DAV Kletterzentrum Augsburg richtet DM Lead aus

Sonntag, 22. Oktober 2023, 14:11 Uhr Angela Merten

Mit Spannung verfolgte das Augsburger Publikum die denkbar knappen Entscheidungen bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Lead im DAV Kletterzentrum Augsburg und feuerte alle Athlet:innen, insbesondere die Augsburger Lokalmatadoren Sandra Hopfensitz, Annika Müller und Max Dinger, an beiden Wettkampftagen mit großer Begeisterung an.

Seit vielen Monaten wurde auf das große Event hingearbeitet. Die ersten Planungen und Terminfestlegungen begannen bereits im Januar - unter anderem mit der Order der Wettkampfgriffe, die in der hohen Liga lange Wartezeiten haben und sehr kostenintensiv sind. Dazu kamen viele weitere organisatorische Themen. "Unterstützung hatten wir durch den DAV Bundesverband, der den Ablauf der Meisterschaft organisiert, sowie die ausgebildeten nationalen Schiedsrichter gestellt hat", erzählt uns Jannik Weiser vom DAV Kletterzentrum.

In der Woche vor der Meisterschaft ging es auf dem Gelände an der Ilsungstraße dann richtig  rund: Die Kletterwand an der Fassade wurde komplett leer geschraubt. Einen Tag später reiste ein Team an nationalen Routenbauern an, die ab diesem Zeitpunkt nur knapp vier Tage Zeit hatten, die acht Wettkampfrouten für Qualifikation, Halbfinale und Finale auszutüfteln und an die Wand zu bringen. Ferdinand Triller, einer der drei Betriebsleiter ergänzt: "Wenn man bedenkt, dass alleine eine Route bei gut 8.000 Euro liegt, möchten wir speziell der Stadt Augsburg danken, die Fördermittel für die Mietkosten der Wettkampfgriffe zur Verfügung gestellt hat."

Auch wenn der Qualifikationstag am Nachmittag trotz milder Temperaturen regnerisch war, tat dies dem zeitlichen Ablauf des Wettkampfs keinen Abbruch. Aufgrund des Steilheitsgrades der Kletterwand konnten alle Athlet:innen ihren Wettkampf regensicher beenden. Sandra, Annika und Max zeigten starke Leistungen und qualifizierten sich auf direktem Weg für das Halbfinale.

Ganz anders als in allen Jahren zuvor, spielte der Wettergott dem DAV Kletterzentrum in diesem Jahr ein Schnippchen, und die Temperaturen fielen am Finaltag deutlich herab. Auch wenn die Routenbauer bereits im Vorfeld genau auf die Wettervorhersagen achten, um die Bedingungen am Wettkampftag in die Route mit einzubeziehen, änderte dies nichts an der Tatsache, dass sich die Athlet:innen von jetzt auf gleich auf eine veränderte Haptik der Griffe und auf klamme Finger an der Kletterwand einstellen mussten. Doch kleine Tricks, wie der Handwärmer im Chalkbag von Sandra Hopfensitz halfen, die Finger warmzu-
halten.

Sandra und Max konnten sich auch im Halbfinale wieder direkt für das Finale qualifizieren. Annika war auf dem perfekten Finalkurs, musste aber unglücklicherweise aus Sicherheitsgründen gestoppt werden, weil sie eine Expressschlinge nicht eingehängt hat. Ein Fehler, der in der Karriere eines Sportkletterers nur einmal im Leben passiert und die Enttäuschung darüber war natürlich groß.

Wie im Halbfinale auch kamen die Athlet:innen  zum Finale aus der Isolationszone und durften gemeinsam sechs Minuten lang die zuvor verdeckte Route  analysieren, um eine Strategie zum optimalen Aufstieg zu entwickeln. Anschließend wurden sie wieder in die Isolation gebracht und bestiegen die Finalroute einzeln hintereinander.

Sandra und Max kletterten stark, konnten sich aufgrund des starken Teilnehmerfeldes aber nicht an die Spitze setzen. Bei den Damen gewann Martina Demmel vom DAV Allgäu-Kempten überraschenderweise vor Lucia Dörffel vom DAV Chemnitz. Bei den Herren hängte Yannick Flohé vom DAV Aachen den bisher amtierenden Deutschen Meister Yannick Nagel vom DAV Mannheim ab.

Ferdinand Triller zieht ein durchweg positives Resümee: "Grundsätzlich freue ich mich als Ausrichter ganz extrem, dass wir es wieder geschafft haben, eine DM hier zu haben. Seit 2018 hatten wir nun jedes Jahr einen Wettkampf in der Rangliste. 500 gutgelaunte Zuschauer und die Liveübertragung des Bayerischen Rundfunks zeigen einmal mehr, wie attraktiv das Sportklettern in der Öffentlichkeit geworden ist. Für uns als Kletterzentrum mit angegliederten Landesleistungszentrum war es noch das letzte Mal Schwung holen für den Europacup Lead und Speed der Damen und Herren, der nächstes Jahr bei uns stattfinden wird. Das ist der bisher höchstrangige Wettkampf, den wir hier in Augsburg haben werden und auf den wir uns alle schon freuen können."


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