Sebastian Mayr aus Bonstetten gewinnt Race Around Austria Extreme

Verfasst am Donnerstag, 29. August 2024 von Thorsten Franzisi
Sebastian Mayr siegt beim Race Around Austria Extreme

Zum ersten Mal wurde über WhatsApp ein „Rennkanal“ eingerichtet, um Interessierte noch näher am Rennen teilnehmen zu lassen. Die Betreuer teilten hier Informationen, Bilder und Videos und beantworteten auch Fragen. Die Nachrichten wurden je nach Rennverlauf auch Sebastian vorgelesen, der dann nach Möglichkeit auch Antworten oder Infos lieferte.

Mehr als 100 Interessierte verfolgten über diesen Weg das RAA vom Sebastian Mayr Racing Team.

Das Rennen startet in St. Georgen im Attergau am 13.8.2024 um 20:32 Uhr bei Gewitter und starken Windböen, was zu einem vorsichtigen Start führte, um das Sturzrisiko so gering wie möglich zu halten.

Bereits nach ca. 25km hatten wir großes Glück, als ein Hase in das Rad von Sebastian gerannt ist und es bei Tempo 50 km/h nicht zum Sturz kam.

Der Regen hörte dann endlich nach 3 Stunden auf, sodass die restliche Nacht trocken blieb.

Die ersten 700km sind eher flach, natürlich tauchten immer wieder Anstiege auf, aber erst ab Kilometer 750 verstetigen sich die Anstiege vom RAA Extreme. Dafür war die Hitze in den Weingebieten von Österreich eine echte Herausforderung, zumal sich zwischenzeitlich auch schon Sitzprobleme eingeschlichen haben. Dies hatte zum Ergebnis, dass das aerodynamische Zeitfahrrad aufgrund der Sattelposition nicht genutzt wurde und somit mit dem einem normalen Straßenrad die Strecke bewältigt werden musste. In den Weingebieten herrschten Temperaturen von 38° Celsius und es wehte auf einer Strecke von 300km uns ein konstanter Gegenwind entgegen. Das Team war damit beschäftigt die Körperkern- und Hauttemperatur von Sebastian unten zu halten und dies erfolgte mittels Wasserduschen aus Rad- und Sprühflaschen.

Nach der Hitze steuerten wir auf die ersten größeren Anstiege wie Geschriebenenstein, Soboth und dem Lesachtal zu. Die erste Schlafpause von 75min wurde nach ca. 39h Rennzeit eingelegt. Hierfür bereitet das Team das PaceCar für die Pause vor und Sebastian schläft dann im PaceCar. Nach der Schlafpause machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Großglockner Hochtor (2457m ü Null), der nach ca. 1250 Rennkilometer bei völliger Dunkelheit befahren wurde. Die Abfahrt fand in der Morgendämmerung statt und wir rollten weiter über den Gerlospass, Richtung Innsbruck und anschließend ging es wieder bergauf zum Kühtai. Oben angekommen erwartete uns ein schweres Gewitter, was eine Abfahrt unmöglich machte. Somit mussten wir eine Zwangspause einlegen und fuhren nach der Gewitterfront ab.

Die Sitzprobleme waren nun allgegenwärtig und äußerst schmerzhaft, sodass wir uns entschlossen bei Imst uns mit neuem Wundmaterial einzudecken, um das weitere Rennen bestreiten zu können.

Die Wetterkapriolen und andauernde Wundversorgung wirkten sich natürlich negativ auf die Rennzeit aus, da unsere Standzeit zunehmend anwuchs. Zudem machte sich immer wieder mal das Handgelenk vom Trainingssturz schmerzhaft bemerkbar.

Auf dem Weg dorthin erfuhren wir dann, von einem Murenabgang am Arlberg. Das war unsere Strecke und nach Rücksprache mit der Rennleitung mussten wir nach Bludenz fahren, da ein Durchkommen aufgrund des Murenabgangs nicht möglich war. Somit musste die gesamte Logistik angepasst werden und das PaceCar fur diesmal nur mit 2 Betreuern und Sebastian umgehend zum Einstiegspunkt, welcher mit der Rennleitung vereinbart wurde.

Nachts um 01:05 Uhr wurde dann das Rennen am abgestimmten Einstiegort wieder aufgenommen. Von dort ging es gleich weiter bergauf mit dem Thüringerberg, Faschinajoch und dem Hochtannbergpass.

Aufgrund des anstehenden Streckenteils wollten wir nochmals das aerodynamische Zeitfahrrad nutzen und mussten dann nach kurzer Fahrzeit feststellen, dass neben den Sitzproblemen ein weiteres Problem auftauchte was man in Ultracycling Kreisen als Shermer´s Neck bezeichnet. In diesem Fall kann die Nackenmuskulatur den Kopf nicht merh halten, was bedeutet, dass der Kopf nach unten sackt und man somit nicht auf die Straße schauen kann. Das Shermer´s Neck schmerzt nicht, nur die Muskulatur verweigert ihren Dienst. Um dieses Problem etwas hinzuzögern kann man nur auf die Straßenrennräder zurückgreifen, da hier eine etwas aufrechtere Position eingenommen werden kann.

Mit der Tatsache, dass das Shermer´s Neck auch auf dem Straßenrennrad ein Problem werden wird, sind wir ordentlich Tempo über den Fernpass in Richtung Innsbruck gefahren. Dieser Streckenabschnitt lief richtig gut und es stellte sich trotz der bevorstehenden Verschlimmerung des Shermer´s Neck und der anhaltenden Sitzprobleme eine Hochphase bei Radfahrer und Team ein.

Jedoch kurze 500km vor Ziel waren die vollen Auswirkungen des Shermer´s Neck selbst auf dem Straßenrennrädern zu spüren und der Kopf sackte in immer kürzeren Abständen nach unten. Mit Hilfe einer Hand richtete Sebastian den Kopf dann wieder auf, bis er wieder nach unten sackte. Das Team im PaceCar hinter Sebastian musste in dem letzten Streckenabschnitt sehr aufmerksam sein und gab ihm immer wieder Hinweise über den Funk zwischen PaceCar und Radfahrer. Um eine Entlastung herbeizuführen wurde Sebastian eine Halskrause aus der Notfallmedizin umgeschnallt, die zwar kurzzeitig etwas Entspannung und Erholung brachte, jedoch stark auf den Brustkorb drückte und so die Atmung deutlich erschwerte.

Wir steuerten nach ca. 2000km nun auf den letzten Anstieg zu – dem Dientner Sattel. Das Team begann nun nahezu minütlich die Rennzeiten abzugleichen, sodass uns klar war, welche Leistung und Geschwindigkeit auf der verbleibenden Strecke noch abgerufen werden muss, um das Rennen als Erster zu beenden.

Sebastian konnte in den letzten Kilometern nochmal alle Reserven mobilisieren und somit den Vorsprung nochmal verbessern und am Ende den Sieg davontragen.

Dieses Rennen hat mal wieder deutlich gezeigt, wie wichtig die Teamleistung ist und in welchem Umfang und Ausmaß das Team mit allen Widrigkeiten umgehen muss, um das gesamte Team zum Erfolg zu führen.

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