Ungleiches Derby

Samstag, 03. Dezember 2011, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Die Augsburger Panther haben ihre Niederlagenserie eindrucksvoll beendet, als sie im Derby gegen den EHC München vor 4693 Zuschauern einen souveränen 7:3 Sieg einfuhren. Dabei machte ihnen eine völlig indisponierte Münchner Mannschaft das Leben allerdings nicht sonderlich schwer, so dass das Spiel bereits nach dem ersten Drittel entschieden war.

Parise bleibt auf der Bank
Der neu verpflichtete Torhüter Jordan Parise blieb dabei noch auf der Bank. Er hatte sich im Training leicht verletzt, so dass Larry Mitchell Leo Conti den Vorzug gab. Die diesmal ganz in Rot angetretenen Augsburger Panther machten von Anfang an Druck, keine 30 Sekunden waren gespielt, da hatte Justin Fletcher die erste gute Schusschance. Als sich die Panther wenig später in Überzahl waren, war es wieder Fletcher, der nach starkem Pass von Greg Moore aus bester Schussposition die Führung verpasste, aus dem daraus folgenden Getümmel gingen die Münchner allerdings mit einer weiteren Strafe heraus, so dass die Panther sich in doppelter Überzahl wiederfanden. Und diese Chance ließ sich Mario Trabucco nicht entgehen, etwas zu einfach vernaschte er nacheinander erst den Münchner Edjepalm, anschließend Nationaltorhüter Reimer und schoss somit zum 1:0 für die Panther ein (5.). Da noch keine Strafe abgelaufen war, ging es gleich in Überzahl weiter und die Panther ließen sich nicht lange bitten: Nach einem überragenden Pass fand sich Mario Trabucco plötzlich freistehend vor Reimer wieder und während die erste Chance noch vergeben wurde, fand der Puck dann doch noch irgendwie den Weg ins Tor, offizieller Torschütze war Sergio Somma (6.). Etwas unerwartet gaben dann die Münchner ein kurzes Lebenszeichen von sich, aber Ulmer war nicht in der Lage, den bereits am Boden liegenden Conti zu überwinden und schoss ihm die Scheibe an den Schoner. Diese Nachlässigkeit wurde von den Panthern im direkten Gegenzug bestraft, als Daryl Boyle zum 3:0 vollstreckte, dabei sah Reimer allerdings nicht sonderlich glücklich aus.

 

 

Spielanalyse von
Robert Ott



Panther führen Münchner vor
Die Panther waren nun in voller Kontrolle des Spielgeschehens, die Münchner verloren nicht nur jeden Zweikampf, sondern kreierten auch zu viele unnötige Fehler, speziell der nimmermüde Zeiler, der für seine starke Leistung nicht mit einem Punkt belohnt wurde und Jeffrey Swesz sorgten für Turnovers. Eines davon führte dazu, dass die Münchner eine weitere Strafzeit nehmen mussten. Die von Trainer Mitchell leicht veränderten Powerplayformationen ließen sich dies an diesem Abend nur ungern nehmen und so scheiterte zwar erst Bassen nach schönem Solo bzw. sehr gutem Pass von Fletcher noch an Reimer, wenig später machte es T.J. Trevelyan aber besser, als er einen von der Bande zurückkommenden Schlagschuss aus spitzem Winkel zum 4:0 einschob. Münchens Trainer Cortina hatte ebenso genug gesehen (und nahm den bemitleidenswerten Reimer vom Eis) wie die Münchner Fans, die ihren Unmut mit lauten „Wir wollen euch kämpfen sehen“ Rufen Luft machten. Nachdem Conti, der abermals ein solides Spiel machte, einen Tipp In Versuch mit einem starken Reflex zu Nichte machte, hätte auf der anderen Seite Zeiler die Führung sogar noch erhöhen können. Dies gelang ihm jedoch nicht, so dass es unter dem Jubel der Zuschauer und begleitet von Standing Ovations mit einem 4:0 in die erste Drittelpause ging.

München weiter unterirdisch
Auch im zweiten Drittel schienen die Münchner mental gar nicht anwesend. Das Drittel hatte noch gar nicht richtig begonnen, da fand sich Brian Roloff schon wieder in bester Schussposition, verzog aber. Die Münchner wussten sich weiterhin nur mit Fouls zu helfen, so dass sich die Panther schnell wieder in Überzahl fanden, in der diesmal allerdings kein Tor fallen sollte. Nichts desto trotz hatte nach starker Fletcher-Vorlage Daryl Boyle eine Riesenchance, die er aber ebenso vergab wie Fletcher selbst wenige Sekunden später, als er nach einem Moore Schuss keinen Druck auf die Kelle brachte und mit der Rückhand nicht ins leere Tor vollstrecken konnte. Was im Überzahlspiel nicht geklappt hatte, holten die Panther aber anderweitig nach. Der starke Roloff setzte bei einer 3 auf 2 Situation wunderschön Trabucco ein, der eiskalt zum 5:0 vollstreckte, zu diesem Zeitpunkt waren erst 24 Minuten gespielt. In Folge dessen schalteten die Panther gefühlte 3 Gänge nach unten, blieben aber weiterhin die um Welten bessere Mannschaft, allerdings nicht mehr so druckvoll. Dennoch ergaben sich weiterhin Chancen: Zunächst konnte Greg Moore bei einem Break noch in letzter Sekunde am Abschluss gestört werden, wenig später schafften es die Münchner mit einem unfassbar miserablen Defensivverhalten zum wiederholten Male nicht, den Puck aus der eigenen Zone zu bringen, Jeffrey Swesz bedankte sich und zog Richtung Tor, wobei die Münchner kein sonderlichen Anstrengungen unternahmen, ihn zu bremsen, und schob überlegt mit der Rückhand zum 6:0 ein (34). Sergio Somma hätte das Ergebnis mit einem Bauerntrick sogar noch höher schrauben können, schoss den Puck allerdings knapp am Tor vorbei. Der top-motivierte Zeiler übertrieb es anschließend ein wenig und checkte einen Münchner ohne dass dieser im Puckbesitz war, so dass er zu Recht auf die Strafbank musste. Dort „verkürzte“ Julien mit einem Schlagschuss von der Blauen Linie, der wohl noch von Daryl Boyle abgefälscht wurde zum 1:6, was gleichzeitig auch das Ergebnis zur zweiten Pause war.

Ungefährdeter Sieg
Obwohl die Panther die Zügel im letzten Drittel arg schleifen ließen, wurde es zu keiner Zeit des Spiels nochmals spannend. In einem Highlight-armen letzten Drittel setzte John Zeiler mit einem wunderschönen Check gegen Ulmer nochmals ein Ausrufezeichen, musste dafür allerdings zu Unrecht auf die Sünderbank. Im folgenden Überzahlspiel brachten die Münchner herzlich wenig zu Stande, bis sich die Augsburger selbst in Schwierigkeiten brachten, da sie die Scheibe aus dem eigenen Drittel tragen wollten. Dieses Geschenk nahm Klaus Kathan gerne an und schob den Nachschuss, nachdem Conti den ersten Schuss von Edjepalm nur nach vorne abfälschen konnte, zum 2:6 ein (50.). Wenig später begingen die Panther einen weiteren kapitalen Fehler, diesmal allerdings in der neutralen Zone, was zu einer Überzahlsituation im eigenen Drittel führte und auch diesmal verwerteten die Münchner einen Nachschuss nach einem Abpraller zum 3:6 in Person von Jason Ulmer (53.). Die Augsburger besannen sich nun zumindest wieder darauf, das Spiel etwas einfacher zu gestalten und die Münchner nicht mehr verzaubern zu wollen, dies führte zu weiteren Chancen, aber Greg Moore konnte vor dem leeren Tor den Puck nicht kontrollieren und Chad Bassen schaffte es nicht den bereits geschlagenen Elwing zu überlupfen. Anschließend hatte der starke Roloff noch seinen Auftritt, als er zuerst den überforderten Edjepalm wie eine Slalomstange stehen ließ und anschließend Trabucco einsetzte, der seinen Traumpass allerdings nicht verwerten konnte. Nach diesem Erlebnis dachte sich der schnelle Amerikaner eine Minute vor Schluss bei einer 2 auf 1 Situation dann wohl „dann mach ich’s eben selbst“ und knallte das Ding zum in dieser Höhe völlig verdienten 7:3 Endstand in die Maschen.

Fazit
Die Panther haben wieder den Weg in die Erfolgsspur gefunden, dabei sollte es zunächst nur sekundär interessieren, dass der EHC München mit einer unterirdischen Leistung seinen Teil dazu beitrug. Wichtig zu sehen war, dass die Augsburger auch mal mehr als 3 Tore schießen können, generell ging die Mannschaft diesmal wieder die weiteren Wege, wirkte spritziger in den Zweikämpfen und fuhr ihr Checks zu Ende. Mit gestärktem Selbstbewusstsein kann es nun in die wichtigen Dezember-Wochen gehen, in denen sich in der Liga in Sachen Tabellenstand eine Trennung von Spreu und Weizen ergeben könnte.


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