Silber für Sandra Hopfensitz bei der Deutschen Meisterschaft Lead

Montag, 04. Oktober 2021, 16:00 Uhr Angela Merten

Am vergangenen Samstag fand im DAV Kletterzentrum Augsburg die Deutsche Meisterschaft Lead statt

Was für ein spannender Saisonabschluss! 31 Damen und 41 Herren gingen am Samstagmorgen, 02. Oktober 2021, bei noch etwas frischen Temperaturen in die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft Lead. Mehrere hundert Zuschauer feuerten die Sportler*innen vor Ort an. Im Livestream sahen sogar einige tausend zu.

Mit der Startnummer 8 dabei war auch Sandra Hopfensitz, die Lokalmatadorin Augsburgs und einzige Starterin der DAV Sektion Augsburg. Die Erwartungen des heimischen Publikums waren hoch, ebenso der Druck, vor dem heimischen Publikum zu gewinnen. Auch diesmal konnte Hopfensitz die Erwartungen erfüllen und holte sich den 2. Platz der DM Lead.

Die Qualifikation

Bereits bei der Qualifikation zeigte sich, dass dies kein leichter Spaziergang für die Starter*innen werden würde. Die Athlet*innen mussten sich in zwei harten, selektiven und abwechslungsreichen Routen beweisen. Die Route der Damen Quali 1 zog pumpig und boulderlastig an schwarzen Volumes hoch, was man den Kletterinnen auch anmerkte. Die Damen Route 2 war aufgrund der flachen Griffe und Tritte ebenfalls schwierig zu meistern. Die meisten Starterinnen rutschten einfach raus. Keine Starter*in schaffte eine Topbegehung. Trotz allem lieferte Sandra Hopfensitz eine stabile Leistung und zog ruhig eine Runde weiter. Ähnlich sah es auch bei den Herren aus. Auch hier gab es kein Top. Gerade die Route zwei hatte es in sich. In der Wandmitte befanden sich viele flache Halbkugeln, über die nur Yannick Flohé, der amtierende Deutsche Meister im Boulder, kam.

Das Halbfinale

Bei fast schon sommerlich anmutenden 20 Grad ging es gegen Mittag ins Halbfinale. Auf den ersten Blick wirkten die Routen sehr anspruchsvoll. Dies bestätigte sich auch bei der Durchführung. Am Ende schaffte es kein*e Athlet*in bis zum Top.

Das Halbfinale der Frauen wurde von Hanna Meul und Lucia Dörffel dominiert. Knapp über der Hälfte der Damen-Route wartete das Dach, dass nur wenige schafften. Doch schon vorher musste eine schwierige Stelle gemeistert werden, die den meisten Athletinnen bereits zum Verhängnis wurde, eine Abfolge von kleinen Leisten im doch recht überhängenden Wandteil.

Sandra Hopfensitz schaffte mit einer souveränen Leistung auf Platz 8 knapp den Einzug in das Finale. Die ersten beiden Plätze holten sich Hannah Meul (1) und Lucia Dörffel (2), die beide an ihre starke Leistung in der Qualifikation anschlossen. Weiterhin zogen ins Finale ein: Martina Demmel (3), Roxana Wienand (4), Luisa Flohé (5), Lucie Molitor (6), Florence Grünewald (7).

Auch den Herren wurde es nicht leicht gemacht. Die Route begann mit großen Griffen, die den meisten Athleten bereits viel Kraft kosteten. Schon nach den ersten Metern musste ein dynamischer Kreuzzug bewältigt werden. Im Dach wurde es dann richtig schwer. Auf brutale und weite Schulterzüge folgte ein extrem schwieriger Kreuzer aus dem Überhang heraus an eine abschüssige Leiste. Spätestens hier war für die meisten Schluss. Besonders beeindruckte der alteingesessene Profi Sebastian Halenke. Er meisterte die schwierige Dachpassage als wäre es ein Spaziergang. Ohne große Anstrengung hangelte er an einen großen Aufleger, um dann einfach weiter zu klettern. Bei einer so souveränen Leistung war der Einzug in das Finale auf Platz 1 mehr als verdient. Knapp hinter ihm zog Yannick Flohé ins Finale ein, der sich nach einem wackeligen Start berappelte und Halenke doch noch gefährlich nahekam. Weiterhin zogen Jonas Brandenburg (3), Lars Hoffmann (4), Christoph Schweiger (5), Michael Ullrich (6), Moritz Welt (7), Philipp Martin (8) ins Finale ein.

Das Finale der Damen

Langsam wurde es dunkel. Die 18 Meter hohe Wand erstrahlte im Scheinwerferlicht. Dies schuf eine beeindruckende Atmosphäre. Als erstes startete Sandra Hopfensitz. Sie zeigte ihr Können in einer sehr gut gelungenen Performance. Sie kam an den großen Klettergriffen (Makros) im unteren Bereich gut los. An der fünften Exe gelang ihr ein etwas gewagter Sprung. Weitere Passagen, die boulderartig wirkten, meisterte sie ebenfalls souverän. An Exe neun war dann jedoch Schluss. Wie schwer die Route im Gesamten war, zeigte sich dann auch bei den nachfolgenden Athletinnen. Nur Martina Demmel schaffte einen Griff mehr als Hopfensitz und holte sich damit ganz knapp vor der Augsburger Lokalmatadorin den Titel.

Das Endergebnis der Frauen lautet:
1. Martina Demmel (DAV Allgäu-Kempten9
2. Sandra Hopfensitz (DAV Augsburg)
3. Lucie Molitor (DAV Zweibrücken)
4. Lucia Dörffel (DAV Chemnitz)
5. Roxana Wienand (DAV Aschaffenburg)
6. Luisa Flohé (DAV Aachen)
7. Florence Grünewald (DAV Kaiserslautern)
8. Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln)

Das Finale der Herren

Auch die Herren schenken sich im Finale nichts. Doch auch hier gibt es keinen Top. Als erster geht Philipp Martin an die Wand und legt gleich gut los. Er schafft es mit viel Power bis knapp drei Meter unter das Top. Was für eine Leistung, die schwer zu schlagen ist. Sein Nachfolger, Moritz Welt, stürzt knapp über dem Dach. Als drittes startet Michael Ullrich und fällt an der gleichen Stelle wie Philipp Martin heraus. Da er im Halbfinale die bessere Wertung hatte, liegt er nun vor Philipp Martin. Nur Yannick Flohé kommt nach einerm wackeligen Start genau einen Griff weiter und holt sich somit Gold.

Das Endergebnis der Männer lautet:
1. Yannick Flohé (DAV Aachen)
2. Michael Ullrich (DAV Memmingen)
3. Philipp Martin (DAV Allgäu-Kempten)
4. Sebastian Halenke (DAV Schwäbisch Gmünd)
5. Christoph Schweiger (DAV Ringsee)
6. Moritz Welt (DAV Erlangen)
7. Lars Hoffmann (DAV AlpinClub Hannover)
8. Jonas Brandenburg (DAV Wuppertal)

Die DAV Sektion Augsburg und der DAV Bundesverband bedanken sich bei allen, die zum Gelingen dieser großartigen Veranstaltung beigetragen haben.

Hintergrundinfo: Disziplinen im Wettkampfklettern

Lead:
Die bekannteste Disziplin des Kletterns und seit mehr als zwanzig Jahren als Wettkampfsportart etabliert. Geklettert wird mit Seil nach den Anfängen am "echten Fels" in den achtziger Jahren mittlerweile ausschließlich an ca. 10-20 Meter hohen Kunstwänden, wobei vor allem Kraft, Ausdauer sowie technische und taktische Finesse gefragt sind. Ziel beim Lead ist es, eine Route innerhalb eines festen Zeitlimits möglichst sturzfrei zu meistern bzw. in dieser Route möglichst höher als die Konkurrentinnen und Konkurrenten zu klettern. Dabei müssen im Vorstieg alle Zwischensicherungen selbst einhängt werden.

Im Wettkampf wird meist in zwei verschiedenen Modi geklettert: Die Qualifikation findet im sogenannten Flash-Modus statt, bei dem die Kletterinnen und Kletterer ihre Konkurrenz beobachten können bzw. zu Beginn des Wettkampfes eine Routenbauerin bzw. ein Routenbauer die Route demonstriert. Im Finale wird dann "onsight" geklettert: Hier müssen die Kletterinnen und Kletterer vor dem Finale in eine lsolationszone ohne Sicht zur Wand, anschließend haben sie sechs Minuten Zeit sich - gemeinsam mit den anderen Finalistinnen und Finalisten - die Route anzusehen und die Griffabfolgen einzuprägen. Dann geht es wieder zurück in die Isolation. Zum Klettern werden die Athletinnen und Athleten dann einzeln aufgerufen und haben somit nicht die Möglichkeit aus den Fehlern der anderen zu lernen. Diese Begehungsform gilt als "Königsdisziplin" des Kletterns.

National bewegen sich hier die geforderten Schwierigkeiten bei den Herren im Bereich 9+ bis 10+ (7c+ bis 8b/b+) und bei den Damen von 9- bis 10- (7b+ bis 8a+).

Bouldern:
Bouldern bedeutet Klettern in Absprunghöhe ohne Seil, wobei Weichbodenmatten einen eventuellen Sturz abfangen. Beim Bouldern geht es um das Bewältigen möglichst schwerer Einzelzüge oder Bewegungsabläufe. Dabei ist Schwierigkeit beim Bouldern schon lange nicht mehr gleichbedeutend mit möglichst kleinen Griffen: Wer bei Boulderwettkämpfen vorne mit dabei sein will, braucht neben einem hohen Maß an Athletik auch eine sehr gute Beweglichkeit sowie ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen. Boulderprobleme mit großem Schwierigkeitsgrad verlangen häufig sehr akrobatische Bewegungsabläufe, Sprünge oder ungewöhnliche Körperpositionen. Durch seine spektakulären Bewegungen, viel Action in kurzer Zeit sowie den zuschauerfreundlichen Wettkampfmodus hat sich das Wettkampfbouldern in den letzten Jahren zunehmend zum Zuschauermagneten entwickelt.
Um auf nationaler Ebene mitmischen zu können, sollten sich die männlichen Aspiranten sicher im Bereich Fb 7c-8a und die Damen im Bereich Fb 6c-7b bewegen können.

Text: Nora Held, Deutscher Alpfenverein Sektion Augsburg e. V.


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