FCA Rasensprenger: Wer macht „Danso“ was?

Samstag, 24. Juli 2021, 15:30 Uhr Thorsten Franzisi

Schon seit 2014 trägt der österreichische Kevin Danzo das Wappen der Fuggerstadt auf der Brust. Von den Junioren bis zu den Profis.

Der österreichische Nationalspieler und Verteidiger des FC Augsburg scheint nach einer langen Zugehörigkeit nun eigene Wege beschreiten zu wollen. Herzlich willkommen bei der neuen FCA Kolumne Rasensprenger von Moritz Winkler.

Das konnte der FC Augsburg nun überhaupt nicht gebrauchen. Nach dem Sensationstransfer von Niklas Dorsch und dem guten Start in die Vorbereitung für die kommende Saison überschattet nun die Kontroverse um Kevin Danso die Aufbruchstimmung, die bei den Fuggerstädtern Einzug gehalten hatte. Doch was war überhaupt passiert?

Offensichtlich hatte der 22-jährige Innenverteidiger, der zuletzt an Fortuna Düsseldorf verliehen war, auf einmal den festen Entschluss gefasst, den FC Augsburg noch in diesem Sommer zu verlassen. Und das, obwohl sein Vertrag bei den Fuggerstädtern noch bis zum Sommer 2024 läuft. Mitten im Trainingslager erklärte der Österreicher seinem Trainer Markus Weinzierl, dass er sich nicht mehr imstande sieht, für den FC Augsburg zu trainieren oder zu spielen. Daraufhin wurde er von den Verantwortlichen heim nach Augsburg geschickt. Ein weiteres Trainingsangebot von Seiten des FC Augsburg lehnte Danso inzwischen ab und meldete sich stattdessen krank.

Die Clubbosse waren vom Verhalten des Innenverteidigers anscheinend genauso überrascht wie die Fans und Medienvertreter. So sagte Stefan Reuter gegenüber der Augsburger Allgemeinen: „Es gibt nichts im Fußball, was es nicht gibt. Eigentlich hatten wir überlegt, mit ihm den Vertrag zu verlängern. Jetzt müssen wir schauen.“ Doch neben der Verwunderung dürfte sich bei Reuter und Co. auch das Gefühl eines Déjà-vus einstellen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass Spieler des FC Augsburg versuchen, ihren eigenen Willen gegen die Clubführung durchzusetzen.

Der bekannteste Fall ist wohl die Causa Martin Hinteregger aus dem Sommer 2019. Die Parallelen zur aktuellen Situation erscheinen dabei verblüffend. Auch Hinteregger nutzte damals ein Trainingslager in Österreich, um seinen Wechsel zu Eintracht Frankfurt zu erzwingen. Der Abwehrspieler tauchte mit einem Rucksack auf, der das Vereinswappen der Adler zierte, verpasste mehrere Mannschaftstermine und frönte stattdessen lieber abends dem exzessiven Alkoholkonsum, was auf einem Video im Netz festgehalten wurde.

Ob Danso sich den österreichischen Nationalmannschaftskollegen bei seiner aktuellen Aktion als Vorbild genommen hat, kann letztendlich nur er beantworten. Zumindest sieht sich der 22-Jährige selbst im Recht, wie er über seinen Berater mitteilen lässt. Dieser betont, dass sich der Verein in der Vergangenheit vermehrt nicht an Absprachen gehalten habe. Offenbar befürchtet Danso auch in dieser Saison nur als dritte Wahl hinter Felix Uduokhai und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw eingeplant zu werden und sieht dadurch seine weitere Entwicklung gefährdet. Dabei hatte der Innenverteidiger wohl selten bessere Chancen, sich bei den Fuggerstädtern durchzusetzen. Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Reece Oxford und durch die Olympiateilnahme von Felix Uduokhai wäre Danso wohl zu Beginn der Saison neben Gouweleeuw gesetzt gewesen. Auch Trainier Weinzierl betonte mehrfach, dass er auf den jungen Verteidiger gebaut hat. Sollte man dann als Spieler nicht besser diese Gelegenheit für sich nutzten, anstatt zu streiken?

Der FCA stellt jetzt zumindest klar, dass man Danso nicht unter Marktwert abgeben möchte, Und Stefan Reuter ist überzeugt, dass sich der Spieler mit so einer Aktion in erster Linie selbst schadet. Wer jedoch den Fußball in den letzten Jahren aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass das eher selten der Fall ist. Solange Spieler mit solchen Aktionen Erfolg haben und andere Vereine nicht davor zurückschrecken, streikende Spieler unter Vertrag zu nehmen, wird man diese Art der Arbeitsverweigerung auch in Zukunft noch häufiger zu Gesicht bekommen. Und zwar nicht nur beim FC Augsburg, sondern bei allen Vereinen. Zudem scheint es auch unter den Fans keine vereinsübergreifende Solidarität gegen solche Streikaktionen zu geben, was sich am Beispiel Martin Hinteregger nur allzu gut zeigt. Während viele Augsburger Anhänger vom Verhalten des österreichischen Innenverteidigers bitter enttäuscht waren, interessierte sich dafür in Frankfurt kaum jemand. Vielmehr avancierte „Hinti“ dort in kürzester Zeit zum absoluten Fanliebling und erhielt sogar seinen eigenen Fansong.

Unter diesen Voraussetzungen scheint es nur allzu wahrscheinlich, dass auch Kevin Danso den Verein verlassen könnte. Ein erstes Angebot soll es vom französischen Erstligisten RC Lens inzwischen schon geben.


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