TV Augsburg Basketballherren steigen in die 1. Regionalliga auf

Mittwoch, 17. April 2024, 16:40 Uhr Angela Merten

Dabei gelingt ihnen ein historischer Erfolg - noch nie zuvor spielte ein Basketball-Herrenteam des TV Augsburg auf solch hohem Niveau

Nach der erfolgreichsten Basketballsaison der Vereinsgeschichte steht die 1. Herrenmannschaft des TV Augsburg nicht nur an der Spitze der 2. Regionalliga Mitte. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Aufstiegsturniers am vergangenen Wochenende gegen die Sieger der Nord Staffel USC Leipzig und den Siegern der Süd Staffel SB DJK Rosenheim ist es nun gewiss: Der TV Augsburg schafft den Aufstieg von der 2. Regionalliga Mitte in die 1. Regionalliga.

Bereits in der letzten Saison konnten die Basketball Herren mit dem 3. Tabellenplatz das beste TVA Ergebnis der Geschichte erzielen. Doch dieser Saison setzten sie dem Ganzen noch die Krone drauf:  Meister der 2. Regionalliga Mitte und der Aufstieg in die 1. Regionalliga. Wir sprachen mit Markus Mosig - Headcoach der TVA Basketball Herren 1.


Markus, seit wie vielen Jahren bist du Jetzt Coach der H1? Wie kam es dazu? Was hast du davor gemacht bzw. welches Team gecoacht?
Seit 2020 trainiere ich die 1. Herrenmannschaft beim TVA. Das ist für mich persönlich eine sehr emotionale Angelegenheit. Ich habe selber von 1999 bis 2014 beim TVA-Basketball gespielt und hatte hier eine hervorragende Zeit. 2010 habe ich dann auch schon angefangen, selber als Trainer beim TVA zu arbeiten. 2014 bin ich dann für mein Studium nach Mannheim gezogen. Dort habe ich mit 25 Jahren eine 1. Regionalliga Mannschaft trainiert. Das war für mich persönlich ein riesiger Karriereschritt, weil ich mit Abstand der jüngste Trainer auf diesem Niveau war. 2020 – auch auf Grund von Corona – bin ich dann schneller als gedacht nach Augsburg zurückgekommen. Und dann war klar: ich trainiere die H1 beim TVA. Die Mannschaft hat damals einen neuen Trainer gesucht und ich kannte viele Spieler, die in dieser Mannschaft gespielt haben. Die Spieler haben sich bei mir gemeldet und dann war sehr schnell klar, dass wir das Projekt gemeinsam angehen. Der TVA ist also schon immer ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben.

Was sind deine Aufgaben als Abteilungsleiter? Bist du alleine oder kannst du auf ein Trainerteam bauen?
Ich habe zum Glück einen Co-Trainer, auch wenn die Aufgaben als Headcoach sehr viel Zeit und Energie kosten. Es ist mein Anspruch als Trainer, sehr viel mit den Spielern zu sprechen und das ist bei einem Kader von 22 Spielern natürlich sehr aufwendig.
Als Abteilungsleiter geht es darum, die Strategie der Abteilung zu entwickeln und natürlich zu schauen, dass wir uns in Summe gut entwickeln. Und das war die letzten Jahre sehr erfolgreiche. Wir haben einen wahnsinnigen Zuwachs gerade in den sehr jungen Jahrgängen. Wir wollen uns hier kontinuierlich von unten neu aufbauen und sowohl im weiblichen, als auch im männlichen Bereich möglichst vielen Kindern den Basketballsport näherbringen.

Wie war die Entwicklung in der H1?
Ja die Entwicklung war nicht immer einfach. In meiner ersten Saison als TVA Trainer hatten wir nur 4 Spiele, dann wurde die Saison wegen Corona abgebrochen. Und auch im zweiten Jahr hatten wir viele Probleme mit Corona. Ständig wurden Spiele abgesagt. Es ging soweit, dass wir am Ende der Saison 11 Spiele in 4 Wochen hatten, was für eine Amateurmannschaft natürlich sehr viel ist. Auch während der Saison hatten wir sehr viele Ausfälle wegen positiven Corona Tests. Die dritte Saison war dann endlich sehr positiv. Wir haben eine gute Runde gespielt und konnten uns am Ende den 3. Tabellenplatz sichern. Das war damals schon das beste TVA Ergebnis der Geschichte. Und dann kam dieses Jahr, in dem wir das alles nochmal toppen konnten. Der Kern der Spieler ist nun seit 4 Jahren mit dabei, dazu haben wir vereinzelt sehr gute Verstärkungen bekommen. Entsprechend erfolgreich sind wir in die Saison gekommen. In der Hinrunde haben wir alle Spiele gewonnen. In der Rückrunde hatten wir eine unglückliche Niederlage in Baunach und eine verdiente Niederlage gegen Leitershofen. Aber mit dem Aufstieg konnten wir die positive Entwicklung aus den letzten Jahren mitnehmen und jetzt einen historischen Erfolg feiern.

Wie verlief die aktuelle Saison?
Wir haben uns im Juli 2023 zusammengesetzt und über die Ziele gesprochen. Damals war unser Ziel klar: wir wollen Meister werden. Das Thema Aufstieg war damals noch nicht so präsent wie jetzt. Mit diesem Ziel sind wir in die Saison gestartet und es hat sich auch sehr gut entwickelt. Wir hatten über das ganze Jahr eine sehr gute Trainingsqualität und -beteiligung. Das macht sehr viel aus, wenn man auf einem so hohen Niveau spielen will. Zudem hatten wir einen sehr tiefen Kader, sodass wir Ausfälle gut kompensieren konnten. Zusätzlich konnten wir dadurch natürlich viel rotieren, was uns in den meisten Spielen geholfen hat. Die Niederlage in Baunach tat weh, weil wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben. Die Niederlage gegen Leitershofen war absolut verdient, weil wir ein sehr schlechtes Spiel gemacht haben und mental nicht mehr bei der Sache waren. Um so beeindruckender, wie gut wir die Wochen bis zum Turnier genutzt haben. So ab Mitte Dezember haben meine Spieler dann immer mehr realisiert, dass wir wirklich aufsteigen können, wenn wir hart arbeiten. Ab dann war das Thema in den Köpfen der Jungs. Wir hatten nach dem Spiel gegen Leitershofen dann ein langes Teammeeting, um die Ziele neu zu definieren (Aufstieg) und den Fokus neu zu schärfen. Das war im Nachgang ein sehr entscheidendes Meeting.

Mit welcher Überlegung geht Ihr die 1. Regio an? Was ändert sich?
Natürlich wird sich sehr viel ändern in der 1. Regionalliga. Das Niveau ist nochmal deutlich höher als in der 2. Regionalliga. Es ist genau die Schwelle zwischen Amateur- und Profisport. Wir werden auf viele Mannschaften treffen, die bezahlte Spieler haben oder sich Importspieler – zumeist aus den USA – holen. Diesen Weg werden wir nicht einschlagen. Unser Ziel ist klar: wir wollen die beste Amateurmannschaft in Schwaben sein, und ich glaube dieses Ziel haben wir erreicht. Wir werden keinen Spieler bezahlen. Die Herren 1 beim TVA hat einen so starken Zusammenhalt, einen so guten Spirit: dieses Gefüge wollen wir uns nicht kaputt machen. Wir haben uns über die letzten Jahre überregional einen Ruf aufgebaut, dass man bei uns Spaß haben kann aber gleichzeitig immer nach dem maximalen Erfolg strebt. Und diese Balance macht uns aus. Das Zwischenmenschliche wird auch weiterhin immer die wichtigste Komponente bei uns im Team sein. Außen herum verändern sich natürlich einige Dinge: wir müssen mehr Scouting betreiben, müssen Videoanalysen machen. Das bedeutet, dass wir alle mehr zeit investieren müssen. Zudem kommt hinzu, dass auch die Kosten für Ligabetrieb und Schiedsrichter deutlich nach oben gehen werden. Hier sind wir auch permanent auf der Suche nach Sponsoren, die uns unterstützen. Aber in Summe sind wir hier sehr gut vorbereitet und wir wollen das Abenteuer 1. Regionalliga auf jeden Fall angehen.

Was ist euer Ziel für die 1. Regionalliga? Wann startet die Saison?
Die Saison wird Ende September losgehen, also haben wir eigentlich eine lange Pause. Nichtsdestotrotz werden wir bereits vor den Sommerferien den ersten Block der Vorbereitung durchführen. Ein konkretes Ziel haben wir noch nicht, davor müssen noch einige Dinge geklärt werden, wie zum Beispiel Kader und Erwartungshaltung der Spieler. Unabhängig dessen wird es natürlich erstmal das Ziel sein, die Liga zu halten und nicht abzusteigen. Das ist mit Abstand das wichtigste Ziel. Alles darüber hinaus werden wir sehen, das ist jetzt noch kein Thema.

Woher kommen Eure Gegner?
Wir kommen in die 1. Regionalliga Süd. Das bedeutet, wir haben folgende Gegner: Schwabing, Jahn München, Unterhaching, Vilsbiburg, Nördlingen, Ansbach und Treuchtlingen. Hier wird erst eine Hauptrunde gespielt, in der wir 14 Spiele haben. Danach kommt es zu einer Zwischenrunde, in der wir gegen zwei Gegner aus der Nordgruppe spielen. Das werden dann die wirklich weiten Auswärtsfahrten, Leipzig oder Dresden ist hier möglich. Je nach Tabellenstand der Zwischenrunde entscheidet es sich dann, ob man in die Playoffs oder die Playdowns kommt.

Welche Chancen bieten sich dem TVA durch den Aufstieg?
Natürlich ist 1. Regionalliga ein Niveau, welches viele externe Spieler anlockt. Nicht nur für unser Team, sondern auch für die anderen Herren-, Damen- und Nachwuchsteams. Wir wollen eine Vorbildfunktion v.a. für junge Basketballspieler:innen einnehmen. Wir wollen zeigen, dass man mit kontinuierlicher und harter Arbeit viel erreichen kann. Und natürlich geht es nicht nur bei der Herren 1 um den Zusammenhalt, sondern in der ganzen Abteilung. Man hat das beim Aufstiegsturnier bereits gesehen: Ich war überwältigt, wie viele Helfer und Fans wir aus der eigenen Abteilung hatten. Ich hoffe sehr, dass wir diesen Schwung mitnehmen können. Am Ende sind wir als Herren 1 darauf angewiesen, dass uns viele Leute helfen, egal ob im Nachwuchs, bei unseren Spielen, im Catering etc.
Sowohl als Abteilungsleiter, als auch als Trainer rede ich oft davon, dass ich Werte vermitteln will. Ich predige viel von „Geben und Nehmen“, Respekt oder Zusammenhalt. Gesellschaftliche Werte, die mir besonders wichtig sind. Jeder in unserer Abteilung investiert sehr viel Zeit und Energie, egal ob als Sportler, Trainer oder Helfender. Für dieses ehrenamtliche Engagement möchte jeder etwas zurückbekommen: Anerkennung, Dankbarkeit oder ein soziales „WIR-Gefühl“. Und wenn wir das erreichen, werden wir als Abteilung eine gute Zukunft haben.
Zuletzt möchte ich noch den Blick auf die anderen Teams richten: wir haben gerade Sensationelles erreicht. Aber auch unsere Damen beispielsweise waren lange in den Playoffs und haben um den Aufstieg in die 2. Damen Basketball Bundesliga mitgespielt. Wir haben also sowohl im männlichen, als auch im weiblichen Bereich Zugpferde, wovon alle Jugendmannschaften profitieren werden.

Wie läuft die Jugendarbeit?
Als ich vor 4 Jahren Abteilungsleiter wurde, haben wir uns ein klares Ziel vorgenommen: Wir wollen der größte Basketball-Breitensportverein in der Region werden. Dafür haben wir unser Angebot im Kinderbereich enorm ausgeweitet. Kinder können bei uns ab 3 Jahren in der Ballschule anfangen, mit der u8 haben wir unsere jüngste Mannschaft, die am Spielbetrieb teilnimmt. Mittlerweile sind wir so groß geworden, dass wir durchgehend im männlichen UND weiblichen Bereich jede Altersstufe am Spielbetrieb teilnehmen lassen können. Darauf bin ich extrem stolz. Wir sind sogar aktuell in den Diskussionen, ob wir in gewissen Altersstufen sogar 2 Mannschaften melden. Wir hoffen, dass wir unser Angebot kontinuierlich ausbauen können, um möglichst viele Kinder und Jugendliche ausbilden zu können.

Wie hast Du die Aufstiegssaison erlebt?
Ich bin wahnsinnig stolz auf die Arbeit meiner Mannschaft. Wir hatten einen großen Kader und es kam oft vor, dass ich Spieler am Wochenende nicht habe spielen lassen können. Aber meine Spieler haben das immer seriös aufgenommen und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Das ist eine Voraussetzung, die für sportlichen Erfolg essenziell ist. Niemand hat sich hängen lassen, jeder hat hart trainiert und alles für den maximalen Erfolg gegeben. Ich freue mich extrem für die Spieler, denn einige konnten nun den größten Erfolg ihrer Karriere feiern. Das wird uns für immer verbinden!

Wie ist Deine persönliche Einschätzung für die 1. Regionalliga?
Für uns alles wird die 1. Regionalliga ein großes Abenteuer. Für die Mannschaft, für mich als Trainer, für uns als Organisation. Wir werden alles geben, um uns auf diesem Niveau zu etablieren. Schon über die letzten 4 Jahre arbeiten wir im gesamten Verein vertrauensvoll und produktiv zusammen.  Es wird nicht leicht, aber wir stellen uns den Herausforderungen und wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir erfolgreich sein.


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