Offene Deutsche Schachmeisterschaft: Doppeldamen und Hieroglyphen

Samstag, 09. März 2024, 11:15 Uhr Thorsten Franzisi

Spannende Wettkämpfe bei der Offenen Deutschen Meisterschaft der Schach-Damen im Hotel Ibis – Favoritinnen liegen vorne.

Dass Frauen auch richtig fighten können, gibt es nicht nur beim Boxen: Beim Schach gilt es, ebenfalls den Gegner zu „schlagen“. Bei der Offenen Deutschen Meisterschaft der Schach-Damen im Hotel Ibis zeigen die 44 Teilnehmerinnen aus 16 Ländern, dass sie mit starken und raffinierten Zügen spannende und starke Partien aufs Brett zaubern können, und so mancher männliche „Schach-Kiebitz“ reibt sich verwundert die Augen, was den „Amazonen“ in verzwickten Stellungen doch noch alles einfällt.

Eingebettet in den „Equal Pay Day“, der weltweit an die gleiche und gerechte Bezahlung der Frauen erinnern soll, und an den Internationalen Frauentag, findet das erstmals in Augsburg ausgetragene Turnier in einem absolut passenden gesellschaftspolitischen Rahmen statt. Und mit zunehmender Rundenzahl steigert sich das Kribbeln rund um die 64 Felder. Die amtierende deutsche Meisterin, Kateryna Dolzhykova (sie stammt aus der Ukraine), setzte sich nach drei Runden mit drei Punkten als Alleinführende an die Spitze der Gruppe A. Eine „wilde Schlacht“ absolvierten Johanna Blübaum aus Deutschland gegen die Internationale Meisterin Klaudia Kulon aus Polen. Beide hatten gegen Ende der Partie zwei Damen auf dem Brett, doch eine Mehrfigur entschied dann doch zugunsten der für Leipzig spielenden Polin. In der Gruppe B übernahmen ebenfalls drei ELO-Favoritinnen die vorderen Ränge: Vanessa Bräuer und Sarah Peglau (beide Deutschland) zusammen mit Anika Du Plessis (Internationale Meisterin aus Südafrika) gemeinsam mit der Nachwuchsspielerin Cosima Wagner vom TV Tegernsee.

Viel zu tun bei diesem hochkarätigen Turnier hat die Hauptschiedsrichterin Nadja Jussupow. Zum „Equal Pay Day“ meinte sie, dass es „sehr erstrebenswert wäre, wenn Frauen in Zukunft die gleichen Prämien bei nationalen und internationalen Wettkämpfen bekämen wie die Männer“. Und während sie darüber sinniert, tippt sie die nächsten Partien in den Schach-Computer ein - so die Notationen ordentlich lesbar sind. Und zeigt dann ein paar Spielberichte, die eher Hieroglyphen ähneln als einer lesbaren Schrift. „Diese Spiele“, sagt sie, „mussten die Spielerinnen selbst mühsam nachrekonstruieren“. Da soll noch eine(r) sagen, dass Schach einfach wäre.

Text Wolfgang Taubert


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