FC Augsburg - FC Bayern München

Montag, 07. November 2011, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Die ersten Stimmen in der Straßenbahnlinie 3 auf dem Web ins Stadion sind verhalten optimistisch. „Heute ist eine Sensation drin“, ist man sich einig. Im Fanblock sieht es nicht anders aus. „Alles ist möglich!“ Kurz vor Spielbeginn ist die Anspannung förmlich zu spüren. Während unsere Jungs auf dem Rasen ein kleines Trainingsspielchen als Aufwärmübung absolvieren, sind wir noch nicht sicher, wie die Stimmung im Stadion werden wird, angesichts der zahlreichen Bayern-Anhänger im Stadion. Wird Augsburg tatsächlich geschlossen hinter seiner Mannschaft stehen oder droht eine feindliche Übernahme wie weiland beim Zweitligadebüt in der Allianz Arena gegen die Löwen – nur mit umgekehrten Vorzeichen? Im Vorfeld des Spiels wurde zwar einiges unternommen, um dies zu verhindern, aber ganz sicher kann man sich ja nie sein. Unmissverständlich daher auch die Zeichen aus der Nordwand: „Zieht den Schwaben die Lederhosen aus!“

Um kurz nach halb sechs der Anpfiff nach einer Schweigeminute für den ermordeten Polizisten Mathias Vieth . Unsere Mannschaft, die aufgrund der Verletzungssorgen der letzten Wochen auf einigen Schlüsselpositionen neu besetzt ist, legt los wie die Feuerwehr und setzt die Bayern-Abwehr mächtig unter Druck. Folgerichtig sind wir es auch, die die erste Torchance herausspielen, doch leider vergibt Sascha Mölders. Die Unterstützung des Publikums ist von Beginn an da, fällt aber etwas leiser aus als gegen Bremen oder Hannover. Sind die Fans etwa gelähmt von dem großen Namen oder schlägt womöglich hinter mancher Schwabenbrust doch ein Bayrisches Herz? Der erste Schock folgt in der 16. Minute, als Mario Gomez nach einer Ecke zum 0:1 abstaubt. Mo Amsif kann den Kopfball von van Buyten zwar abwehren, aber nur bis zum am langen Pfosten lauernden Bayernstürmer. Die Reaktion in der Fankurve ist keine Überraschung. „Wir stehen treu zu unsrem Team!“ und „Auf geht`s Augsburg, kämpen und siegen!“ Als Ribery zwölf Minuten später unsere Abwehr im Strafraum alt aussehen lässt und den Ball zum 0:2 ins lange Eck einschiebt, steht das schlimmste zu befürchten. Zweite Chance, zweites Tor. Der FCA wäre nicht die erste Mannschaft, die unter die Räder kommt.

Aber die Bayern haben eine Schwäche: Ihre Überheblichkeit. Im Gefühl des sicheren Sieges beginnen die Münchner, das Spiel zu verwalten und schieben sich im Mittelfeld die Bälle zu, ohne wirklich torgefährlich zu werden, und so passierte bis zur Halbzeit nicht viel. Ein Tor zu viel! Da sind wir uns einig. Auch nach der Halbzeit plätschert das Spiel 15 Minuten weiter vor sich hin, bis sich der FCA in der 60. Minute den ersten Eckball erarbeitet. Die Verwirrung in der Münchner Abwehr, die in dieser Situation wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen wirkt, nutz Hajime Hosogai und hämmert den Ball über die Torlinie. Ab jetzt ist Augsburg nicht mehr zu halten. Der Lärmpegel steigt deutlich, und endlich steht die ganze Stadt hinter ihrer Mannschaft.

Bei „steht auf, wenn ihr aus Augsburg seid, hält es keinen Augsburger mehr auf seinem Sitz. Eine Überraschung liegt in der Luft, und nicht nur das. In der Folgezeit dominieren unsere Jungs klar das Geschehen auf dem Rasen, vom FC-Bayern ist außer Spielern, die sich wie schwerverletzt auf dem Rasen wälzen nichts mehr zu sehen. Ein unwürdiges Schauspiel! Und dann die 84. Minute. Der eingewechselte Edmond Kapllani geht nach Traumpass von Dani Baier allein auf Manuel Neuer zu. Der Torjubel liegt schon in der Luft, aber eine Sekunde später ist der Traum vom Ausgleich geplatzt, als der Bayernkeeper den Schuss abwehrt. Noch sind aber ein paar Minuten zu spielen und die Bayern wanken gewaltig. Die vier Minuten Nachspielzeit werden eingeleitet von einem Flitzer, der auf dem Spielfeld mit ein paar Flickflacks seine Turnkünste demonstriert. Zum Glück lassen sich unsere Spieler nicht aus dem Rhythmus bringen und rennen weiter gegen das Münchner Tor an. Leider ohne Erfolg. Für den unrühmlichen Schlusspunkt eines glanzlosen Bayern-Auftritts sorgt Anatoly Tymoshchuk, der Dani Baier brutal von hinten in die Beine grätscht und dafür zu Recht vom Platzt fliegt. Aber auch die derzeit vermeintlich zweitbeste Mannschaft kann eben nur so gut spielen, wie der Gegner es zulässt. Jungs, wir sind stolz auf euch! Und das nächste Mal packen wir die Bayern. Gemeinsam!

Spielbericht von Bernd Brucker


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