Desaster für den FC Augsburg beim SC Freiburg

Samstag, 23. Februar 2019, 11:10 Uhr Thorsten Franzisi

Es braucht schon sehr viel bis FC Augsburg Trainer Manuel Baum auf seiner Trainerbank Platz nimmt. Der Fußballlehrer steht eigentlich 90 Minuten so sehr unter Storm, dass er ständig in seiner Coaching-Zone auf und ab tigert. Nach dem vierten Gegentor musste sich der 39-Jährige aber erst einmal setzen. Er wippte auf seinem Platz erst nach vorne, dann nach hinten. Fassungslos. Enttäuscht. Entmutigt. Das 1:5 beim SC Freiburg kommt beim FC Augsburg einer Bankrotterklärung gleich. Schon vor dem Spiel machte Manager Stefan Reuter in der Kabine eine komische Stimmung aus, ehe das Unheil im Breisgau seinen Lauf nahm. „Man hatte keine Griffigkeit gespürt. Die Mannschaft hatte von Anfang an nicht die Überzeugung, hier etwas holen zu können. Es gibt solche Spiele, die du nicht erklären kannst. Wir waren in der ersten Halbzeit in allen Belangen unterlegen.“ Eine Trainerdiskussion will er nach der dritten Niederlage in Folge aber nicht starten. „Wir müssen uns Gedanken machen, warum die Spieler solch eine erste Halbzeit angeboten haben. Die Trainerfrage ist überhaupt nicht unser Thema. Wir analysieren die Dinge intern und werden dabei sicherlich auch nichts schön reden.“ Statt seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, biss sich auch Manuel Baum auf die Zunge: „Es wäre nicht gut, wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lassen würde. Was wir in der ersten Halbzeit auf den Platz gebracht haben, war ganz weit weg von dem, wofür wir in Augsburg stehen. Das ist für mich unerklärlich. Ich muss das erst einmal sacken lassen.“ Dabei tat der Verein alles, damit die Reise nach Freiburg so angenehm wie möglich abläuft. Für die 250 Kilometer Luftlinie wurde extra eine Chartermaschine organisiert, in nur 30 Minuten waren die Kicker in Freiburg und nach Spielende auch wieder zurück in Augsburg. Irgendwas muss in diesem Zeitraum passiert sein. Was genau, das weiß auch Manuel Baum nicht, immerhin hatte er die Partie im Vorfeld als Charaktertest auserkoren: „Für mich passt eines nicht zusammen: Freitag gegen die Bayern rennen wir 90 Minuten rauf und runter und gegen Freiburg waren es nur 25 Minuten. Da muss ich mir erst einmal einen Reim draus machen.“ Haben die FCA-Spieler also ein Einstellungsproblem? Wenn ja, wer ist dafür verantwortlich? Muss der Trainer andere Reize setzen? Müssen die Profis sich untereinander aussprechen? Braucht es einen weiteren Hallo-Wach-Effekt? Torhüter Gregor Kobel war der einzige Spieler, der sich den Print-Journalisten stellte: „Es ist schwer zu erklären, wie solch eine Leistung zustande kommt. Jeder hätte eigentlich wissen müssen, dass das eine sehr wichtige Partie für uns war.“ Offenbar aber wohl nicht: Vor dem 0:1 unterschätzte Rani Khedira einen langen Abschlag von SCF-Torhüter Alexander Schwolow, schlug über den Ball und ermöglichte so Niels Petersens Tor. Das 0:2, resultierend aus einem Freistoß, kam zustande, weil Ja-Cheol Koo unnötig foulte und den Traumschuss von Vincenzo Grifo erst dadurch ermöglichte. Beim dritten Gegentreffer landete der Eckball genau wischen Philipp Max und Rani Khedira, sodass Petersen zum zweiten Mal jubelte. Beim vierten Gegentreffer wollte gar kein Augsburger Abwehrspieler Torschütze Luca Waldschmidt verteidigen und beim 1:5 durch Florian Niederlechner spekulierte die Defensive zu Unrecht auf Abseits. „Besonders in der ersten Halbzeit waren wir überall, nur nicht auf dem Platz“, war Kobel besonders von der Anfangsphase genervt. „Solch eine Leistung geht in der Bundesliga nicht. Ein 1:5 gegen einen direkten Konkurrenten darf nicht passieren. Es hätte sogar noch schlimmerausgehen können. Wir konnten einfach nicht dagegenhalten.“ Was nun helfe, um fürs Spiel am Freitag gegen Dortmund nicht vom Schlimmsten ausgehen zu müssen? „Grundsätzlich ist die Qualität in der Mannschaft vorhanden. Wir müssen nun den gesamten Frust auf den Platz und aufs Training bringen: Fighten, Schwitzen, Kämpfen. Wir müssen uns die Leistung holen, damit wir unsere Qualität wieder zeigen.“ Ausreden wie etwa Unerfahrenheit im Defensivbereich will der Schweizer nicht geltend machen: „Reece hat ein ordentliches Spiel gemacht. Kevin, als er reinkam, war auch mutig. Und auch ich kann mir keinen Vorwurf machen. An dem Alter kann man nichts festmachen. Das Alter hat nichts mit der Niederlage zu tun.“ Mit freundlicher Unterstützung der Neuen Sonntagspresse / Dennis Amedovski

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




zurück