Der FC Augsburg: Schöne Bescherung…

Freitag, 10. Dezember 2021, 12:54 Uhr Marc Gerstmeyr

Die FCA-Kolumne von Moritz Winkler in einer schwierigen Zeit für den Bundesligaclub.

Die Vorweihnachtszeit hat man sich beim FC Augsburg in dieser Saison sicher ganz anders vorgestellt. Mit Relegationsplatz 16 dürfte man in der Geschäftsstelle des FCA derzeit alles andere als zufrieden sein. Und seit dem letzten Wochenende müssen sich die Verantwortlichen darüber hinaus neben dem Abstiegsgespenst noch um eine weitere unheimliche Erscheinung kümmern, denn die Geisterspiele sind zuhause zurück. Warum auch deswegen viele Fans vor der heutigen Partie gegen den 1. FC Köln wehmütig ins Rheinland schauen.

Eines kann man dem FC Augsburg sicherlich nicht vorwerfen: Dass er in den vergangen zwei Jahren in der Coronapandemie unverantwortlich gehandelt hätte. Im Gegenteil, kaum ein anderer Bundesligist präsentierte sich so vorbildlich wie die Fuggerstädter. Trotz Millioneneinbußen verzichtete der Verein bisher auf die Beantragung von staatlichen Hilfen, in der Überzeugung, die Krise selbständig zu überstehen. 2020 unterstütze man zudem mit der Aktion „Augsburg hält zusammen“ hilfsbedürftige Menschen in der Region und erst in dieser Woche gab der Verein bekannt, dass er dieses gesellschaftliche Engagement unter anderem mit dem Bau einer eigenen Kita weiter ausbauen möchte. Ein Leuchtturmprojekt, dass einzigartig im deutschen Profifußball ist.

Auch beim Impfen wurde der FCA seiner gesellschaftlichen Verantwortung als erster gerecht. Während sich der Streit mit Impfmuffeln bei anderen Clubs wochenlang hinzog – schöne Grüße an dieser Stelle an den FC Bayern – verkündete man in Augsburg bereits zu Saisonbeginn eine hundertprozentige Impfquote in der eigenen Mannschaft.

Es entbehrt nun schon fast einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet ein Verein, der in den letzten Jahren so voraussichtig agiert hat wie der FCA, nun erneut durch Geisterspiele hart getroffen wird. Denn in Bayern rollt der Ball bis zur Winterpause erstmal nur noch vor leeren Rängen, in den meisten anderen Bundesländern dürfen die Fans dafür weiterhin ins Stadion. Lustig ist das jedoch für die Verantwortlichen beim FC Augsburg keineswegs, schließlich ist mit dieser Entscheidung der Wettbewerbsverzerrung Tür und Tor geöffnet.

Die ersten Anzeichen davon konnte man schon am vergangenen Wochenende sehen, als der FC Augsburg 2:3 gegen den VfL Bochum verlor. Sicherlich wäre es zu einfach, diese Niederlage allein auf die fehlenden Zuschauer zu schieben und doch war auch das ein Faktor, wie nach Abpfiff aus dem Vereinsumfeld zu hören war. Vor allem die Spieler sprechen regelmäßig davon, dass ihnen die Unterstützung von den Rängen in den Heimspielen enorm guttut.

Dass kleinere Vereine von der heimischen Kulisse profitieren, ist inzwischen längst kein Geheimnis mehr. Egal ob Union Berlin, der VfL Bochum oder Mainz 05, sie alle holten den Großteil ihrer Punkte vor den eigenen Fans, so auch der FCA. Alle diese Clubs werden auch ihre kommenden Heimspiele vor Publikum bestreiten, im Gegensatz zum FCA.

Ebenfalls kein Geheimnis ist, dass sich leere Stadien auch finanziell bemerkbar machen. Beim FC Augsburg plant man nach zwei Saisons unter Pandemiebedingungen ohnehin schon mit einem Verlust im kommenden Jahr. Durch fehlende Ticketeinnahmen wird dieser sicherlich nicht geringer ausfallen.
Und so dürften nicht wenige FCA Fans etwas wehmütig auf den kommenden Gegner Köln schauen, der sich mit diesen Problemen erstmal nicht beschäftigen muss. Bis zu 15.000 Menschen dürfen am heutigen Freitag das Spiel unter 2G Bedingungen verfolgen. Damit hat auch der FC weiterhin alle Voraussetzungen, um seine spektakuläre Heimserie fortzusetzen. Bisher sind die Kölner im eigenen Stadion nämlich noch ungeschlagen, für den FC Augsburg wird das also alles andere als eine leichte Aufgabe. Zumal man zu allem Überfluss wegen der langen Verletztenliste wieder mit einem total ausgedünnten Kader anreisen muss. Daran dürfte sich auch in der nächsten Woche nicht viel ändern, wenn man auf Leipzig und Fürth trifft. Die Lage beim FC Augsburg bleibt vor der Winterpause also weiterhin angespannt.


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