Sebastian Mayr gewinnt den Race Around Niederösterreich (RAN)

Verfasst am Dienstag, 14. Mai 2024 von Angela Merten

und hängt seinen direkten Konkurrenten mit letzlich 25 Minuten Vorsprung ab.

Am 10.5.2024 startete in Weitra (Niederösterreich) die sechste Auflage des Race Around Niederösterreich, welche auch gleichzeitig die österreichische Staatsmeisterschaft im Ultracycling war. An den Start gingen mehr als 150 Sportler, um die Strecke von 604 km und 6225 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. In diesem Jahr musste die Strecke, aufgrund von Baumaßnahmen leicht verändert werden, was ca. 6 Kilometer mehr ausmachte, sowie zusätzlichen 350 Höhenmetern. Wie immer beim Ultracycling soll die gesamte Strecke am Stück absolviert werden und Pausen wirken sich negativ auf die Rennzeit aus.

Das Betreuerteam vom „Sebastian Mayr Racing Team“ umfasste fünf Personen (Bengt, Michael, Andreas, Herbert und Simon). Üblicherweise würde das RAN mit drei Betreuern absolviert, doch das Rennen wurde auch dafür genutzt, um neue Betreuer für künftige Rennen „anzulernen“. Denn nicht nur der Athlet muss eine gute Leistung abliefern, sondern das gesamte Team muss perfekt eingespielt sein.

Das Wetter zeigte sich von der sonnigen Seite, auch wenn die Temperaturen nachts auf nur 2 Grad Celsius sanken.

Das RAN ist ein sehr bekanntes und angesehenes Ultracycling-Rennen in Europa und zieht daher auch immer ein starkes Teilnehmerfeld an.
Hervorzuheben ist dabei der Lokalmatador und Profi Philipp Kaider, der die letzte Auflage des RAN gewonnen hatte und mehre Rekorde im Ultracycling hält; unter anderem durfte er sich im Jahr 2022 „24h Zeitfahrweltmeister“ bezeichnen und hält seit 2023 den Weltrekord für die schnellste Durchquerung Österreichs.
Aus England reiste Lee Williams an, der den Rekord von Westküste zur Ostküste in England letztes Jahr aufgestellt hat. Weitere zahlreiche gute Athleten stellten sich der Herausforderung, um einmal Niederösterreich zu umrunden.

Die Vorbereitungen von Sebastian Mayr begannen bereits im Herbst 2023 und liefen sehr gut. 20 bis 25h Training waren in manchen Wochen keine Seltenheit. Über die Winterzeit wurden die Rennräder und das Zeitfahrrad nochmal speziell auf Sebastian angepasst, um auch aus dem Material die letzte Sekunde herauszuholen.  Leider suchte ihn knapp 2 Wochen vor dem Rennstart eine Erkältung heim, mit der er auch noch beim Rennstart zu kämpfen hatte. Daher war ungewiss, wie der Körper auf diese Strapazen letztlich reagieren würde. Auch das Training musste in dieser Zeit angepasst werden, um bestmöglich und halbwegs fit an den Start zu gehen.

In Abstimmung mit seinem Trainer wurden die zu tretenden Wattleistungen definiert und auch die Ernährung entsprechend darauf eingestellt. Während dem Rennen wurde ausschließlich Flüssignahrung genutzt, um den Magen über die lange Renndauer zu schonen, aber die notwendigen Kohlehydrate zuzuführen. Es wurden ca. 530 km mit dem Zeitfahrrad zurückgelegt und lediglich 70 km mit einem leichten Rennrad. Selbst im ansteigenden Ypsertal wurde auf das Zeitfahrrad gesetzt, da in den kurzen Flachstücken die Aerodynamik besser ausgenutzt werden konnte, als beim leichteren Rennrad.

Bereits zu Beginn war ersichtlich, dass Sebastian Mayr von Checkpoint zu Checkpoint ähnlich schnell war und der Abstand sich zwischen zwei und vier Minuten zu Gunsten von Sebastian bewegte. Selbst bei der siebten Zwischenstation und nach 12h Rennzeit, war der Vorsprung von zwei Minuten weder geschrumpft noch gewachsen. Erst ab der Zwischenstation 8, konnte Sebastian von zwei auf sechs Minuten ausbauen, bevor er dann in den folgenden Zwischenstationen stetig und kontinuierlich wuchs. Philipp Kaider und Sebastian Mayr schilderten, dass die ersten acht Zwischenstationen mental sehr zermürbend waren, da Kaider versuchte den Vorsprung zu verkleinern und Mayr versuchte, seinen Vorsprung weiter auszubauen. Für beide war es frustrierend, dass die erbrachte Leistung nicht zum Erfolg führte. Kaider hatte zudem das gesamte Rennen Mayr nie gesehen und jagte ein Phantom, wie es vom Moderator bezeichnet wurde. Mayr machte weiter Druck und bei Checkpoint 8 wurde dies dann mit einem Ausbau des Vorsprungs belohnt. Jedoch war der Vorsprung so gering, dass dieser beispielsweise durch ein technisches Problem, Sturz oder körperlichen Problemen, sofort wieder aufgebraucht wäre. Mayr ließ nicht locker und machte weiter Druck, sodass er über die verbleibenden Zwischenstationen den Vorsprung dann auf letztlich 25 Minuten ausbauen konnte.

Das Betreuerteam um Mayr arbeitete fehlerfrei und die Standzeiten wurden auf ein Minimum reduziert. Bei den Ultracycling Rennen sind die Straßen nicht gesperrt und die Straßenverkehrsordnung muss eingehalten werden. Insbesondere die vielen roten Ampeln nahe Wien machten das Team nervös und das ständige Anfahren und wieder Geschwindigkeit aufnehmen kostete weitere Energie. In Summe betrug die Standzeit lediglich 15min und war aufgrund der Verkehrssituation sehr gut.

Letztlich musste sich Philipp Kaider dann doch Sebastian Mayr geschlagen geben, auch wenn er deutlich schneller war als im letzten Jahr und das Rennen sehr gut verlaufen ist. Laut Philipp Kaider war Sebastian Mayr einfach zu stark und er hatte nicht mehr die nötige Stärke, um dagegenhalten zu können.

Sebastian Mayr konnte sich mit seinem Team nach dem letztjährigen vierten Platz nun über den Sieg des Rennens freuen. Die nächste Herausforderung steht im August 2024 an. Beim Race Around Austria Extreme müssen dann stolze 2.200 km und 30.000 Höhenmeter absolviert werden.

Text: Sebastian Mayr
Bildquelle: @RAN/Martin Steiger