Deutsche Meisterschaft Olympic Combined im DAV Kletterzentrum

Montag, 23. September 2019, 15:22 Uhr 

Alma Bestvater und Jan Hojer gewinnen!

Ein spektakuläres Wettkampf-Wochenende ist vorbei. Bei der Deutschen Meisterschaft Olympic Combined, die am Samstag und Sonntag im DAV Kletterzentrum Augsburg ausgetragen wurde, lieferten sich erfahrene Athletinnen und Athleten heiße Duelle mit den Stars von morgen. Mit dabei war auch die Augsburgerin Sandra Hopfensitz.

Damen:

Bereits die Meldeliste lies darauf schließen, dass bei dieser DMOC die Jugendlichen angreifen. Unter den 18 Starterinnen waren nur vier älter als 20 Jahre. Unter den Ü20: Alma Bestvater und Afra Hönig. Beide Frauen sind Boulder-Spezialistinnen, die international bereits große Erfolge vorweisen können. Bestvater hielt zudem bis vor kurzem den SpeedRekord und war die erste Frau unter 9 Sekunden. Dann kam die erst 16-jährige Franziska Ritter: Mit 8,80 Sekunden überholte sie Bestvater.

Herren:

Bei den Herren sah es ähnlich aus: Von den 17 Startern knackten bisher nur sechs Herren die 20iger-Marke. Mit besonderer Spannung wurde der Auftritt von Jan Hojer erwartet: Der Altmeister gehört zu den international erfolgreichsten Athleten und ist außerdem Titelverteidiger. Ihm gegenüber standen einige junge und wenige alte Spezialisten, wie Speed-Profi Sebastian Lucke, Boulder-Meister Max Prinz und Lead-Spezialist Martin Tekles. Qualifikation am Samstag, 21.09.2019

Damen:

Dass die beiden schnellsten deutschen Frauen an der DMOC teilnahmen, sprach für einen spannenden Wettkampf. Und so hießen die beiden Erstplatzierten im Speed dann auch Bestvater vor Ritter. Dritte wurde Sandra Hopfensitz. Die ebenfalls noch junge Lokalmatadorin lieferte ein tolles Rennen und holte sich nach zwei Durchgängen die drittschnellste Zeit.

Doch Speed ist nur ein Teil dieses Dreikampfs, als nächstes folgte Bouldern. Da dies die Paradedisziplin von Alma Bestvater ist, holte sie sich hier ebenfalls verdient den Sieg. Vierte wurde Afra Hönig, dazwischen lagen zwei junge Teilnehmerinnen: Elisa van der Wel und Catrin Gorzellik. Auch im Lead setzte sich Bestvater verdient an die Spitze: Sie kletterte als Einzige bis zum Top. Magdalena Schmidt kam ihr mit Zug 52+ am nächsten, auf Platz drei folgte wieder Sandra Hopfensitz. Damit stand das Feld der besten acht Damen für den Finaltag fest:

1. Alma Bestvater (DAV Weimar)

2. Sandra Hopfensitz (DAV Augsburg)

3. Afra Hönig (DAV Landshut)

4. Elisa van der Wel (DAV Zweibrücken)

5. Magdalena Schmidt (DAV München-Oberland)

6. Franziska Ritter (DAV Barmen)

7. Catrin Gorzellik (DAV Reutlingen)

8. Christina Kautzner (DAV München-Oberland)

Herren:

Jan Hojer hält derzeit mit 6,67 Sekunden den Speed-Rekord. Ohne Not kletterte er auch an diesem Tag die schnellste Zeit und gewann damit die Herren-Quali. Mit 6,78 Sekunden kam er seiner alten Bestmarke schon ziemlich nahe. Im Bouldern dominierte dann dafür der amtierende Deutsche Bouldermeister, Max Prinz. Er konnte mit fünf anderen alle vier Boulder toppen. Hojer flashte als Einziger die drei ersten Boulder. Doch im vierten Problem kam er nicht über die Zone heraus. Er musste sich mit Platz 6 begnügen. Hojer rechnete daraufhin und beschloss, die Lead-Qualifikation auszulassen und seine Schulter zu schonen. Die Rechnung ging auf: Obwohl er damit im Lead auf den letzten Platz gesetzt wurde, zog er als Dritter in die Final-Runde ein. Am Seil brillierte ein anderer: Martin Tekles, mit 28 Jahren der Älteste im Feld, kletterte als Einziger bis zum Top – und das auch noch total souverän. Diese acht Finalisten konnten sich am Ende des Tages durchsetzen:

1. Philipp Martin (DAV Allgäu-Kempten)

2. Max Prinz (AlpinClub Hannover

3. Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main)

4. Martin Tekles (DAV Achental)

5. Jannis Deuring (DAV Oberer Neckar)

6. Linus Bader (SG Ulm, Neu-Ulm, SSV Ulm)

7. Sebastian Lucke (DAV Konstanz)

8. Nils Sandeck (DAV Freiburg-Breisgau)

Das Finale

Damen:

Der Auftakt des Tages begann schnell. Die beiden schnellsten Frauen traten erstmals im Finale gegeneinander an und dann stellte Alma Bestvater auch noch einen neuen Rekord mit 8,460 Sekunden im Speed auf. Das versprach ein spannender Tag zu werden. Der beim Bouldern gleich fortgesetzt wurde. Afra Hönig konnte diese Disziplin mit einem sogenannten Tripple Flash für sich entscheiden. Flash ist ein Begehungsstil beim Bouldern. Dabei schafft der Kletterer bzw. Boulderer die Route beim ersten Versuch komplett zu begehen. Dies bedeutet, dass er/sie diese Route noch nie geklettert oder gebouldert sein darf. Jedoch stehen ihm/ihr bereits Informationen über die Route, z.B. mgl. Rastpositionen und Griffqualitäten Beim Damen-Lead wurde es dann wieder richtig spannend. Es kam zu einem engen Duell zwischen Alma Bestvater und Catrin Gorzellik. Die Schrauber hatten eine fordernde Route geschraubt, die am Ende einen weiten Rechtssprung zum Top verlangte. Diesen schaffte niemand, doch in die Nähe des Zielgriffs kamen einige Athletinnen – trotz der kräftezehrenden Wettkämpfe zuvor. Doch zum Sprung setzten nur Catrin Gorzellik und Alma Bestvater an. Am Ende entschied die Zeit: Die 19-jährige Gorzellik war etwas schneller als Bestvater – und verwies den Boulderstar damit auf Rang 2. Im Gesamtergebnis schob sich Gorzellik dadurch auf Silber vor, Afra Hönig, die ebenfalls weit nach oben klettern konnte, wurde Dritte. Für Alma Bestvater war es ein grandioser Tag: Verdient gewann sie diese Deutsche Meisterschaft Olympic Combined – und lief einen neuen deutschen Rekord im Speed.

Die finalen Platzierungen:

1. Alma Bestvater

2. Catrin Gorzellik

3. Afra Hönig

4. Sandra Hopfensitz

5. Magdalena Schmidt

6. Elisa van der Wel

7. Franziska Ritter

8. Christina Kautzner

Herren:

Ähnlich spannend gestaltete sich auch der Wettkampf bei den Herren. Gleich zu Beginn gab es eine große Überraschung: Jan Hojer, der Titelverteidiger, startete zu früh und wurde dadurch disqualifiziert. Damit schuf er sich bereits eine schlechte Ausgangslage. Glücklicher Sieger war Max Prinz, der im Speed gegen ihn antreten musste. Auch in der zweiten Paarung gab es eine Überraschung: Kaderathlet Philipp Martin stürzte und erlaubte dem Newcomer Nils Sandeck ohne Not weiterzukommen. Martin Tekles musste gegen den 17- jährigen Speed-Star Sebastian Lucke ran – und der ließ ihn alt aussehen: mit 7,3 Sekunden lief er dem Lead-Spezialisten Tekles davon. Den Finalrun konnte Linus Bader durch einen kühlen Kopf und einer starken Zeit für sich entscheiden. Beim Bouldern zahlte sich aber dann die Erfahrung aus. Philipp Martin entschied den Boulder durch einen Tripple Flash für sich. Zwar konnte Hojer auch drei Mal flashen, doch bei Gleichstand zählt das Vorrundenergebnis – und da lag Martin vor Hojer. Dritter wurde Max Prinz, der einen Boulder und zwei Zonen schaffte. Im Seilklettern entschieden sich dann die finalen Platzierungen. Hojer und Martin gehören darin zu den absoluten Spezialisten. In die rund 19 Meter hohe und 10 Meter überhängende Lead-Wand hatten die Routesetter eine Tour in der Schwierigkeit 8b (UIAA X) geschraubt. Die größte Crux wartete nach vielen „dualtexture“-Griffen und einer Boulderpassage weit oben: Dort mussten man – bereits gepumpt – einen weiten Sprung nach rechts wagen. Jan Hojer ging als 6. an die Griffe. Seine größten Konkurrenten warteten noch in der Isoaltion: Linus Bader und Philipp Martin. Die Rechnung war einfach: Wer von diesen dreien Lead gewann, würde auch Erster sein. Am Sprung nahm sich Hojer kurz Zeit – und schaffte ihn. Er stürzte allerdings kurz vor dem Top. Gleich danach ging Philipp Martin an den Start. Doch er stürzte beim Sprung. Dann war der bisher Erste an der Reihe: Linus Bader. Das erst 17- jährige Nachwuchstalent aus Bayern hatte das Wochenende seines Lebens. Er stürzte leider noch vor dem Sprung und wurde damit Vierter im Lead. Im Gesamtranking reichte das verdient für Bronze. Platz zwei sicherte sich Philipp Martin – und Jan Hojer verteidigte seinen Titel!

Die finalen Platzierungen:

1. Jan Hojer

2. Philipp Martin

3. Linus Bader

4. Nils Sandeck

5. Max Prinz

6. Sebastian Lucke

7. Martin Tekles

8. Jannis Deuring

Augsburger Sportlerin wird Vierte

Mit am Start war auch die Augsburgerin Sandra Hopfensitz. Nach einer sehr starken Qualifikation am Samstag (2. Platz) schaffte es die 16-Jährige in der Gesamtwertung beim Finale leider nur auf den 4. Platz. Doch machte die Lokalmatadorin es ihren Gegnerinnen nicht leicht und mit Blick auf ihre bisherigen Erfolge, können wir in den nächsten Jahren wohl noch viel von Sandra Hopfensitz erwarten. Veranstaltungsort Mit gut 400 Besuchern brodelte es dementsprechend im DAV Kletterzentrum Augsburg. Die Stimmung war voller freudiger Erwartung und Spannung, wer das Rennen macht. Das neue DAV Kletterzentrum Augsburg bot ideale Bedingungen für diese besondere Wettkampfart, da es speziell dafür konzipiert wurde: Die Lead-, Speed- und Boulderwände sind in der Außenanlage im Dreieck angeordnet, so dass die Zuschauerinnen und Zuschauer von der Mitte aus zu jeder Zeit die spannenden Wettkämpfe mitverfolgen konnten.


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