Rosenaustadion erhält Denkmalschutz

Dienstag, 12. August 2014, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Das Landesamt für Denkmalpflege Bayern ist dem Antrag des Architekturforums Augsburg gefolgt und hat das alt-ehrwürdige Rosenaustadion unter Denkmalschutz gestellt.

Damit ist diese einzigartige Sportstätte, die auf den Trümmern unserer Stadt aufgebaut wurde und in welcher nicht nur Fußball gespielt wurde, für alle Zeiten gesichert. Hier bejubelten auch schon 30.000 Zuschauer Feldhandball, der absolute Rekord kommt jedoch aus dem Jahr 1958, als insgesamt 85.000 Menschen an zwei Tagen den Leichtathletik-Länderkampf BR Deutschland – UdSSR bewunderten.

Kommentare:
„Eine der größten und modernsten Anlagen im Bundesgebiet“, schrieb Der Sportkurier am 13. September 1951.

„Eines der schönsten Stadien Europas“, schrieb die Neue Zeitung ebenfalls am 13. September 1951.

„Die Nachkriegsentwicklung des deutschen Sports ist ohne das Rosenaustadion nicht denkbar“, sagte Willi Daume, ehemaliger IOC-Vize und NOK-Chef.

Aus dem Schreiben der Denkmalliste:

3. Denkmalwürdigkeit
Aufgrund seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung erfüllt das Objekt die Kriterien nach Art. 1 DSchG. Seine Erhaltung ist aus den, das öffentliche bzw. allgemeine Interesse gesetzlich definierenden Bedeutungsarten erforderlich und damit im Interesse der Allgemeinheit.

Objektbeschreibung
Christoph-von-Schmid-Straße 10 Rosenau-Stadion, Mehrzwecksportanlage, geschwungene, ellipsoide Anlage mit Spielfeld und Aschenbahn, umfasst mit teils in einem aus Trümmerschutt künstlich angelegten Hügel eingefügten Stehwällen und teils über Funktionsräumen errichteter Sitztribüne mit weit vorkragendem Betondach, mit Eingangsund Kassenbau, von der Stadtbauverwaltung Augsburg unter Leitung von Georg Werner und Walther Schmidt und unter Mitarbeit von Hans Bruckner, Jakob Heichele und Heinz Hilten, 1949-51, zweiter Eingangs- und Kassenbau, sog. Marathontor, von Walther Schmidt, 1953.

Baugeschichte und Baubeschreibung - lesenswert
Das 1951 eröffnete Rosenau-Stadion liegt im Antonsviertel unmittelbar an der Hangkante der Augsburger Hochterrasse zur Wertach. Der Hauptzugang ist im Osten, in Richtung der Altstadt. Das Stadion befindet sich an der Stelle, an der nach dem Zweiten Weltkrieg Trümmerschutt aus der Innenstadt und den Randgebieten Augsburgs mittels einer hierher verlegten Bahn abgeladen worden ist. Die anfängliche Überlegung, den Trümmerschutt zu neuen Baustoffen weiter zu verarbeiten, scheiterte aus wirtschaftlichen Gründen nach der Währungsreform. So kamen der damalige Leiter der Stadtbauverwaltung Georg Werner und Baudirektor Hans Bruckner auf die Idee, dem Stadtrat für diese Stelle die Anlage eines Stadionbaus vorzuschlagen. Noch vor Bekanntgabe der Planungen an die Öffentlichkeit schob man die Trümmerberge so, dass die Wälle eine große Ellipse umfassten. Die grobe Form der Stadionanlage war damit bereits vorgezeichnet.

Wenngleich der Standort der Sportstätte an dieser Stelle nach dem Zweiten Weltkrieg neu gewählt worden ist, konnte man in der Rosenau auf eine lange Tradition als Ort für Feste und sportliche Wettkämpfe zurückblicken. Seit 1430 fanden hier Preisschießen mit Armbrust und Büchse statt und bereits 1926 hat der Architekt Thomas Wechs eine Denkschrift zu einem Ausstellungs- und Sportgelände an den Rosenauanlagen erstellt.

In die in den Trümmerschutt eingefügte Mulde plante ab 1949 die Stadtbauverwaltung unter Leitung von Georg Werner für die Gesamtanlage und Walther Schmidt für die Sitztribüne die geschwungene Sportanlage hinein. Mitarbeiter beim Entwurf waren Hans Bruckner, Jakob Heichele und Heinz Hilten. Die Mitte des Stadions nimmt das Spielfeld mit der umlaufenden

Aschenbahn ein. Zu zwei Dritteln ist es nach Süden, Osten und Norden durch Stehtribünen umfasst, die an der Nord- und Südseite ansteigend ihre höchste Erhebung nach Osten haben. Den Westteil nimmt die überdachte Sitztribüne ein. Im Unterbau dieser Tribüne sind Umkleide- und Aufenthaltsräume für die Sportler bzw. Mannschaften und Nebenräume untergebracht. Am architektonisch sinnfälligsten in der geschwungenen Stadionanlage tritt das Dach der Sitztribüne in Erscheinung. Das weit vorkragende Betondach liegt auf Unterzügen auf, die nach rückwärts an sich nach oben verbreiternden Stützen ansetzen und die ihrerseits nach vorn hin sich verjüngen. Die Sitztribüne ist rückwärtig und teils seitlich verglast. Dieses Dach steigert mit seiner filigranen Erscheinung die mit den in den Hang hineingetieften auf- und absteigenden Tribünen elegante Wirkung der Gesamtanlage.

Das Haupteingangsgebäude liegt auf der Höhe des Rosenauberges oberhalb der Hangtribünen. Es enthält Kassenhallen sowie ehemals einen Ladenraum und sanitäre Anlagen. Mit seinen schmalen Dächern und dünnen Stützen bzw. dünnen Betonwänden zwischen den Eingangstoren erzielt es ebenfalls eine filigrane Wirkung. Diese ist jedoch durch den nachträglichen Umbau des ehemals weit aufgeglasten Ladenraums etwas geschmälert. Das sog. Marathontor kam 1953 im Anschluss an die Nordseite der gedeckten Sitztribüne aus Anlass der 53. Deutschen Leichtathletik- Meisterschaften hinzu.

Das Stadion fasst 53.000 Zuschauer, darunter 7.400 Sitzplätze und wiederum davon 2.856 unter der Überdachung. In den Eröffnungstagen vom 16. bis 21. September 1951 fand vor fast 50.000 Zuschauern ein Fußballspiel zwischen dem TSV 1847 Schwaben und dem VfB Stuttgart statt. Im Jahr darauf folgte ein Länderspiel von Deutschland gegen die Schweiz vor über 64.000 Zuschauern, die man durch zusätzliche Stahlrohrtribünen untergebracht hatte. Hier fanden zudem Länderspiele zwischen Deutschland und der Sowjetunion 1958, ebenso Pokalspiele und daneben auch mehrere Handball-Länderspiele statt. Auch die 1953 hier veranstalteten Leichtathletik- Meister-schaften hatten einen großen Zuschauerzuspruch.

Beim Rosenaustadion handelt sich um den frühesten Neubau eines Stadions nach dem Zweiten Weltkrieg und zudem zum Zeitpunkt der Eröffnung, 1951, um das größte seiner Art in Deutschland. Es folgt 1952-54 das ebenfalls auf einem Trümmerschuttberg errichtete Niedersachsen-Stadion in Hannover und 1954-56 das Zentralstadion in Leipzig, auch dieses auf einer Trümmeraufschüttung. Ebenfalls in Berlin, Hamburg und Magdeburg erbaute man Sportbauten über Trümmerschutt.

Mit der Anlage des Stadionbaus mit den teils in einen Hang eingefügten Tribünen sind letztlich noch antike Theater- und Sportstättenbauten als vorbildlich zu nennen. Für die Überdachung der Sitztribüne können die Bauten von Pier Luigi Nervi in Italien als Vorbilder genannt werden. Hier sei bspw. auf das 1934 eröffnete Stadio Giovanni Berta in Florenz verwiesen.

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