Bereits vor 700 Jahren wurde in Augsburg gesportelt

Donnerstag, 12. Mai 2022, 10:21 Uhr Wilfried Matzke

Der Kilian-Stadtplan von 1626 zeigt ein außergewöhnliches Sportzentrum an der heutigen Schießgrabenstraße

Schon im Mittelalter trieben Menschen gemeinsam Sport. Aber es war damals nur die Oberschicht, die Zeit und Geld für so ein Vergnügen hatte. In der Freien Reichsstadt Augsburg als reiche Handels- und Finanzmetropole besaß der Sport wohl einen hohen Stellenwert. Das dokumentiert eindrucksvoll ein Stadtplan.

Das Kartenwerk des Kupferstechers Wolfgang Kilian aus dem Jahr 1626 gilt als kartografisches Meisterwerk und historische Fundgrube. So zeigt dieser Stadtplan von Augsburg auch ein für die damalige Zeit außergewöhnliches Sportzentrum an der heutigen Schießgrabenstraße (im Stadtplan-Ausschnitt unten). Dort standen sechs verschiedene Schießbahnen für Bogen- und Armbrustschützen zur Verfügung. Weitere Sportarten, wie Ballspiele und Kegeln, wurden auf dem rund zwei Hektar großen Gelände ausgeübt (im Stadtplan-Ausschnitt erkennbar).

Die Schützen waren die Vorreiter

Bereits vor sieben Jahrhunderten konnte sich der Sport in Augsburg etablieren. Es war in den Jahren 1320 bis 1323, als sich die Bogen- und Armbrustschützen organisierten. Sie übten als Mitglieder der Bürgerwehr im sogenannten Schießgraben, einem trockenen Teil des einstigen Stadtgrabens entlang der heutigen Konrad-Adenauer-Allee. Die „Schützen in dem Graben“ erhielten im Jahr 1542 von der Stadt das neue Trainings- und Wettkampfgelände an der heutigen Schießgrabenstraße zugewiesen. Als dort in den 1870er Jahren das Beethovenviertel entstand, musste die nunmehrige „Gesellschaft vom Schießgraben“ den Schießsport aufgeben. Aus dieser uralten Vereinigung ging 1930 der heutige „Tennisclub Schießgraben“ hervor.

Ältester Augsburger Sportverein

Das Büchsenschießen auf Scheiben wurde 1430 in der Freien Reichsstadt eingeführt. Noch im selben Jahr gründete sich die „Gesellschaft der Büchsenschützen“. Geübt hat man in den Wertachauen unterhalb vom Rosenauberg und zwar nördlich vom heutigen Rosenaustadion. Überliefert sind große Schießwettkämpfe des Vereins, so mit 1.432 Teilnehmern im Jahr 1509. Zum Rahmenprogramm gehörten öfters auch andere sportliche Wettbewerbe, wie Pferderennen, Wettläufe, Steinstoßen oder Fechten. Nach mehreren Umzügen ist die „Gesellschaft der Büchsenschützen“ seit 1864 als „Königlich Privilegierter Schützenverein“ wieder unterhalb vom Rosenauberg zu Hause. Diese nun 592 Jahre alte Schützenvereinigung gilt als ältester Augsburger Sportverein.


Text: Wilfried Matzke / WM

Foto (vom „Geodatenamt der Stadt Augsburg“): Kilian-Stadtplan von 1626

 


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