Von der Faszination der ganz langen Laufstrecken

Dienstag, 29. März 2022, 11:31 Uhr Wilfried Matzke

Die Ultra-Langstreckler der TG Viktoria Augsburg sind wieder erfolgreich unterwegs

Läufe jenseits der legendären Marathondistanz von 42,195 Kilometern heißen in der Kurzform "Ultras". Ultraläufer schwärmen von diesen Herausforderungen, welche Nicht-Ultraläufer als verrückt bezeichnen.

Immer beliebter werden die Ultratrails. Das sind Landschaftsläufe, die sich nach topografischen Gegebenheiten richten, oft mit vielen Höhenmetern.

Rund 11.000 aktive Ultra-Langstreckler zählt man mittlerweile in Deutschland. Etwa ein Dutzend von ihnen startet im Trikot der schwäbischen Läuferhochburg TG Viktoria Augsburg. Auch sie freuen sich, dass nach zwei Corona-Jahren wieder etliche Ultra- und Trail-Wettkämpfe angeboten werden. Christoph Lux, Sybille Mai und Udo Pitsch heißen drei Viktoria-Protagonisten.

Christoph Lux trainierte kürzlich wieder einmal auf dem Jakobsweg. Diesmal rannte er in Spanien über hügelige 498 Kilometer von Sevilla nach Salamanca. "Solo in acht Tagen mit einem Fünf-Kilogramm-Rucksack", erläutert Lux. Der 43-jährige DLV-Nationalkaderathlet aus Göggingen weiß genau, dass der Ultrasport eine enorme mentale Herausforderung ist. Sein Saisonhöhepunkt wird die Europameisterschaft im 24-Stunden-Lauf im italienischen Verona am 17. September. Die Qualifikationsnorm von 250 Kilometern hat Lux bereits erfüllt.

Sybille Mai konnte schon bekannte Ultraläufe gewinnen. Beim weltweit berühmtesten Ultratrail in den französischen Alpen über 171 Kilometer mit 10.050 Höhenmetern überzeugte sie im Jahr 2018 als beste Deutsche. Nach längerer Verletzungspause startete sie nun beim Marathon im pfälzischen Kandel. Die 40-jährige Hochzollerin kam nach 3:40 Stunden ins Ziel. Es war ihr 114. Rennen über mindestens die Marathondistanz von 42,195 Kilometern. "Die Ultralauf-Erfahrungen sind für alle Lebensbereiche wertvoll", weiß Sybille Mai.

Udo Pitsch absolvierte im Jahr 2016 den berühmten Spartathlon mit bergigen 246 Kilometern von Athen nach Sparta. Kürzlich startete der 68-jährige Ultra-Routinier über 50 Kilometer im badischen Ubstadt-Weiher. Für ihn war es das 308. Rennen mit 42,195 Kilometern oder länger. Kein anderer Schwabe kann annähernd so viele Marathons und Ultraläufe vorweisen, wie der Wehringer. "Ich werde im Juni beim 100-Kilometer-Rennen durch die Lüneburger Heide antreten", teilt Udo Pitsch zu seinem diesjährigen Saisonhöhepunkt mit.

Sportmedizin zum Thema "Ultras"

Was meint nun ein Mediziner zum Ultralauf? "So extreme Belastungen bedürfen einer sehr langen Anpassung von Körper und Psyche. Außerdem müssen die genetischen Faktoren passen", erläutert Dr. Andreas Weniger. Der Augsburger Sportmediziner mit seiner Praxis in Diedorf rannte 1985 eine Marathon-Topzeit von 2:12 Stunden. "Für die Mehrheit der gut trainierten Läufer sind maximal zwei Marathons pro Jahr vernünftig", betont Dr. Weniger.

Text: Wilfried Matzke / WM
Bildquelle: Orga-Team Eiger-Ultratrial: Christoph Lux beim Eiger-Ultratrial


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