Michael Rataj: von Augsburg aus in die Nationalmannschaft und USA

Mittwoch, 17. April 2024, 17:22 Uhr Thorsten Franzisi

Das Augsburger Basketball-Ausnahmetalent Michael Rataj geht seinen Weg

Michael Rataj hat für seine 20 Jahre bereits sehr viel erlebt. Vom TSV Haunstetten, zum TSV Schwaben, mit 15 Jahren zum FC Bayern, dann Ratiopharm Ulm ist nun sein Traum vom College Basketball mit Stipendium bei der Oregon State University wahr geworden.

Seine ersten Berührungsspunkte mit dem orangen Ball, der sein zukünftiges Leben ordentlich in Beschlag nehmen sollte, hatte Michael Rataj beim TSV Haunstetten. Doch schon bald ging es weiter zum TSV Schwaben und in die Baramundi Basketball Akademie, einem Zusammenschluss der großen Augsburger Basketballvereine, um die besten Kräfte in der Region zu bündeln. Doch das Talent von Michael blieb nicht lange verborgen, sodass sich bereits im jungen Alter, der Trainer des FC Bayern München bei den Eltern meldete und das 15jährige Ausnahmetalent nach München lockte. "In dieser Zeit habe ich noch in Augsburg gewohnt und war am St. Stephan Gymnasium, damals haben mich meine Eltern oder meine Schwester immer zum Training nach München gefahren und sehr viel Zeit geopfert", erzählt Rataj. Im Gegensatz zu vielen anderen Jungen Talenten, konnte sich der junge Fuggerstädter aber in München durchsetzen: "In München lief es für mich super, ich entwickelte mich zum Führungsspieler und wir wurden sogar deutscher Meister. Ich durfte dann auch in der zweiten Herrenmannschaft der FC Bayern in der ProB spielen und auch gemeinsam Profis trainieren." Mit gerade 17 Jahren spielte er eine starke Saison als Rookie in der dritthöchsten Liga Deutschlands.

Nach dem Abitur folgte ein Engagement beim aktuellen deutschen Meister in Ulm, mit einer Doppellizenz ausgestattet wurde er ein Führungsspieler in der zweiten Mannschaft und hätte mit dem Team beinahe den Aufstieg in die ProA geschafft, hatte aber auch bereits zehn Einsätze bei Ratiopharm Ulm in der Basketballbundesliga. Einen Profivertrag hatte er nicht, denn der große Traum war es nach Amerika auf ein College zu gehen, dies ist aber nur möglich, wenn man zuvor kein professionelles Engagement bei einem Club hat.

"Ich war schon immer sehr begeistert vom College-Basketball, der NBA und den USA. Es war schon relativ klar, dass ich in Ulm nicht bleiben werde, sondern ein College suchen werde", so Michael Rataj, der Weg dorthin war dann aber doch ungewöhnlich: "Ich habe die Europameisterschaft gespielt in der U18 Nationalmannschaft, da hat sich dann ein sehr bekannter Scout bei mir gemeldet, der sich auch einige NBA Spieler betreut und nach meinen Zukunftsplänen gefragt. Er schickte dann Unterlagen an verschieden Colleges und dann hat sich sehr schnell die Oregon State University bei mir gemeldet, die eine sehr gute Saison spielten und ein hohes Ansehen für College-Basketball genießen. Das meiste haben wir selbst geregelt, aber auch Wayne Chico Pittman, der mich seit meinem 14 Lebensjahr begleitet hat uns sehr unterstützt", so Michael Rataj, der mit der U20 Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft den sechsten Platz erreichte und mit 11,6 Punkten zweitbester deutscher Korbschütze war.

Dann begann ein neues Kapitel und der Augsburger Youngstar zog in die Vereinigten Staaten an die Westküste. "Wenn Du ans College gehst, bist Du im ersten Jahr ein Freshmen und man wohnt auf dem Campus in Unigebäuden meisten mit ein oder zwei anderen Personen auf einem Zimmer und teilt sich das Badezimmer mit zwei weiteren Bewohnern. Jetzt wohne ich in einem Haus mit drei Etagen und zusammen mit drei anderen Basketballspielern aus meinem Team, die auch mittlerweile sehr gute Freunde sind. Jeder hat ein eigenes Bad, eine eigene Küche. Das wird alles über das Stipendium finanziert, auch die Bildung und das Essen an der Universität. Die Oregon State University ist sehr international, wir haben auch ein Fußballteam, da sind auch Spieler aus Hamburg und aus Südtirol. Im Alltag gibt es immer einiges zu erledigen. Bei bestimmten Kursen muss ich vor Ort in der Uni sein, und ich muss natürlich auch gute Schulleistungen bringen, um Basketball spielen zu dürfen. Vormittags gibt es die wissenschaftlichen Vorlesungen, das geht von 8:30 Uhr bis 10:30 Uhr, dann gibt es Training von 11 Uhr bis 14 Uhr, dann Mittagessen. Danach geht es wieder Uni bis um 16 - 17 Uhr und manchmal gibt es Abends auch noch Laborschulungen. Nach der Uni geht es dann nach Hause, aber Abends oft auch nochmal in die Halle für ein Extra-Training. Man ist unter der Woche schon immer sehr busy, da man ja auch noch lernen muss - aber es passt schon. Ich studiere hier Bio-Health, dass kann man so ein wenig mit Allgemeinmedizin vergleichen, es geht um Biologie, Chemie, Anatomie organische Chemie und natürlich einige Grundkurse", erzählt der 20jährige Sportler, der in seiner knappen Freizeit gerne Mangas und auch Bücher liest und ergänzt: An der Uni gibt es auch Ernährungshelfer, die darauf achten, dass man genug Proteine zu sich nimmt, darauf bin ich aber nicht angewiesen, da ich mich schon immer gesund ernähre. Das fing schon bei den Bayern an, die mich da so ein wenig auf den richtigen Weg gebracht haben. Die Uni hat auch hier Ressourcen, viel gesunde Ernährung anzubieten. In der Cafeteria gibt es immer Frühstück und Mittagessen, die sind sehr gut ausgestattet.  

Leider konnten wir uns nicht für die March Madness mit den besten 64 Teams der USA qualifizieren, weshalb meine Saison aktuell schon vorbei ist. Jetzt habe ich noch zwei Jahre und zwei Spielzeiten, dann bin ich Senior. Nach dem nächsten Jahr oder in zwei Jahren werde ich mich dann für einen Draft bei der NBA anmelden. Wenn es mit dem Draft nicht klappt, möchte ich aber weiter professionell spielen, dann muss man sehen, wohin es geht, Deutschland oder Spanien auf jeden Fall in einer guten europäischen Liga. Das ist der Plan", erzählt Rataj, der nun seit einem Jahr auch in festen Händen ist, eine Leichtathletik-Studentin aus Portland hat sein Herz erobert.

Auf die Frage, was er jungen Spielern die einmal Profi werden möchten, auf dem Weg mitgeben kann, sagt Michael: Man muss natürlich hart an sich arbeiten, viel in die Halle, viele Bälle werfen, aber man muss klug trainieren, smart trainieren. Man sollte sich nicht überanstrengen. In jungen Jahren kann man viel machen, der Körper verträgt viel Last, aber wenn es in den Profibereich geht, muss man auch eine Balance finden, andere Sportarten betreiben, um auch den Kopf freizubekommen. Es hat auch wirklich Sinn, sich schon in jungen Jahren eine gesunde Ernährung anzueignen, das hilft in Shape zu bleiben.


zurück