Sportgipfel - Viel Kleinarbeit und wenig Brot

Mittwoch, 08. Februar 2017, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Augsburg Der diesjährige Sportgipfel des BLSV macht eines deutlich: Die Sanierungs-Aufgaben in der schwäbischen Metropole wachsen – kann der Sport- und Bäderplan helfen?



Mitunter sind Gipfeltreffen dann am mühsamsten, wenn man aus gewissen Niederungen (des Alltags) nicht hinauskommt. Beim diesjährigen „Sportgipfel“ des BLSV Kreis 5 Augsburg-Stadt bei der TSG Lechhausen drückte die Finanzknappheit der schwäbischen Metropole zwar nicht auf die gute Stimmung, ließ aber die engen Spielräume der Vereinsvorstände und Funktionäre an Lech und Wertach immer wieder erkennen.

Der Schwabe freilich ist das „Zusammenkratzen“ gewohnt, und so dribbelte man sich geschickt insbesondere durch den vor über einem Jahr ins Leben gerufenen und jetzt langsam zur Umsetzung gereiften „Sport- und Bäderplan“ hindurch. Um alle Aufgaben erfüllen zu können, würde es jährlich im Grunde zig Millionen benötigen – Augsburg hat es überproportional mit deutlich in die Jahre gekommenen Sportstätten zu tun und pendelt exemplarisch sowohl bei der 1965 fertiggestellten Sporthalle als auch bei der olympischen Kanustrecke (1972) stets zwischen Denkmalschutz, notwendiger Erneuerung und vor allem aber der Aufrechterhaltung des Sportbetriebes hin und her. Der Sportreferent der Stadt Augsburg. Dirk Wurm, verwies in seinen Ausführungen auf die seiner Meinung nach drei tragende Säulen: „Vereinssport, Schulsport und der selbstorganisierte Sport in Freiräumen.“ Mithilfe des Planes müsse man zwischen diesen Segmenten für die Zukunft Brücken bauen und „möglichst viel Breitenwirkung entfalten.“ Aber so richtig viel Geld, so der Referent, habe er leider nicht zur Verfügung. Was bedeutet: Die sportliche Kletterei nach oben ist in Augsburg auf Jahre hinaus eher schweißtreibend, und für einen schönen Rundflug reicht es nicht, weil die Mittel für den Paragleiter fehlen.

Städtische sportliche Leuchttürme fehlen
Viel war die Rede von der Funktionalität der Sportstätten und der städtischen (Frei-) Bäder. Bei letzteren ist, nicht zuletzt auch einer vor zwei Jahren in Auftrag gegebenen Besucher-Umfrage wegen, einiges in Fließen gekommen. Es wird viel saniert und modernisiert, und es sind eher die kleinen und mittleren Dinge, die wieder ins Lot kommen. Über künftige neue Sporttreffs, beispielsweise in den Stadtteilen Oberhausen und Lechhausen, wurde ebenso gesprochen wie stolz zwei „Leuchttürme“ genannt wurden – gemeint waren eine unübersehbare geplante Erweiterung der Kletteranlage der Sektion Augsburg des Deutschen Alpenvereins an der Sportanlage Süd sowie ein topmodernes Sport- und Fitnesszentrum des Post SV Augsburg, letzteres Vorhaben in der Augsburger Sportwelt nicht unumstritten. Doch diese herausragenden Projekte basieren auf Vereins-Initiativen – von der Stadt angedachte Highlights wie beispielsweise eine wettkampftaugliche Schwimmhalle mit 50-Meter-Bahnen und Sprungturm oder eine kombinierte Rad- und Kampfsporthalle fehlen – im Plan und in der Realität, wie ein Beitrag der Bayerischen Sportjugend bemängelte. Für eine Stadt mit rund 300.000 Einwohnern und einem Bevölkerungs-Einzugsradius von mehr als einer halben Million wären dies „zwei Big Points auf dem Wunschzettel“ in Blickrichtung der nächsten zehn bis 15 Jahre. Ein bisschen Träumen sei wenigstens erlaubt, denn wie meinte Dirk Wurm: „Wir müssen viel für Dinge investieren, die eigentlich nichts zur Attraktivität beitragen“.

Die gute Sportförderung bleibt erhalten
Bei so viel ungeschminkter Wahrheit ist es besser, steile Anstiege zu meiden und sich tapfer durchs eher bodennahe Areal zu bewegen. Der Vorsitzende des Sportausschusses im Stadtrat Augsburg und Vereinsvorstand des SV Hammerschmiede, Peter Uhl, konnte immerhin darauf verweisen, dass es heuer bei den städtischen Zuschüssen für die Vereine 1:1 wie im vergangenen Jahr bliebe. Das war für manchen nicht genug, aber ganz so dünn wäre die Luft nun wohl doch nicht, wie der BLSV-Kreisvorsitzende Bernd Kränzle konstatierte. In Augsburg sei die Sportförderung ähnlich wie in Dingolfing höher als anderswo in Bayern, und justament da hatte man das beruhigende Gefühl, irgendwie doch bei einem Gipfeltreffen dabei gewesen zu sein. Und für eine gute Brotzeit unterm Gipfelkreuz reicht es allemal – auch in Augsburg am rathausnahen Perlachberg.
Wolfgang Taubert



Bildunterschrift:
Unbeirrt nach vorne schauen – Augsburgs Sportfunktionäre beim diesjährigen Sportgipfel des BLSV Kreis 5 Augsburg-Stadt: (v.l.) Sportbeirats-Vorsitzender Heinz Krötz, der Sportausschuss-Vorsitzende Peter Uhl, Augsburgs BLSV-Kreisvorsitzender Bernd Kränzle, Sportreferent Dirk Wurm, Robert Zenner, Leiter des städtischen Sport- und Bäderamtes, sowie die Vorsitzenden der Bayerischen Sportjugend in Augsburg, Herbert Hafner und Barbara Wengenmeir.


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