PIOTR TROCHOWSKI und sein Werdegang

Donnerstag, 28. Januar 2016, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Er spielte mit Oliver Kahn beim FC Bayern, bildete mit Rafael van der Vaart ein Zauber-Duo, legte Roy Makaay, Claudio Pizarro und Giovane Elber die Bälle auf und verlor im EM-Finale 2008 mit Deutschland unglücklich gegen Spanien 0:1.



Seit Juli schnürt Piotr Trochowski seine Schuhe für den FC Augsburg. Dass Augsburg einen solchen Weltstar bei sich im Kader hat, ist dem vielen Pech des Vize-Europameisters zu verdanken. Denn eigentlich war Trochowski für Größeres bestimmt. Mit 15 wechselte er zum FC Bayern. „Ich kam von St. Pauli nach München. Ich war plötzlich 750 Kilometer von Zuhause weg. Das war nicht ganz einfach, aber wir hatten bei Bayern ein Jugendhaus mit 15 Jungs, die alle das gleiche Schicksal teilten.

Bei uns gab‘s nur Fußball. Unser Haus war direkt neben dem Trainingsplatz der Profis. Wir standen oft am Fenster und haben zugeschaut, wie die Stars trainieren.“



Mit 17 ist auch Trochowski einer der Stars. Gegen Hannover wird er 2003 beim Stand von 0:2 eingewechselt, am Ende spielt Bayern 2:2. „Da sind so viele Sachen auf einmal passiert, dass man das gar nicht genießen konnte“, erinnert er sich. Der Wunsch, auch mal in der Heimat zu spielen, war aber ein Jahr später größer. Eine Million Euro überwies der HSV an die Bayern. „Dort erlebte ich meine sportlich erfolgreichste Zeit. Wir haben um die Meisterschaft gespielt, waren in der Champions-League und standen im Halbfinale des Europa-Cups.

Aber wir spielten mit Hamburg auch gegen den Abstieg. Da kamen viele Sachen zusammen.“ Turbulenter ging es da nur beim FC Sevilla, Trochowskis nächster Station, zu. „Zu Beginn meiner Zeit musste ich mich um Banksachen kümmern. Mit meinem gebrochenen Spanisch gehe ich in die Filiale und da kommen mir um 10 Uhr vier Mitarbeiter entgegen, die gerade gehen. Innendrin ist nur eine Mitarbeiterin und eine lange Schlange. Als ich dann fragte, wohin die vier gegangen wären, hieß es, die gehen erstmal frühstücken...“ Sportlich läuft es zunächst gut, doch eine zweite Knieoperation ist eine zu viel. Der Verein kündigt Trochowski trotz laufenden Vertrags, der Profi geht gerichtlich dagegen vor, muss sich in der Zeit aber privat fit halten. Auch sämtliche Reha- Termine bezahlt er aus eigener Tasche. Ein verlorenes Jahr, wie er selbst sagt.

Über ein Probetraining empfahl sich der 35-fache Nationalspieler im Sommer 2015 beim FCA. „Meine Verpflichtung war ein Risiko. Mir hatte doch keiner mehr die Bundesliga zugetraut“, erklärt er. In der Hinrunde spielte der Standardspezialist viermal in der Liga und fünfmal in Europa. Dabei gelangen ihm zwei Tore und eine Vorlage. Sein Treffer zum 1:0-Sieg in Alkmaar bedeutete der ersten Europacup-Sieg der FCA-Geschichte. Ein weiteres Kapitel in Trochowskis Fußballer-Karriere.

Mit freundlicher Unterstützung des Augsburg Journal

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