Der FC Augsburg: Das Karussell hat ausgedreht

Samstag, 04. September 2021, 21:56 Uhr Marc Gerstmeyr

Die FCA Kolumne von Moritz Winkler

Bis zuletzt dürften wohl die Drähte bei Stefan Reuter geglüht haben, als gestern um 18 Uhr das Sommertransferfenster schloss. Wie viele andere Bundesligisten war auch der FC Augsburg bis zuletzt daran interessiert, den eigenen Kader mit Neuzugängen zu verstärken. Jetzt steht die endgültige Mannschaft für die aktuelle Saison fest. Zeit also für eine Bilanz:

Verjüngungskur und Achsenbildung
Bereits im Juli hat Stefan Reuter wieder einmal bewiesen, warum er inzwischen zu den Topmanagern in der Bundesliga gehört. Nach dem Karriereende von Daniel Baier im Sommer 2020 und dem diesjährigen Abgang von Rani Khedira waren viele Fans gespannt, wer diese Lücke in Zukunft beim FC Augsburg füllen soll. Kaum einer hätte dabei jedoch damit gerechnet, dass der Sportdirektor einen solchen Fang machen könnte. Denn mit Niklas Dorsch kam ein frischgebackener U-21 Europameister für rund sieben Millionen Euro in die Fuggerstadt. Kein Wunder also, dass der FCA mit diesem Transfer sogar überregional für Furore sorgte, schließlich hatte man sich gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt. Und weil ein U-21 Europameister nicht reicht, präsentierte der Verein gut vier Wochen später mit Arne Maier auch schon den nächsten. Zusammen sollen die beiden nun die zentrale Achse im Augsburger Mittefeld bilden.
Wie gut das bisher gelingt, ist schwer zu beurteilen. Schließlich standen die beiden zusammen gerade einmal knapp 40 Minuten auf dem Platz, denn Maier fiel in den letzten beiden Spielen krankheitsbedingt aus. Dorsch hat dagegen gerade im Spielaufbau des FCA sein großes Talent schon aufblitzen lassen, die Defensivarbeit des 23-Jährigen ist allerdings noch ausbaufähig. Vermutlich arbeiten die Verantwortlichen auch deswegen noch kurz vor Transferschluss an einer Rückholaktion von Kevin Vogt. Der 29-jährige Defensivspezialist hatte bereits zwischen 2012 und 2014 das Trikot der Fuggerstädter getragen. Als Stabilitätsanker neben den beiden Jungspunden im Mittelfeld hätte er dem Spiel des FCA sicherlich gutgetan. Bitter also, dass ein Wechsel letztendlich nicht zustande kam.

Andi wer?
Nachlegen konnten die Verantwortlichen dafür auf der Stürmerposition, was nach der anhaltenden Torflaute auch dringend geboten schien. Andi Zeqiri heißt die neue Torhoffnung des FCA, die auf Leihbasis für ein Jahr von Brighton & Hove Albion nach Augsburg kommt. Bisher dürfte der 22-Jährige jedoch nur absoluten Experten bekannt sein, was auch daran liegt, dass er bei seinem bisherigen Verein kaum zum Zug kam. Gerade einmal neun Premiere League-Spiele konnte der Schweizer im letzten Jahr bestreiten, nun soll der Wechsel zum FCA für ihn ein Neustart werden. Besonders freuen dürfte sich Zeqiri wohl auf die künftige Zusammenarbeit mit Ruben Vargas. Beide kennen sich bereits aus ihrer Zeit in der Schweizer Liga und sind seit Jahren gut befreundet. Sollte Zeqiri in Augsburg eine ebenso gute Entwicklung bei den Fuggerstädtern hinlegen wie sein Kumpel, könnte die Torflaute des FC Augsburg in naher Zukunft schon bald der Vergangenheit angehören.

Nachwuchsschwund
Blicken wir zum Abschluss noch auf die Abgänge. Mit Kevin Danso und Marco Richter haben in diesem Sommer gleich zwei Eigengewächse den FC Augsburg verlassen. Und auch wenn es zwischen den beiden Wechseln große Unterschiede gibt, bleibt dennoch eine Gemeinsamkeit bestehen. Beide Spieler fühlten sich offenbar vom Verein nicht genug wertgeschätzt und glaubten nicht mehr an eine Zukunft in Augsburg. In dieser Situation war es die richtige Entscheidung, sich von diesen Akteuren zu trennen, schließlich benötigt der FCA Personal, das sich zu hundert Prozent mit dem Verein identifiziert. Fest steht aber auch, dass sich die Verantwortlichen im Nachhinein fragen müssen, warum es ihnen nicht gelungen ist, ihre Jugendspieler längerfristig an den Verein zu binden. Andernfalls wird es schwer, dass der Wunsch einmal in Erfüllung geht, den Vereinspräsident Klaus Hoffmann vor rund sieben Jahren bei Amtsantritt formulierte: „Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“

Maurice Malone
Einer dieser D-Jugendspieler könnte in Zukunft Maurice Malone werden. Nachdem der 21-Jährige bereits im letzten Jahr in die dritte Liga zu Wehen Wiesbaden verliehen wurde, stellt er sich nun für ein Jahr beim 1. FC Heidenheim in Liga zwei einer neuen Herausforderung, ehe er zur neuen Saison nach Augsburg zurückkehrt. Vielleicht geht das Eigengewächs, das seit seinem achten Lebensjahr beim FCA spielt, dann im nächsten Jahr für seinen Heimatverein in der Bundesliga auf Torejagd.


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