FC Augsburg unterliegt 1899 Hoffenheim

Samstag, 10. November 2018, 11:10 Uhr Thorsten Franzisi

FC Augsburg Trainer Manuel Baum ist sauer. Richtig sauer. Die Pressekonferenz nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim eröffnet der Fußballlehrer mit den Worten: „Glückwunsch zum Sieg. Ich persönlich bin richtig angefressen. Wir hätten hier einen Punkt, wenn nicht sogar mehr mitnehmen können.“ Tatsächlich zeigte sich in den 90 Minuten warum die TSG auf Kurs Richtung Europa-League ist und der FC Augsburg weiterhin im Niemandsland der Bundesliga steht. Sinnbildlich dafür die 65. Minute. Alfred Finnbogason setzte seinen Schuss nur an den Pfosten, von dort ging der Ball zurück und im Gegenzug erzielte Hoffenheim die 1:0-Führung. Joelinton hatte dabei das Glück, dass er den Ball in die Füße bekam, klug nach rechts ablegte und dort Andrej Kramaric stand, der flach ins rechte Toreck traf. Genau wie gegen Nürnberg resultiert aus einem Augsburger Pfostenschuss ein Gegentor. Was absurd klingt, kommentierte Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw folgendermaßen: „Wir können es uns so viel einfacher machen, wenn wir unsere Chancen nutzen. Wir brauchen einfach zu viele Möglichkeiten. Vor dem Gegentor hätten wir zweimal ein Tor erzielen können. Wenn wir da den Treffer machen, fällt kein Gegentor! Natürlich können wir das auch besser verteidigen, aber das Problem der Chancen-Verwertung zieht sich durch die gesamte Saison. Es waren zu viele Spiele, bei denen wir Punkte haben liegen lassen.“ Ein weiteres Augsburg-Problem: Last-Minute-Gegentreffer. Wie schon gegen Dortmund, Mainz, Bremen und zuletzt Nürnberg kassierte die Baum-Mannschaft einen Treffer in der Schlussphase. Auf das will der Niederländer nochmals hinweisen: „Vielleicht hätten wir in der Situation mit dem 1:1 zufrieden sein müssen.“ Auch Trainer Baum mahnte: „Wir hatten unsere Umschaltmomente viel zu hastig ausgespielt, da waren viele aussichtsreiche Konter dabei. Das darf uns einfachnicht passieren!“ Doch Baum richtet seine Kritik nicht nur an die Offensive. Diese gelte sowohl für den Angriff wie auch für die Verteidigung, meinte er anschließend: „Dass wir hier nichts geholt haben, da müssen wir uns extrem an die eigene Nase fassen, weil wir gegen eine sehr gute Hoffenheimer Mannschaft ein ordentliches Spiel abgeliefert haben. Für die Niederlage sind wir selbst verantwortlich.“ Manager Stefan Reuter sprach von einer extrem bitteren Situation, weil es viele Momente gab, die der FCA nicht konzentriert zu Ende gespielt habe. „Und bei den Gegentoren hatten wir Pech. Das sind Dinge, die passieren ab und zu – in letzter Zeit aber zu häufig!“ Dabei überraschten sich beide Mannschaften zu Beginn in ihrer Spielweise: Hoffenheim agierte mit einer Viererkette, der FCA verteidigte hingegen sehr tief. TSG-Trainer Julian Nagelsmann, der eine FCA-Vergangenheit hat, sprach daher von einer „schwer greifbaren ersten Halbzeit.“ Entsprechend torlos ging es in die zweite Halbzeit, in der der Finnbogason Pfostenschuss das Spektakel eröffnete. Immerhin: Vom Gegentor ließ sich Augsburg nicht verunsichern, denn vier Mivon Dennis Amedovski Jonathan Schmid am Ball, aber nicht so überzeugend wie zuletzt. Und ein aufgeregter Caiuby (rechts), der sich nicht nur über das Ergebnis ärgerte. Minuten später sorgte Marco Richter mit einem Zuckerpass auf den Stürmer mit für den Ausgleich. Alfred Finnbogason bewies dabei seine Coolness, weil er spektakulär über Torhüter Oliver Baumann lupfte. Es war bereits das siebte Tor im sechsten Spiel für den Isländer, der im Anschluss von einer unverdienten Niederlage sprach. Denn auch das zweite Gegentor hätte vermieden werden können: Wenn Rani Khedira entschiedener gegen Adam Szalai verteidigt hätte oder wenn auch FCA-Torhüter Andreas Luthe den vor ihm auftitschenden Ball nicht zur Seite, sondern zur Ecke hätte abwehren können. So aber drehte sich Szalai kraftvoll und zog ab, Luthe wehrte nur unzureichend und genau in die Füße des vor zwei Minuten eingewechselten Reiss Nelson ab, der – ungeachtet von Gegenspieler Jonathan Schmid – aus kurzer Distanz ins leere Tor abstaubte. Für die Schlussoffensive brachte Trainer Baum Julian Schieber, der damit immerhin sein FCA-Debüt feierte, doch am Ende jubelten die Hoffenheimer und hinterließen eben einen angefressenen Manuel Baum. Auch Augsburgs Brasilianer Caiuby war sauer. Weil er sich in der 77. Minute ohne Gegnereinwirkung verletzte und behandelt werden musste, wurde er kurz danach ausgewechselt. Dabei signalisierte der Linksfuß, dass er weiterspielen könne. Gewechselt wurde trotzdem! Während Michael Gregoritsch aufs Feld ging, war Caiuby außer sich, haute mit der Faust aufs Dach der Spielerbank und stampfte wütend – und ohne Handshake mit dem Trainer – schnurstracks in den Spielertunnel. Baums Reaktion? „Man könnte daraus eine Geschichte machen. Aber ich mach keine daraus!“ Auch Stefan Reuter nahm den Heißsporn in Schutz: „Er war halt enttäuscht. Die Auswechslung war eine Vorsichtsmaßnahme. Aber man muss sich keine Sorgen machen. Er wollte ja weitermachen, deswegen glaube ich nicht, dass es etwas Dramatisches ist.“ Trotzdem passte es erneut ins Bild, dass Caiuby, der bereits mehrfach wegen Undiszipliniertheiten auffiel, erneut negativ auf sich aufmerksam machte. Etwas, was alle FCA-Macher sauer aufstoßen sollte – unabhängig von der 1:2-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim. Mit freundlicher Unterstützung der Neuen Sonntagspresse

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




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