Panthern geht die Kraft aus

Samstag, 29. Oktober 2011, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

So etwas gab es im Curt Frenzel Stadion auch schon lange nicht mehr. Trotz 4:5 Niederlage gab es für den unglücklichen Verlierer von den 4573 Zuschauern Standing Ovations und dies völlig zu Recht. Die Panther waren 45 Minuten lang bei sehr guter Stimmung gegen den sehr starken Tabellenführer aus Mannheim die bessere Mannschaft, mussten schlussendlich aber den Verletzungen und der damit fehlenden Kraft Tribut zollen und verspielten gegen eiskalte und clevere Mannheimer eine 3:1 Führung.

 

 

Spielanalyse von
Robert Ott

Augsburg überrennt Adler
Bei den Augsburgern fehlten neben Stürmer Schnitzer weiterhin die Verteidiger Macholda und Fletcher, so dass Peter Flache wieder in die Verteidigung rutschte. Von Beginn an versuchten die Panther die Mannheimer unter Druck zu setzen, was auch vorzüglich gelang. Keine Minute war gespielt, als T.J. Trevelyan die erste Chance verbuchte, wenig später schlug Mario Trabucco freistehend vor dem Tor am flatternden Puck vorbei. Der Schweizer Schiedsrichter Reimer ließ zu diesem Zeitpunkt vieles laufen, allerdings auf beiden Seiten. Ein erstes Lebenszeichen der Adler gab der über das ganze Spiel gesehen überragende Chris Lee von sich, sein Schussversuch wurde allerdings geblockt. Weniger überragend als Chris Lee war Dennis Reul, der sich wenig später erst von John Zeiler wie ein Schulbub´ vernaschen ließ und sich dabei auf den Hosenboden setzte und sich anschließend mit einem selten dämlichen Foul revanchierte. Da sich die Adler bereits in Unterzahl befanden, hatten die Augsburger die Chance, bei 5 gegen 3 in Führung zu gehen. Aber weder Trevelyan, der nach schönem Querpass über das leere Tor schoß, noch Somma, der mit nach einem beherzten Solo an Mannheims Goalie Brathwaite scheiterte, konnten die Führung markieren. In der zwölften Minuten war es dann allerdings soweit, Steffen Tölzer, der nicht gerade für Offensivausflüge bekannt ist, fasste sich ein Herz und zog in Richtung Tor, legte auf Zeiler ab, der das Ding in Richtung Tor beförderte und im Nachschuss verwandelte das Augsburger Urgestein eiskalt im Slot stehend. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt absolut verdient. Wenig später überlief Chad Bassen erstmal Dennis Reul, der beim Checkversuch eine gefühlte Minute zu spät kam und ohne Gegenspieler in der Bande einschlug, konnte daraus aber ebenso wenig Kapital schlagen, wie kurz darauf Kyle Helms, der ebenfalls Laufsieger gegen den unbeweglichen Mannheimer blieb, aber beim 1 auf 0 gegen Goalie Brathwaite scheiterte.

Fünf Minuten vor der ersten Pause, setzten die Augsburger die Mannheimer dermaßen außer Druck, dass die Adler teilweise nicht mehr aus der eigenen Hälfte herauskamen, die Zuschauer honorierten dies mit Standing Ovations. Mitten in diese Phase fiel der völlig überraschende Ausgleich für die Mannheimer, als Ullmann einen Schlenzer von Lee unhaltbar kurz vor dem Tor abfälschte. Die Mannheimer kamen nun etwas besser ins Spiel, ihre Bemühungen wurden aber jäh von einer Schwalbe von Plachta unterbrochen, der folgerichtig wegen Unsportlichkeit für 2 Minuten in die Kühlbox durfte. Im Überzahlspiel waren es allerdings die Adler, die die nächste Großchance hatten, bei einer 2 auf 1 Situation fand Craig MacDonald allerdings in Tyler Weiman seinen Meister, ebenso wie Mike Glumac, dessen Schlagschuss wenig später lediglich den Weg in Weimans Fanghand fand. Mit einem etwas glücklichen 1:1 für die Adler ging es somit in die erste Pause, waren die Panther doch 15 Minuten lang das bessere Team.

Weiterhin hochklassiges Spiel
Die Angst, dass das Spiel im zweiten Drittel an Fahrt verlieren könnte, war absolut unberechtigt. Die Augsburger, die sich vom Schock des 1:1 nun endlich erholt hatten, kamen in gewohnt aggressiver Weise aus der Kabine. Bei einer 2 auf 1 Situation war Brathwaite im Glück, als der Schuss von Roloff durch seine Beine ging und anschließend Millimeter am Tor vorbei rutschte. Ebenfalls Pech hatten die Panther, als T.J. Trevelyan wenig später mit einem Hammer vom Bullykreis lediglich die Latte anvisierte. Weiter ging es mit Chancen im Minutentakt: Brian Roloff setzte einen Alleingang nach Traumpass von Chartier einhändig knapp am Tor vorbei, dann war das Glück der Adler allerdings aufgebraucht: Die nach einem Wechselfehler sich in Unterzahl befindlichen Adler mussten tatenlos zuschauen, wie der starke Brian Roloff nach schönem Pass von Sergio Somma die Panter endlich hochverdient in Führung schoss (23.). Die Mannheimer fingen sich nun etwas und kamen auf ihrer Seite durch den Ex-Augsburger Arendt zu einer Torchance, wobei vielen Aktionen der Mannheimer die letzte Konsequenz fehlte. Nach einem Foul von Chartier durften die Adler zum ersten Mal ihr Powerplay vorführen.

Es sei an dieser Stelle vorweggenommen, dass das, was die Adler dort über das gesamte Spiel zeigten, von höchster Güte war. Zunächst konnten die Panther allerdings vor allem durch die überragend ackernden Zeiler und Moore schlimmeres verhindern, hatten allerdings auch Glück, als Craig MacDonald seine Riesenchance zum Ausgleich nicht nutzen konnte. Als die Strafe abgelaufen war, hätten die Panther mit zwei Toren in Führung gehen müssen. Trabucco hatte sich den Puck hinter dem Tor erkämpfte und legte auf den völlig freistehenden Tölzer, der aber aus kurzer Distanz nicht vollstrecken konnte. Weniger später fand ein Pass von Chartier den Weg durch Freund und Feind und landete auf Trevelyans Kelle (30.), doch dieser scheiterte beim Break am stark haltenden Brathwaite. Nach einer Strafzeit gegen Chris Lee hatten die Panther dann weitere hochkarätige Chancen, konnten aber den Puck nicht an Freddy Brathwaite vorbeibringen. Das Spiel war weiterhin sehr schnell, allerdings die nächsten Minuten lang ohne große Torchancen. Drei Minuten vor Drittelende hätte es dann aber zum zweiten Mal 3:1 stehen MÜSSEN, doch Tobi Draxinger schlenzte die Hartgummischeibe nach schönem Bassen-Pass vor dem leeren Tor an den Außenpfosten. Als wenig später Roloff wiedermal allen davonlief und Trabucco einsetzte, fand dieser wiederum in Brathwaite seinen Meister und so ging es für die Adler mit einem mehr als schmeichelhaften 2:1 ins letzte Drittel.

Panther zollen ihrem Tempo Tribut
Das letzte Drittel fing zunächst so an, wie das Zweite aufgehört hatte. Roloff überlief den überforderten Reul, der vor dem Tor mitgelaufene Somma scheiterte aber zum wiederholten Male am Mannheimer Keeper. In der 43. Minute dann ein rarer Moment im Curt Frenzel Stadion: Christian Chartier, der nicht gerade für sein Körperspiel bekannt ist, setzte einen wunderschönen Hüftcheck am Ex-Augsburger Kettemer, der vor dem Spiel noch verkündet hatte, dass er mit seinem Wechel nach Mannheim nur „den nächsten logischen Schritt in seiner Karriere“ gemacht hätte. Verteidiger Kettemer hatte an diesem Abend übrigens exakt vier kurze Wechsel als Stürmer. Als die Adler dann den Puck relativ gesichert hatten, fiel das zu diesem Zeitpunkt mehr als überfällige 3:1. Craig MacDonald wollte hinter dem eigenen Tor querspielen, spielte allerdings das eigene Tor an und der forecheckende Roloff nutzte den Patzer und legte auf Trabucco, der aus bester Position Brathwaite keine Chance ließ. Nach einigen harten Strafen gegen die Augsburger (insbesondere ein angeblicher Stockschlag von Roloff, den der mittlerweile überhaupt nicht mehr kleinlich pfeifende Unparteiische gesehen haben wollte), fanden sich die Adler in doppelter Überzahl wieder. Yanick Lehoux nutzte dies mit einem satten Schlagschuss zum Anschlusstreffer.

Gerade als die Panther komplett waren (und vorher hatten schon Magowan und Lee die Chance zum Ausgleich) brachten sich die Panther selbst um die Früchte ihrer Arbeit. Steffen Tölzer ging als Verteidiger viel zu tief in die gegnerische Zone, anstatt den Stürmern ihre Arbeit zu überlassen (und fehlte somit hinten), Jeffrey Szwez agierte von der Ersatzbank kommend viel zu aggressiv und so ermöglichten beide den Adlern eine Überzahlsituation. Diese wurde auch noch von Chartiers Stellungsfehler unterstützt und der daraus resultierende Alleingang wurde von Kink eiskalt zum Ausgleich verwandelt. Das Spiel hatte sich mittlerweile völlig gedreht, nicht nur dass die Adler das Momentum nun auf ihrer Seite hatten, die Augsburger waren nun vor allem auch in der Verteidigung völlig ausgepowert. Ohne die verletzten Fletcher und Macholda mussten vor allem Chartier, sowie Boyle und Tölzer in dieser kritischen Phase jede Menge an Eiszeit abarbeiten und waren dementsprechend müde. Die Adler drückten auf den Sieg gegen die angeknockten Panther. Nun waren es aber die Panther, die nahezu aus dem Nichts fast den Führungstreffer erzielten: Nach einem harmlosen Moore Schuss zeigte Brathwaite eine Unsicherheit und der Puck lag frei im Torraum, doch drei Augsburger hintereinander schafften es nicht, den Puck im Gehäuse unterzubringen. Und nachdem die Augsburger auch im zweiten Drittel schon die Chancen liegen ließen, kam es, wie es kommen musste: Nachdem Glumac und Magowan zunächst noch einige Chancen liegen ließen, erzielte Arendt nach schöner kämpferischer Vorarbeit von Mitchell das 4:3. Hierbei merkte man wiederum dem Verteidigerpaar Tölzer/Chartier die fehlende Kraft nach einem überanstrengendem Arbeitstag an. Als wenig später Mike Glumac mit einem Sonntagsschuss auch noch das 5:3 erzielte, war das Spiel gelaufen und das 18 Sekunden vor Schluss erkämpfte 4:5 von Somma lediglich noch etwas Ergebniskosmetik.

Fazit
Zum ersten Mal in der noch jungen Saison konnte das Verletzungspech in der Verteidigung nicht kompensiert werden. Durch das Fehlen von Fletcher und Macholda waren die ersten drei Verteidiger Chartier, Boyle und Tölzer zu massenhaft Eiszeit gerade in der wichtigen Phase des Spiels gezwungen, was die Adler im Stile eines Spitzenteams, das sie ohne Zweifel auch sind, extrem clever und abgebrüht ausnutzten. Dabei nutzte es den Augsburgern herzlich wenig, dass sie über die gesamte Spielzeit gesehen das bessere Team waren, gerade nach dem zweiten Drittel hätte man mit 2-3 Toren mehr führen müssen. Und wer vorne die Chancen nicht macht, wird meistens bestraft. Die Adler erspielten sich im letzten Drittel das selbe Übergewicht, dass die Augsburger im zweiten Drittel hatten, wobei der Unterschied nun mal in der Chancenauswertung lag, was die Adler eben zu einem Spitzenteam und die Augsburger zu einer jungen Mannschaft als Work-in-Progress macht. Bemerkenswert jedoch wie immer der Einsatz jedes einzelnen Spielers, die völlig zu Recht auch mit „Wir sind stolz auf unser Team“ Gesängen in die Kabine verabschiedet wurden.


zurück