Die Stabartisten dürfen wieder fliegen

Dienstag, 21. Juli 2020, 10:39 Uhr Wilfried Matzke

Leichtathleten machen in Neusäß ihren Restart

Kein Leichtathletik-Sportfest ging vier Monate lang in und um Augsburg über die Bühne. Nun wagte die städteübergreifende LG ESV Augsburg - TSV Neusäß nach dem Corona-Lockdown den Restart mit einem Stabhochsprung-Meeting. Im zuschauerfreien Neusässer Lohwaldstadion boten 21 Stabartisten gute Leistungen.

So funktioniert ein Leichtathletik-Sportfest in Corona-Zeiten: Keine Zuschauer, Hände waschen und Adressen hinterlegen. Vor allem Abstand halten, somit kein Händedruck und kein Schulterklopfen. Unter diesen Voraussetzungen der sechsten bayerischen Infektionsschutzverordnung hatten 21 Athleten im Alter von 13 bis 72 Jahren für das Stabhochsprung-Meeting der LG ESV Augsburg - TSV Neusäß gemeldet.

 

Die zahlenmäßig stärkste Gruppe im Neusässer Lohwaldstadion stellte die LG Reischenau-Zusamtal, angeführt von Jürgen Hinterstößer. Der 62-jährige Sportlehrer am Gymnasium in Wettenhausen versteht es, Jungen und Mädchen für die technisch anspruchsvollste Disziplin der Leichtathletik zu begeistern. Die Faszination des Stabhochsprungs sei folgendermaßen erklärt: Die Anlaufenergie mit einer geschickten Technik und dem Katapulteffekt des Stabes in Höhe umwandeln, die Latte überqueren und pure Freude empfinden.

 

In Neusäß schaffte Hinterstößer selber 2,90 Meter und ließ seine Schützlinge hinter sich. Seine Athletin Luise Sebök blieb mit 2,60 Metern unter ihren Möglichkeiten, siegte dennoch bei den Frauen. Die hoch favorisierte Eva Rossow von der LAC Quelle Fürth, die mit einer Bestleistung von 3,65 Metern angereist war, scheiterte an ihrer Anfangshöhe von 3,20 Metern. So ein "Salto Nullo" ist auch schon Weltklasseathleten passiert.

 

Als zweites schwäbisches Stabhochsprung-Zentrum gilt der TSV Gersthofen. Hier zeigt sich Josef Liepert für die Ausbildung der Nachwuchsathleten verantwortlich. Liepert hatte drei junge Männer gemeldet, die unter den Top Vier landeten. Der 19 Jahre alte Thomas Burkhart schaffte mit 3,50 Metern eine persönliche Bestleistung. Er besiegte den Altmeister Zoran Askovic von der LG Augsburg, der mit 3,40 Metern etwas Pech hatte. Dem 53-jährigen Askovic blieb der Trost, die technisch schönsten Sprünge abgeliefert zu haben.

 

"Wir sind jedoch nicht beim Skispringen, sondern bei der Leichtathletik, wo es Gottseidank keine Haltungsnoten gibt", meint Gerd Auer. Der Sportwart der LG ESV Augsburg-TSV Neusäß organisierte das Stabhochsprung-Meeting und überzeugte gleichzeitig als Athlet. Genau zwei Meter überwand der schwäbische M70-Rekordhalter mit seinen 72 Jahren.

 

Text: Wilfried Matzke / WM

 

Stabhochsprung laut Wikipedia

 

Stabhochsprung ist eine Leichtathletik-Disziplin, bei der die Springer nach ihrem Anlauf eine hochliegende Sprunglatte mit Hilfe eines langen, flexiblen Stabes überwinden. Diese Latte ist 4,50 Meter lang und so auf zwei Sprungständern gelagert, dass sie bei leichter Berührung herunterfällt. Moderne Stäbe bestehen aus Kunststoff (CFK), haben einen Durchmesser von fünf Zentimetern und sind hohl. Je nach Gewicht und Kraft des Springers sowie der Sprunghöhe variieren die Länge und Dicke des Stabes. Mit Stäben aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) erreichen die besten Springer rund sechs Meter bei den Männern (Weltrekord: 6,18 Meter; Armand Duplantis) und rund fünf Meter bei den Frauen (Weltrekord: 5,06 Meter; Jelena Issinbajewa). Die Anlaufbahn ist 45 Meter lang und 1,22 Meter breit. Der Stabhochsprung gilt seit 1896 als eine olympische Disziplin für die Männer und seit 2000 auch für die Frauen.

 


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