscoup unendlich dankbar

Schon die Nominierung war für Veronika Matiunina eine kleine Überraschung, ihr Auftritt in Skopje aber eine echte Sensation: Langweid reist am Samstag mit einer frischgebackenen Europameisterin nach „Bruck“. Als ungesetzte Spielerin drang Matiunina von der Qualifikation bis ins Finale vor und gewann auch das: Nach einem 4:3 über Elena Zaharia aus Rumänien, eine der Favoritinnen, ließ die Ukrainerin ihrer Freude freien Lauf.

„Damit hätte ich nie gerechnet“

„Das war und ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, damit hätte ich nie gerechnet“, gibt Matiunina im besten Deutsch zu Protokoll. „Ich bin hier mit dem Ziel angetreten, die Qualifikationsgruppe zu überstehen.  Nachdem ich das geschafft hatte, habe ich im Hauptfeld ein bisschen Glück mit der Auslosung gehabt, wäre aber in der ersten Runde  beinahe rausgeflogen, da lag ich gegen die Tschechin Helena Sommerova schon 2:3 nach Sätzen und 3:6 im sechsten Satz zurück.“

Unendlich dankbar

Matiunina stammt aus dem ostukrainische Sjewjerodonezk im sogenannten Donbass, einem der Hauptkriegsschauplätze. Als russische Truppen im Februar 2022 in die inzwischen besetzte Region einmarschierten, besuchte Matiunina seit wenigen Monaten ein Sportinternat in Kiew. Zusammen mit weiteren jungen Internatssportlern, aber ohne ihre Eltern (sind aus dem zerstörten Sjewjerodonezk inzwischen nach Kiew übergesiedelt), flüchtete Matiunina nach Deutschland, wo sie am Leistungszentrum des Bayerischen Tischtennis-Verbands in München und (nach einer Saison in Schwabhausen) auch im Langweider Zweitliga-Team eine neue (sportliche) Wahlheimat gefunden hat. „Für diese Unterstützung bin ich unendlich dankbar. Ganz besonders möchte ich mich bei Krisztina Toth bedanken, meiner Trainerin am BTTV-Leistungszentrum, denn sie hat einen sehr großen Anteil an meiner aktuellen sportlichen Entwicklung und diesem EM-Titel.“

Fokussiert, technisch stark und anpassungsfähig

Toth, Bayerns aus Ungarn stammende Landestrainerin, siebenmalige Europameisterin und ehemalige Langweiderin (mit dem TTCL u.a. Deutsche Meisterschaften), unterstütze Matiunina auch in Skopje: Da der ukrainische Verband aus finanziellen Gründen nur einen Coach für vier, mitunter gleichzeitig spielende Vertreter mitschicken konnte, bin ich auf eigene Kosten für ein paar Tage mitgekommen und habe Veronika bis zum Halbfinale betreut. Alles weitere hat mir am Livestream vor lauter Aufregung viele graue Haare mehr eingebracht.“ Umso mehr freut sie sich nun mit ihrem Schützling: „Das war ein sehr reifer Auftritt von Veronika. Voll fokussiert, technisch beidseitig d.h. mit Vorhand wie Rückhand stark und anpassungsfähig an die jeweilige Spielweise und das „Material“ der jeweiligen Gegnerin.“

„Werde hart für weitere Siege und Titel arbeiten“

Auf diese Weise blieb der trainingsfleißigen Matiunina die Konfrontation mit ihrer (ehemals) größten Schwäche erspart: Dem Umgang mit Niederlagen. „Zu lernen, die eigene Leistung nicht nur nach dem reinen Spielausgang d.h. Sieg oder Niederlage zu bewerten, sich von Niederlagen nicht runterziehen zu lassen und allzu hart mit sich ins Gericht zu gehen, gehört zu den Dingen, an denen wir seit zwei Jahren intensiv arbeiten.“ Gelegenheiten den dabei gemachten Fortschritt unter Beweis zu stellen, bietet Matiunina derzeit allerdings nur selten: In der 2. Bundesliga hat die neue U21-Europameisterin in der laufenden Saison noch keine einzige Einzel-Niederlage verdauen müssen: 14 Spiele, 14 Siege. Und sie will mehr: „Ich werde weiter hart arbeiten für weitere Siege und Titel.“

Text von: Barbara Jungbauer


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