Der FC Augsburg kassiert gegen Franken schwere Schlappe

Samstag, 30. März 2019, 11:10 Uhr Thorsten Franzisi

Willkommen zurück im Abstiegskampf! Der FC Augsburg hat mit dem 0:3 beim 1. FC Nürnberg das geschafft, was er eigentlich in jedem Fall verhindern wollte: Gegner Nürnberg neues Leben eingehaucht. 20 Spiele war das Tabellenschlusslicht ohne Sieg, ehe der FCA ins Frankenland reiste. Was in den 90 Minuten auf dem Platz folgte, kommentierten einige Augsburger Anhänger mit den Worten „peinlich“, „charakterlos“ und „schwach“.



Die 0:3-Niederlage kam besonders in ihrer Deutlichkeit überraschend, war aber das Ergebnis völlig falscher Entscheidungen. Trainer Manuel Baum musste zerknirscht feststellen: „Wir haben fast immer die falschen Situationen getroffen. Wir haben uns etwas anderes vorgestellt. Die Leistung ist enttäuschend.“ Dabei setzte Baum vor Anpfiff neben dem fitten Michael Gregoritsch auch auf die Offensivachse um Dong-Won Ji und Alfred Finnbogason. Beide waren noch unter der Woche für ihre Nationalmannschaften unterwegs, spielten dennoch von Beginn an.

Nur hinten rechts war der Trainer gezwungen, zu wechseln. Jonathan Schmid fehlte mit einer Sohlenverletzung, für ihn verteidigte Kevin Danso als Rechtsverteidiger, Jeffrey Gouweleeuw und Rani Khedira bildeten das Innenverteidiger-Duo. Doch von Selbstbewusstsein angesichts von sieben Punkten aus den vergangenen drei Partien war im Augsburger Spiel wenig zu sehen. Beide Mannschaften überboten sich in Fehlpässen, Spielkombinationen waren Mangelware.

Gregoritsch mit einem Freistoß (2. Minute) und eine verunglückte Volleyabnahme von Philipp Max (29.) waren noch die aufregendsten Höhepunkte einer langweiligen ersten Hälfte. Mit der Hereinnahme von Marco Richter für Finnbogason änderte sich in der zweiten Halbzeit das Augsburger System. Statt mit zwei Stürmern, setzte Baum auf ein kompakteres Mittelfeld, doch für mehr Stabilität sorgte dies nicht.

Im Gegenteil: „Wir waren viel zu weit auseinander“, schimpfte Rani Khedira anschließend. Der Defensivspieler war der einzige, der sich nach der Pleite den Medien stellte. „Das Spiel hat uns gezeigt, dass wenn wir nicht kompakt stehen, uns auch Nürnberg den Arsch aufreißen kann. Wir hatten 60 Meter Abstand zueinander. Das spielt dir auch eine Bezirksmannschaft auseinander. Das war viel zu wenig!“

Khedira kritisierte auch den Egoismus seiner Kollegen. Sei es in manch offensiven Szenen, aber auch im Pressingverhalten: „Wenn einer aus der Reihe tanzt, wird es schwer. Wenn mehrere das machen, dann hast du keine Chance.“ Namen nannte er keine, mahnte aber: „Vielleicht war das die letzte Warnung. Ausrutscher dürfen wir uns nicht mehr erlauben.“ Gleich dreimal patzte die Augsburger Abwehr gegen das bis dato Tabellenschlusslicht.

Vor dem 0:1 verursachte Philipp Max einen unnötigen Freistoß, den Sebastian Kerk an den linken Pfosten zirkelte. Dort brachte Torjäger Mikael Ishak, von den Abwehrspielern aus dem Auge gelassen, den Ball mit dem rechten Außenrist an Torhüter Gregor Kobel vorbei. Dass der Schweizer in der Situation schlecht aussah, passte da ins Bild. Beim Konter in der 88. Minute war die Verteidigung schon so weit aufgerückt, dass Torschütze Matheus Pereira ungehindert davon sprintete und den Ball vorbei an Kobel legte. Beim 0:3 leistete Gouweleeuw nur Geleitschutz für Eduard Löwen und attackierte ihn gar nicht mehr. Szenen, mit Selbstauflösungscharakter. Und die Nürnberger? Die feierten den ersten Sieg seit September als ob sie gerade Meister geworden wären.

Manager Stefan Reuter war in den Katakomben des Max-Morlock-Stadions sauer auf das Gezeigte: „Wir hatten eine große Chance, uns Luft nach unten zu verschaffen. Das konnte man unserem Spiel aber nicht anmerken. Wir waren von Anfang an nicht so aufgetreten, wie das wünschenswert gewesen wäre.“ Warum? „Weil wir keine Konstanz reinbringen. Das ist das Problem unserer Saison.“ Sein Motto für die nächsten Spieltage: „Durchwurschteln.

Wir hängen bis zum Ende unten mit drin. Jetzt ist Willensleistung gefragt.“ Immerhin: Schon am Dienstag hat der FCA die Möglichkeit, die Nürnberg-Pleite vergessen zu machen. Im Pokal-Viertelfinale kommt es ab 20.45 Uhr zum Duell gegen RB Leipzig. „Wir wollen den Pokal gewinnen“, überrascht Reuter mit einer offensiven Aussage: „Mit solch einer Leistung wie heute haben wir im Pokal aber keine Chance.“

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




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