Lechhausen schrieb deutsche Breitensport-Geschichte

Sonntag, 20. August 2017, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Augsburg, genauer gesagt der Stadtteil Lechhausen, erlebte vor fünfzig Jahren zwei deutsche Breitensport-Premieren. Das erste Volksradfahren und das erste Volksschwimmen sorgten im Sommer 1967 für Aufsehen in der Bundesrepublik. Bei diesen beiden Lechhauser Premieren machten rund 2600 Athleten mit.



Das Vorbild für die zwei Veranstaltungen war der erste deutsche Volkslauf, welcher vier Jahre zuvor am 13. Oktober 1963 im nahen Bobingen stattgefunden hatte. Etwa 800 Teilnehmer aller Altersgruppen starteten damals im Stadtteil Siedlung auf die hügeligen Strecken zwischen 800 Metern und zwölf Kilometern in den "Westlichen Wäldern".

Volksradfahren ab Textilfabrik Prinz
Am 27. August 1967 wurde das erste deutsche Volksradfahren ausgetragen. Etwa 1100 Radler gingen bei der damaligen Textilfabrik Prinz in der Derchinger Straße an den Start. 33 hügelige Kilometer rund um den Derchinger Forst galt es zu absolvieren. 55:31 Minuten brauchte Uli Keller, der schnellste Radler. Veranstalter dieses Radrennens für Jedermann war der RC Pfeil, der heuer als ältester Augsburger Radsportverein sein 120-jähriges Bestehen feiern kann. Kurt Ernst, der langjährige Vorsitzende, zählte zu den Machern. Die Bobinger Volkslauf-Initiatoren standen dem RC Pfeil mit Rat und Tat zur Seite, namentlich Otto Hosse und Herwig Leiter. Bald nach der Augsburger Premiere wurden nach diesem Muster weitere Volksradfahren in der Bundesrepublik durchgeführt. In den 1980er Jahren entstanden daraus die Radtouristikfahrten.

Volksschwimmen im Autobahnsee
Fünf Wochen vor dem Volksradfahren fand am 23. Juli 1967 am Autobahnsee von Lechhausen das erste Volksschwimmen Deutschlands statt. Initiiert wurde diese Veranstaltung von den Bobinger Volkslauf-Pionieren. Die Organisation des Schwimmwettbewerbs für Jedermann übernahm die BRK-Wasserwacht, nachdem kein Schwimmverein hierzu bereit gewesen war. Fritz Aumann, Veit Schmidt und Günter Buchbender zählten zu den maßgeblichen Wasserwachtlern. Knapp 1500 Hobbyathleten, eingeteilt in 36 Startgruppen, machten sich im Zehn-Minuten-Abstand auf die 1000-Meter-Strecke. Für die Tagesbestzeit sorgte Klaus Schroth mit 14:51 Minuten. Die Wasserwacht musste mehrere Schwimmer retten. Sie waren durch die Wellen, verursacht durch einen vom Fernsehen eingesetzten Hubschrauber, in Schwierigkeiten geraten.

wm

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