Tina Rupprecht holt den Titel

Dienstag, 05. Dezember 2017, 11:10 Uhr 

Die Haan Boxpromotion Profi-Boxgala in Kühbach am 02.Dezember sorgte bereits Wochen vor dem Event für gewaltige Beben in der Boxszene: Während die Hauptattraktion klar der WBC-Titelkampf von Tina Rupprecht gegen die Französin Anna Sophie da Costa war, kämpfte auch Roman Hardok, ein weiterer Boxer von Alexander Haan über 10 Runden um die Deutsche Meisterschaft im Supermittelgewicht.



Der Abend wurde begleitet von der Moderation Tina Schüsslers, die soviele Jahre im Ring stand wie ihre 25-Jährige Namenskollegin alt ist. Schüssler darf sich nun mit Stolz die erste weibliche Ringsprecherin nennen und untermalte den Abend zusätzlich mit einem Auftritt ihrer Rockband „Tina Schüssler & Backdoor Connection“.

Unter der Regie von Alexander Haan haben sowohl Tina Rupprecht als auch Roman Hardok vor ihren Titelkämpfen ein achttägiges, intensives Trainingscamp in Russland durchlaufen. Rupprecht hatte hier die Möglichkeit im Sparring der russichen Europa- und Weltmeisterin Tatyana Zrazhevskaya gegenüberzustehen. Die Konfrontation mit der 55 Kilo schweren Russin war für die rund 47kg Kilogramm auf die Waage bringende „Tiny Tina“ ein wichtiger Baustein in der Vorbereitung auf den Titelkampf. Beide Kämpfer sind seit ihrem zwölftem Lebensjahr unter Haan`s Fittichen, weswegen Manager Bertsch ihn auch zurecht als den Vater des Erfolgs der beiden Augsburger bezeichnete.

Insgesamt standen 8 Kämpfe auf dem Programm, Roman Hardok trat im sechsten Jakob Jakobi gegenübern. Einen heftigen, technisch versierten Kampf beendete Hardok vorzeitig durch KO, womit er nun die interim-Meisterschaft des Bundes Deutscher Berufsboxer trägt. Somit bleibt er in 6 Kämpfen ungeschlagen und beendete die Hälfte davon durch K.O.

Nach einer kurzen Pause startete das restliche Abendprogramm – eingeleitet vom schwäbischen Firmenboxen: Dabei tauschen die Geschäftsführer zweier Unternehmen den Anzug gegen Shorts und Boxhandschuhe und treten über 3 Runden gegeneinander an. Ein interessantes Unterhaltungsmodell, dass die Veranstalter hier etablieren wollen

Anschließend folgte der Auftritt von Tina Schüssler und ihrer Band „Backdoor Connection“, die Rupprecht vor dem Kampf ihren neuen Song „Du weißt, wir sind Sieger“ widmete. Der fetzige Sound erfüllte die 1000 Sitzplätze fassende Halle und heizte den Zuschauern ordentlich ein, die diese Energie in nicht abbrechen wollenden Sprechchören zum folgenden Weltmeisterschafts-Titelkampf weiterzutragen wussten.

Tina Rupprecht wirkte konzentriert, als sie ihren Weg zum Ring beschritt. Für sie ist der Kampf in Kühbach ein Heimspiel – ihr Freund Tobias Wieland kickt ein Dorf weiter für den TSV Inchenhofen. Als der Kampf eröffnet wurde, zeigte die Studentin für Grunschullehramt ihre raueste Seite. Sie ließ der 10 Jahre älteren Französin von Anfang an wenig Raum für Spekulationen, der Siegeswille der jungen Augsburgerin war bis in die letzten Winkel der Halle spürbar.

Rupprecht kämpfte geduldig, lauerte auf Fehler und nutzte diese gnadenlos aus. Mit jeder Runde wurde deutlicher, dass die Französin keine Chancen hatte nach Punkten zu gewinnen, doch eine durch den Ring wie ihr Wonhnzimmer tänzelnde Tina Rupprecht K.O. zu schlagen schien deutlich unwahrscheinlich. Lediglich in der 6. Runde entwickelte sich eine Prügelei, die eine vorzeitige Entscheidung hätte herbeiführen können. Doch nach einer wilden Schlagkombination Rupprechts verbarrikadierte sich da Costa wieder hinter ihrer Deckung. Der Lohn für ihre Leistung war schließlich der bisher vakante Weltmeisterschafts-Titel des World Boxing Council WBC im Minifliegengewicht. Dadurch ist Rupprecht, welche nach diesem Kampf in der Weltrangliste von Platz 18 auf Platz 7 sprang nun die Pflicht-Herausforderin der künftigen japanischen Weltmeisterin, welche zwischen Yuko Koreki und Momo Koseki noch ermittelt wird.

Rupprecht bleibt trotz des grandiosen Erfolgs gelassen:„Weihnachten verbringe ich in aller Ruhe mit meiner Familie, im Februar will ich mein Staatsexamen machen und dann greife ich die Weltspitze an“. Wir bleiben gespannt.



Text: Jan Gehlert

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