FC Augsburg: Wieder einen Auftakt verpatzt

Samstag, 19. August 2017, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Der FC Augsburg ist mit einer Niederlage in die neue Saison gestartet. Zum Auftakt verlor der FCA mit 0:1 beim Hamburger SV. Das Tor für die Gastgeber erzielte Nicolai Müller bereits in der achten Minute. Der FC Augsburg, mit nur einem Neuzugang in der Startelf, zeigte zwar eine ordentliche Leistung, ließ aber in der Offensive geniale Momente vermissen.



Die schöne neue Fußballwelt mit allerlei TechnikSchnickschnack funktioniert nur, wenn eben auch die Technik mitspielt. Bei der 0:1-Niederlage des FCA in Hamburg stand der Video-Schiedsrichter die gesamte Partie über nicht zur Verfügung. Grund war laut DFL ein technisches Problem auf Seiten des Dienstleisters hawkeye.

Ob der Video-Schiedsrichter in der 44. Minute vielleicht doch auf Elfmeter für Augsburg entschieden hätte? Alfred Finnbogason drehte sich im Strafraum um Gideon Jung, der hielt ihn, Finnbogason kam zu Fall. Schiedsrichter Daniel Siebert entschied auf weiterspielen, hätte über den VideoSchiedsrichter aber einen Hinweis aufs Ohr bekommen können, dass es eben doch ein Elfmeter war. Die Technik aber streikte, der FCA verlor und Trainer Manuel Baum war sauer: „Es ist ärgerlich, wenn der Video-Schiedsrichter nicht funktioniert und ich weiß nicht, ob der Schiedsrichter das überhaupt gewusst hat. Er verlässt sich ja auf solche Situationen und pfeift dann mal lieber nicht. Aber nichtsdestotrotz müssen wir durch die vielen Flanken und Bälle in den Sechzehner einfach die Tore machen. Das ist das zentrale Thema.“

Nimmt man den Team-Vergleich zwischen Augsburg und Hamburg her, hätte der FCA sein Auftaktspiel erstmals in der Vereinsgeschichte gewinnen können, ja beinahe schon müssen: 15:11 Torschüsse, 53:47 Prozent Zweikampfquote, 60:40 Prozent Ballbesitz, 78:62 Prozent Passquote, 7:3 Ecken, 25:7 Flanken, alles TopWerte.

Doch in einer Kategorie war der HSV führend, in der der Tore. Und somit verliert der FCA auch im siebten Jahr in Folge sein Auftaktspiel, schaffte zu Saisonbeginn zum sechsten Mal in Serie nicht einmal ein Tor. „Wir haben es nicht geschafft, die Bälle im Strafraum anzubringen“, meinte Michael Gregoritsch. „Im Endeffekt war immer ein Hamburger dazwischen. Ich glaube, dass hier mehr drin war. Wir haben es aber nicht geschafft, im entscheidenden Moment den Pass oder die Flanke anzubringen. Bis zum Sechzehner haben wir es ganz gut gespielt, aber zu den Abschlüssen sind wir nicht gekommen.“ Der ehemalige Hamburger blieb über weite Strecken der Partie harmlos, einmal stand der Österreicher im Blickfeld, als er im Strafraum plump zu Boden fiel. Schiedsrichter Siebert entscheid – natürlich ohne technische Hilfsmittel – auf Schwalbe, Gregoritsch erhielt die gelbe Karte, gab sein Fehlverhalten aber auch gleich zu: „Ich warte ein bisschen, dass Papadopoulos mich trifft, zieht dann im letzten Moment weg, aber war ganz klar eine Schwalbe“, so der Offensivspieler ehrlich.

Wieder einmal hat der FC Augsburg seinen Auftakt verpatzt. Dem Pokal-Aus in Magdeburg (0:2) folgte die Auswärtsniederlage. Zählt man die Generalprobe gegen Eindhoven dazu, ist der FCA seit 270 Minuten torlos. Ein geglückter Start in die neue Saison sieht anders aus. Trainer Baum will trotzdem keinerlei Unruhe aufkommen lassen: „Man muss die zwei Niederlagen isoliert betrachten“, meint der Fußballlehrer bei Sky. „Gegen Magdeburg haben wir schlecht gespielt. Gegen Hamburg hätten wir nicht verlieren dürfen. Natürlich ärgern wir uns, aber wir müssen auf dem Boden bleiben und akribisch sauber weiter arbeiten.“

Auch Kapitän Daniel Baier bemerkte die Steigerung gegenüber dem Pokalaus von vor einer Woche: „Man hat gesehen, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Jeder hat Verantwortung übernommen und sich reingehauen, leider haben wir einmal gepennt und sind da bestraft worden. Aber insgesamt muss ich der Mannschaft ein Kompliment machen. Die Art und Weise stimmt uns positiv.“ Nur eben das mit dem Toreschießen klappt beim FCA nicht.

Angreifer Alfred Finnbogason scheint die Tor-Flaute (er traf beTrainer Manuel Baum sah gegen Hamburg einen FCA, der vieles richtig machte, sich aber nicht mit Toren belohnte. Foto: getty reits in den Testspielen nicht) doch mehr zu belasten als angenommen. Der Stürmer ist zwar bemüht, torgefährlich war er gegen Hamburg aber auch nicht. Und von der Bank kam – nach dem Abgang von Raul Bobadilla – auch kein gefährlicher Stürmer. Bei allem Respekt für Sergio Cordova – wenn ein 20-Jähriger, der seit gut einem Monat in Deutschland ist, die beste Option für den Trainer ist, dann muss die Joker-Rolle noch einmal überdacht werden. Somit schaffte es der FCA nicht, den schnellen Rückstand durch Nicolai Müller wenigstens auszugleichen. Der Flügelflitzer stand in der achten Minute goldrichtig, als Walace Caiuby enteilte, perfekt flankte und Raphael Framberger diese unterschätzte. Auch Marwin Hitz sah beim Volley-Schuss des Torschützen nicht gut aus, schließlich ging der Knaller ins kurze Eck.

Kurios: Beim Torjubel verletzte sich Müller, musste kurz darauf ausgewechselt werden. Unglück im Glück könnte man da sagen. Zurück zum FC Augsburg: Wird der Verein in Folge des verpatzten Auftakts doch noch auf dem Transfermarkt tätig? Der bevorstehende Wechsel von Kostas Stafylidis zum HSV soll diese Woche finalisiert werden, damit bräuchte Augsburg noch einen Außenverteidiger, ein Angreifer dürfte ebenfalls auf der Wunschliste stehen. Manager Stefan Reuter betont aber weiterhin, dass man immer die Augen offen halten werde, bekräftigte aber gleichzeitig auch das Vertrauen in den Kader.

„Wir sind immer der Underdog, aber in der Rolle fühlen wir uns wohl. Wir haben ein Spiel verloren, da braucht man uns keine Krise einreden“, gab sich Alfred Finnbogason äußerlich gelassen. Denn dass Augsburg braucht, um in die Gänge zu kommen, ist nichts neues – auch nicht im (verflixten) siebten Jahr. Mit freundlicher Unterstützung der Neuen Sonntagspresse

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




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