Profi-Boxen: Sieg von Aydin Yildirim ein Fehlurteil des BDB?

Sonntag, 09. April 2023, 12:47 Uhr Thorsten Franzisi

In der Fight Night im Lauinger Rayong Fight Club kam es beim Hauptkampf zwischen Aydin Yildirim und Kevin Johnson durch den Bund deutscher Berufsboxer zu einem ungewöhnlichen Urteil.

AydinYildirim will seinen ganz eigenen Weg gehen, nach nur einem Profiboxkampf bemühte sich der 25jährige den US Amerikaner Kevin Jonson nach Lauingen zu bringen, mit dem Ziel dadurch im Ranking einen großen Schritt nach vorne zu machen. Üblicherweise starten Newcomer erst mit einigen Aufbaukämpfen, um Erfahrung zu sammeln und sich dann Stück für Stück hochzuarbeiten. Dieser ungewöhnliche Weg, eine Karriere zu starten fand nun in Lauingen einen fragwürdigen Höhepunkt.

In Lauingen war alles für den Hauptkampf angerichtet. Nach einem sehr ansprechenden Vorkampf zwischen Jamshid Nooristani und Edvinas Puplauskas, den der Augsburger sehr knapp für sich entscheiden konnte. Aydin Yildirim mit einer Kampf-Bilanz von einem Sieg und ihm gegenüber der 43jährige Johnson mit 35 Siegen, 21 Niederlagen und zwei Unentschieden.

In der ersten Runde positionierte sich Johnson von der Ringmitte aus und agierte abwartend mit wenigen Chaps, während Aydin Yildirim die Initiative übernahm und beherzt sein Glück mit einigen Treffern, meist auf die Deckung suchte. In der Folge entwickelte sich ein Fight auf Augenhöhe, der mit zunehmender Dauer zu kippen drohte, da Johnson nun auch immer mehr in die Offensive ging. Die Stimmung im Publikum war gut und Sprechchöre für Aydin sollten ihn pushen, jedoch musste Yildirim nun immer häufiger in der Rückwärtsbewegung agieren, ehe es dann zu einem Tiefschlag für Yildirim kam. Johnson zeigte sich überrascht und ungläubig. In der Folge nutzte Aydin Yildirim die fünf Minuten Pause, welche ihm zustanden. Er wurde währenddessen vom Ringrichter darüber aufgeklärt, dass wenn er nicht mehr kampffähig ist, sein Gegner disqualifiziert würde. Dies geschah auch im Anschluss.

Wirft man nun einen Blick auf die Regelkunde der renommierten Fachsportseite www.boxen1.com steht dort: "Disqualifiziert wird bei wiederholten Tiefschlägen. Bei erstmaligem Tiefschlag wurde nur vor Anwendung des Tiefschutzes disqualifiziert."

Christian Rösen, Executive Director der World Boxing Federation zu diesem Thema: "Profiboxer müssen einen großen Tiefschutz tragen, diese schützen optimal. Wir halten unsere Kampfrichter an, bei Tiefschlägen einfach weiterkämpfen zu lassen."

Wirft man nun einen Blick auf die Regularien (https://www.bund-deutscher-berufsboxer.de/sportliche-regeln/) des Bund deutscher Berufsboxer, welche diesen Kampf geleitet haben, stellen sich noch mehr Fragen, dort steht:

(8)
Kann der Betroffene den Kampf bei Ablauf der 5-Minuten-Pause fortsetzen, erhält sein Gegner eine Verwarnung. Erklärt er sich dazu jedoch nicht in der Lage, verliert er den Kampf durch TKO.

(11)
Bei absichtlichen Tiefschlägen ist eine Verwarnung auszusprechen, eine Disqualifikation bei Tiefschlägen ist zu vermeiden.

So hätte nach den Regularien unter Punkt 8 des BDB eigentlich Johnson zum Sieger erklärt werden müssen. Unter Punkt 11, der sportlichen Regeln ist auch von erstens "absichtlichen Tiefschlägen" die Rede. Weder war eine Absicht zu erkennen, noch gab es mehrere Tiefschläge. Somit sollte hinter diesem Urteil des Bunds der deutschen Berufsboxer ein großes Fragezeichen stehen? Für eine Stellungnahme konnten wir beim BDB leider niemanden erreichen.

So wirft der Kampf leider viele Fragen auf, AydinYildirim zeigte großes Kämpferherz und gerne hätte das Publikum noch mehr Runden dieses spannenden Fights gesehen.

 


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