JA-CHEOL KOO - der unerkannte Held des FC Augsburg

Samstag, 10. September 2016, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Er war in der vergangenen Saison mit acht Toren und vier Vorlagen der Topscorer des FCA und in der aktuellen Saison schon im DFB Pokal gegen Ravensburg auch schon erfolgreich. Aber wenn es darum geht, den besten Feldspieler des Vereins zu wählen, fällt sein Name eher selten. Im Interview spricht Dennis Amedowski mit Ja-Cheol Koo (27) über mangelnden Respekt, seine Olympia-Medaille und warum er den Abgang von Landsmann Jeong-Ho Hong versteht.



Dennis Amedowski: Ihr neuer Trainer Dirk Schuster verkündete bereits, dass Sie für ihn ein ganz wichtiger Spieler wären. Einer, der fest in seinen Planungen verankert ist. Wie haben Sie Ihren neuen Trainer kennengelernt?

Ja-Cheol Koo: Er ist auf jeden Fall einer, der sehr viel Wert auf Kommunikation legt. Es gab schon viele Gespräche und man kann immer mit ihm reden. Es ist aber noch zu früh, um zu erklären, wie wir taktisch spielen wollen. Was mich bislang gefreut hat, ist, dass wir viel mit dem Ball trainiert haben.

Dennis Amedowski: Zuletzt wurden Sie auf verschiedenen Positionen eingesetzt. Mal als Achter, dann als Zehner, später auch auf Rechtsaußen. Sind unter Schuster diese Wechselspiele vorbei?

Koo: Als ich nach Deutschland kam, wurde ich unter Felix Magath sogar ein Mal als Stürmer eingesetzt (lacht). Es ist ja bekannt, dass ich am liebsten im Zentrum spiele. Auf der Position bin ich groß geworden. Ich bin jetzt schon vier Jahre in Deutschland und habe gelernt, im Zentrum zu spielen. Da ist es für mich auch egal, ob als Achter, Zehner oder auch als Sechser. Die Abläufe sind mir jedenfalls bekannt.



Dennis Amedowski: Obwohl Sie beim FCA in der vergangenen Saison Topscorer wurden, weisen Sie „nur“ einen kicker-Notenschnitt von eher durchschnittlichen 3,56 auf. Werden Sie unterschätzt?

Koo: Ach, diese Noten. Das ist doch nur Spielerei von euch Journalisten (lacht). Die bedeuten mir nichts. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft unsere Ziele erreicht haben. Wir haben in der vergangenen Saison in Europa gespielt und die Klasse gehalten. Das macht mich glücklich. Ob und wie andere mich bewerten, ist mir egal. Aber acht Tore in einer Saison, das ist mir noch nie gelungen.

Dennis Amedowski: Täuscht der Eindruck oder fühlen Sie sich richtig wohl in Augsburg?

Koo: Augsburg ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin hier sehr gerne und meine Familie (Koo ist verheiratet und hat einen Sohn) fühlt sich auch richtig wohl. Hier gibt es viel Grün, viele Wälder und vor allem eine saubere Luft. Ich fahre ja ein, zweimal nach Seoul nach Hause. Da gibt es sehr viel Smog. Daher gefällt mir Augsburg. Außerdem kann ich hier in Ruhe einkaufen. In Korea kommen viele zu mir und wollen Autogramme. Die gebe ich natürlich auch. In Augsburg ist es dagegen sehr angenehm. Da gehen die Leute erst einmal auf Distanz und schauen, ehe sie mich ansprechen.



Dennis Amedowski: Vor vier Jahren holten Sie mit Südkorea bei den Olympischen Spielen in London Bronze...

Koo: Das war eine richtig tolle Zeit. Eine einmalige Erfahrung. Wir holten die erste Fußball-Medaille für unser Land! Im Unterschied zu einer Weltmeisterschaft sind bei Olympia alle Top-Sportler im näheren Umkreis und nicht bloß die Fußballer. Und weil wir das kleine Finale erreicht haben, war ich die ganze Zeit im Olympischen Dorf. Ich kann Philipp Max daher nur raten, so viele Sportarten wie möglich anzuschauen.

Dennis Amedowski: Die Bronzemedaille war aber nicht das einzige Souvenir aus London.

Koo: Das stimmt. Weil wir so erfolgreich waren, wurde unsere Mannschaft vom Militärdienst befreit. Wir mussten nur eine zweimonatige Grundausbildung leisten, danach endete der Dienst.



Dennis Amedowski: Mit Jeong-Ho Hong ist Ihr Landsmann für viel Geld von Augsburg nach China gewechselt. Käme das für Sie auch in Frage?

Koo: Ich denke nicht. Ich möchte schon lange in Deutschland, speziell hier in Augsburg bleiben. Aber im Fußball weiß man ja nie. Ich kann aber Hong verstehen. Mir ging es zu Beginn meiner Zeit in Deutschland auch nicht gut und ich war allein, ohne die Sprache zu kennen. Ich habe mir aber gesagt, dass ich mindestens einmal in Deutschland treffen muss, dann könnte ich wieder zurück. Dann habe ich mein erstes Tor geschossen und danach lief es für mich und seitdem bin ich hier (lacht).

Mit freundlicher Unterstützung des Augsburg Journal

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