Peter Grab - Entwicklung der Sportvereine in Augsburg

Sonntag, 03. Juni 2012, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Peter Grab, Bürgermeister der Stadt Augsburg, Referent für Kultur, Jugendkultur und Sport spricht über die Entwicklung der Sportvereine in Augsburg.

Auch die schwäbische Hauptstadt macht keine Ausnahme, wenn es um den seit vielen Jahren anhaltenden Mitgliederschwund der Sportvereine geht. Das Interesse an einem organisierten Sport nimmt immer mehr ab. Das ist nicht nur aus gesundheitlichen Aspekten bedenklich. Besonders bei der Jugend muss alles Erdenkliche unternommen werden, um diesen Trend zu stoppen. Denn Jugendliche, die sich in einem Verein engagieren, sind dort besser aufgehoben als auf der Straße und lernen in der Sportgemeinschaft wichtige Werte zu leben und zu beachten.

Ich werde nicht müde zu betonen, dass die explodierenden Kosten der Jugendhilfe in keinem Verhältnis stehen zu den Zuschüssen für Sportvereine, deren Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wiederum die öffentliche Hand von Jugendhilfekosten entlastet. Dieser sozialgesellschaftliche Aspekt sollte bei künftigen Haushaltsberatungen noch mehr berücksichtigt werden. Spart man bei den Sportvereinen, wirkt sich dies mittelfristig negativ für den städtischen Etat aus.



Während am 1.1.2005 in Augsburg noch 234 Vereine zu verzeichnen waren, wurden zum 1.1.2011 nur noch 210 gezählt. Noch deutlicher ist der Rückgang bei den Mitgliedern. Anfang 2005 waren es noch 83.125, Anfang 2011 lediglich 61.929! Anders ausgedrückt: 2005 waren noch 29,50 % der Augsburger Bevölkerung Mitglied eines unserer Sportvereine, 2011 nur noch 23,08 %. Der Anteil der Jugendlichen ist zwar auch gesunken, erfreulicherweise jedoch nicht so stark wie bei den Erwachsenen: 2005 wurden 21.414 und 2011 insgesamt 17.665 Jugendliche verzeichnet. Das ist demnach auch die einzige positive Entwicklung, indem im Januar vor sieben Jahren 25,76 Prozent der Mitglieder Jugendliche waren und im Januar letzten Jahres 28,52 Prozent.

Natürlich müssen sich die Sportvereine auch Gedanken machen, wie sie den Trend umkehren können – es gibt ja positive Beispiele wie den TVA, die TSG Hochzoll oder den TC Augsburg, bei dem ich erst vor Kurzem das 700. Mitglied begrüßen durfte. Das ist insofern erwähnenswert, als der Tennis-Club vor drei Jahren mit 380 Mitgliedern seinen Tiefpunkt erreicht hatte. Mit enormen Anstrengungen wie intensive Werbemaßnahmen an Grundschulen, im studentischen Umfeld, aber auch bei Erwachsenen konnte innerhalb kurzer Zeit eine deutliche Steigerung der Mitglieder erreicht werden. Die Fitness-Angebote des TV Augsburg oder der Hochzoller TSG sind weitere zukunftsweisende Entscheidungen für einen enormen Mitgliederzuwachs gewesen. Es gibt natürlich noch andere gute Beispiele – der Sportbeirat der Stadt Augsburg mit seinem Vorsitzenden Heinz Krötz (gleichzeitig Vorsitzender des Post SV) ist hierfür ein kompetenter Beratungs- und Ansprechpartner. Doch auch die Stadt Augsburg ist gefordert. Zum Beispiel bei Hilfestellungen, wenn es um unvermeidliche Fusionen oder andere Formen der Zusammenarbeit geht. Ein Gegeneinander ausspielen oder ein Verteilungskampf hinterlässt nur Verlierer.

Also ist es enorm wichtig zu prüfen, ob es Sinn macht, räumlich nahe Parallelangebote miteinander konkurrieren zu lassen oder die Angebote besser aufeinander abzustimmen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, eine schlecht gehende Abteilung aufzugeben oder im „Tausch“ eine andere besser zu stellen. Bis zur gemeinschaftlichen Anschaffung und Nutzung von Großgeräten sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, die Zukunft der Sportvereine zu sichern.

Natürlich gehört dazu auch die  nanzielle Unterstützung. Diese kann sich sehen lassen, denn die Förderung der Sportvereine ist ein gewichtiger Schwerpunkt der Regierungsarbeit. So konnten die Gesamtzuschüsse seit 2008 deutlich gesteigert werden auf inzwischen knapp 1,9 Millionen Euro!

Hinzu kommen diverse Zuschüsse aus dem ku.spo-Etat, von denen ebenfalls viele Vereine seit 2009 profitieren. Darüber hinaus konnten viele Investitionen realisiert werden, sowohl bei den Vereinen als auch in städtischen Sportanlagen – dazu demnächst mehr.

Übrigens: laut Statistik des vergangenen Jahres sind die fünf beliebtesten Sportarten in unseren Sportvereinen entsprechend der Mitgliederauswertung wie folgt:

1. Fußball (11.770)
2. Turnen (10.958)
3. Tennis (3.882)
4. Fischen (3.825)
5. Schwimmen (3.176)


Die Stadt Augsburg wird sich weiterhin bemühen, die Sportvereine bestmöglich zu sichern. So konnten Kürzungen in diesem Jahr trotz des sehr schwierigen Haushalts vermieden werden.

Wichtig ist aber auch, dass die Vereinsvorstände – Hand in Hand mit der Sportpolitik – die richtigen Weichen für ihre Zukunft stellen und zugunsten der Sache noch mehr als bisher miteinander agieren, also auch mit dem Sportverein von nebenan.


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