Der European Youth Championship im DAV Kletterzentrum

Montag, 04. Juli 2022, 18:26 Uhr Thorsten Franzisi

Zwischen dem 8. und 10. Juli trifft sich im DAV Kletterzentrum Augsburg die europäische Kletter-Jugend zum Event des Jahres.

Über 200 Athlet*innen werden zur European Youth Championship erwartet. Aus Augsburg sind mit dabei: Annika Müller (Lead) und Max Dinger (Lead).

An 24 Lead- und zwei Speedrouten messen sich die europäischen Athlet*innen in Ausdauer, mentaler Stärke, Schnelligkeit und Durchhaltevermögen. Die Besten der Besten sollen an diesen drei Wettkampftagen gefunden werden. In drei Runden - Qualifikation, Halbfinale und Finale – wird entschieden, wer den europäischen Meistertitel Lead und Speed gewinnt.

Wir konnten im Voraus mit Annika Müller (DAV Sektion Augsburg) über die European Youth Championship und Ihren Start bei dieser sprechen: Ist es etwas Besonderes für dich, dass du auf der Jugendeuropameisterschaft vor heimischem Publikum starten darfst?

Annika Müller: Ja, auf jeden Fall. In den letzten Jahren habe ich schon an dem ein oder anderen Wettkampf in Augsburg teilgenommen. Das war für mich immer etwas ganz Besonderes und ich habe die Wettkämpfe besonders gut in Erinnerung behalten. Seitdem der Wettkampfkalender steht, freue ich mich auf dieses Event. Und dass ich jetzt auch wirklich dabei sein kann, freut mich umso mehr!

Du startest im Leadklettern. Was macht diese Disziplin für dich so interessant?

Annika Müller: Beim Lead komme ich in einen richtigen Flow. Ich kann alles um mich herum ausschalten und die Bewegungen genießen. Außerdem gibt es kaum ein besseres Gefühl, als gegen den Pump zu kämpfen und dann doch noch ein, zwei oder sogar mehr Züge zu machen. Trainierst du auch die anderen beiden Disziplinen Bouldern und Speed? Klar trainiere ich auch die anderen Disziplinen. Neben Lead habe ich vor allem den Fokus auf dem Bouldern. Letztes Jahr war ich auch bei einigen internationalen Wettkämpfen im Bouldern am Start. Hoffentlich klappt dies nächstes Jahr wieder. Generell kann man von allen drei Disziplinen für jede andere profitieren. Deshalb ist es durchaus sinnvoll alle drei Disziplinen zu trainieren.

Du trainierst regelmäßig mit dem Bayernkader im DAV Kletterzentrum Augsburg. Ist es für dich ein Vorteil, dass du die Wand gut kennst?

Annika Müller: Das kann durchaus ein Vorteil sein, da ich in jeder Linie an der Wettkampfwand regelmäßig trainiere. Dementsprechend können die Wandkenntnisse beim Besichtigen der Route helfen. Trotzdem ist ja jede Route anders geschraubt und das ist bei den anderen Athlet*innen nicht anders als bei mir. Dieses Jahr werden wir eine sehr große Tribüne aufstellen. Hilft es dir, wenn das Publikum dich während dem Klettern anfeuert? Als ich gehört habe, dass es die Tribüne geben wird, habe ich mich wirklich gefreut. Letztes Jahr bei der Deutschen Meisterschaft habe ich zugeschaut und es ist richtig gute Stimmung aufgekommen. Mit Publikum im Hintergrund wird man zusätzlich gepusht und es macht nochmal mehr Spaß. Das wird bestimmt toll! Zuallerletzt möchte ich mich schon einmal ganz herzlich bei allen Organisatoren und Helfern bedanken! Ohne euch wäre ein solcher Wettkampf nicht möglich. Ich freue mich riesig auf das Wochenende und auf gute Stimmung!

BesuchInteressierte können das Spektakel auf vielfältige Weise anschauen. Für Besucher*innen ist vor Ort eine Zuschauertribüne für bis zu 500 Personen aufgebaut. Tickets sind noch im Vorverkauf oder am Wochenende direkt vor Ort erhältlich. Alle Einnahmen aus dem Ticketverkauf kommen Trainingsmaßnahmen von ukrainischen Kindern und Jugendlichen zu Gute! Ticketpreise:

-Tagesticket Erwachsene:8, 00 €
-Tagesticket Kinder/Jugendliche:5,00 €
-Wochenendticket Erwachsene:12,00 €
-Wochenendticket Kinder/Jugendliche:7,50 €
Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres sind kostenfrei. Das Tages- und Wochenendticket Kinder/Jugendliche gilt bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres.


Wer nicht die Möglichkeit hat, direkt vor Ort dabei zu sein, kann den Wettkampf komplett oder auszugsweise über einen Livestream auf YouTube verfolgen. Für die Lead-Qualifikation steht ein unkommentiertes Live-Bild zur Verfügung. Halbfinale & Finale in Lead sowie das Speed Event können in einem kommentierten Livestream verfolgt werden. Den Link gibt es auf der Internetseite des Deutschen Alpenvereins: LIVESTREAM

Ablauf:
Freitag, 8.7.2022:
Qualifikation: U16 männlich, U18 männlich, U20 weiblich 9:00 Uhr
Qualifikation: U16 weiblich, U18 weiblich, U20 männlich 15:40 Uhr


Samstag, 9.7.2022: Lead Halbfinale und Finale
Halbfinale (alle Gruppen) 10:00 Uhr
Finale U16 16:00 Uhr
Finale U18 17:00 Uhr
Finale U20 18:00 Uhr
Siegerehrung Lead im Anschluss


Sonntag, 10.7.2022: Speed
Qualifikation U16 10:00 Uhr
Finale U16 11:30 Uhr
Qualifikation U18 13:15 Uhr
Finale U18 14:00 Uhr
Qualifikation U20 15:45 Uhr
Finale U20 16:30 Uhr
Siegerehrung Speed im Anschluss

Hintergrundinfo: Disziplinen im Wettkampfklettern


Lead: Die bekannteste Disziplin des Kletterns und seit mehr als zwanzig Jahren als Wettkampfsportart etabliert. Geklettert wird mit Seil nach den Anfängen am "echten Fels" in den achtziger Jahren mittlerweile ausschließlich an ca. 10-20 Meter hohen Kunstwänden, wobei vor allem Kraft, Ausdauer sowie technische und taktische Finesse gefragt sind. Ziel beim Lead ist es, eine Route innerhalb eines festen Zeitlimits möglichst sturzfrei zu meistern bzw. in dieser Route möglichst höher als die Konkurrentinnen und Konkurrenten zu klettern. Dabei müssen im Vorstieg alle Zwischensicherungen selbst einhängt werden.
Im Wettkampf wird meist in zwei verschiedenen Modi geklettert: Die Qualifikation findet im sogenannten Flash-Modus statt, bei dem die Kletterinnen und Kletterer ihre Konkurrenz beobachten können bzw. zu Beginn des Wettkampfes eine Routenbauerin bzw. ein Routenbauer die Route demonstriert. Im Finale wird dann "onsight" geklettert: Hier müssen die Kletterinnen und Kletterer vor dem Finale in eine lsolationszone ohne Sicht zur Wand, anschließend haben sie sechs Minuten Zeit sich - gemeinsam mit den anderen Finalistinnen und Finalisten - die Route anzusehen und die Griffabfolgen einzuprägen. Dann geht es wieder zurück in die Isolation. Zum Klettern werden die Athletinnen und Athleten dann einzeln aufgerufen und haben somit nicht die Möglichkeit aus den Fehlern der anderen zu lernen. Diese Begehungsform gilt als "Königsdisziplin" des Kletterns. National bewegen sich hier die geforderten Schwierigkeiten bei den Herren im Bereich 9+ bis 10+ (7c+ bis 8b/b+) und bei den Damen von 9- bis 10- (7b+ bis 8a+).


Speed: Beim Speedklettern ist der Name Programm: die Geschwindigkeit entscheidet über den Sieg. Dabei sind vor allem Schnell- und Maximalkraft sowie hohe Greif- und Trittpräzision trotz höchster Geschwindigkeit gefragt. Im Zuge eines Wettkampfes über mehrere KO-Runden, bei denen die Kletterinnen und Kletterer jeweils gegeneinander antreten, entscheidet auch die Schnellkraftausdauer über eine Platzierung. In Deutschland hat Speedklettern noch keine so lange Tradition, wie z.B. in Russland und Osteuropa , ist jedoch in den letzten Jahren kontinuierlich auf dem Vormarsch - vor allem bedingt durch den neuen Olympic Combined-Modus. Mittlerweile gibt es eine standardisierte Speedwand mit einer festen Abfolge von Griffen, an der nun auch Weltrekorde möglich sind. Die Kletterinnen und Kletterer müssen am Ende der Route einen Buzzer betätigen, der die Zeit anhält. Gesichert wird beim Speed mit Seilsicherung von oben (Toprope).


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