FC Augsburg weiter auf Talfahrt

Montag, 10. April 2017, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Der FC Augsburg hat auch in Berlin seinen Abwärtstrend nicht stoppen können. Nach einer enttäuschenden Vorstellung verloren die Fußballer mit 0:2 (0:2) und warten damit seit sechs Spielen auf einen Sieg.



Vor der Partie in der Hauptstadt baute Trainer Baum seine Mannschaft erneut um. Hinteregger fehlte gelbgesperrt, zudem bekamen Kacar, Stafylidis und Moravek eine Pause. Eigentlich hätte Bobadilla im Sturm auflaufen sollen, doch kurz vor dem Anpfiff musste der Argentinier mit Wadenproblemen passen. Darum rückte Finnbogason kurzfristig doch noch ins Team. Die Lage bei den Augsburgern war nach nur zwei Punkten aus den letzten fünf Spielen angespannt. Die Heimniederlage gegen den Vorletzten aus Ingolstadt unter der Woche hat einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt gestärkt. Damit ist der FC Augsburg zudem auf den Relegationsplatz zurückgefallen, während Ingolstadt am Sonntag mit einem Heimsieg gegen den abgeschlagenen Letzten aus Darmstadt den Rückstand weiter verkürzen könnte. Der Partie bei der Hertha kam also eine enorme Bedeutung zu.

Mut machte jedoch die schwache Vorstellung aus den letzten Spielen nicht gerade vor der Reise in die Hauptstadt. Sowohl in München als auch gegen Ingolstadt hatte sich der FC Augsburg harmlos und zaghaft präsentiert und war defensiv nicht gerade sattelfest aufgetreten. Die Fuggerstädter stellten vor dem Spieltag schließlich mit 24 Gegentreffern die schlechteste Abwehr der Rückrunde. Auch in Berlin ging das Elend weiter. Augsburg hatte in der gesamten ersten Hälfte genau eine Torchance. Nach 33 Minuten prüfte Danso den Berliner Keeper Jarstein, der mit dem Schuss aus spitzem Winkel aber wenig Mühe hatte. Bezeichnenderweise resultierte diese Situation aus einem Freistoß, aus dem Spiel heraus gelang der taumelnden Mannschaft in den ersten 45 Minuten nichts. Berlin dominierte nämlich die gesamte erste Hälfte. Die Hertha spielte nicht überragend und ließ bei ihrem Spielvortrag große Vorsicht walten, um nicht in einen Konter der Gäste zu laufen. Augsburg stand aber nur hinten drin und wartete ab. Eine schwache Zweikampfquote und wenig Leidenschaft trieben den Augsburger Fans so schon bald die Sorgenfalten auf die Stirn.

Nach zwölf Minuten war es dann so weit: Berlin erzielte nach einer Ecke die Führung. Kalous Kopfball konnte die Abwehr noch klären, der Ball kam jedoch zu Stocker, der aus der Distanz abzog. Der Schuss selbst wäre nicht reingegangen, aber Herthas Verteidiger Brooks nutzte ihn als Vorlage für einen Kopfball, mit dem er den machtlosen Hitz überwinden konnte.

Von den Augsburgern kam nach dem frühen Rückstand keine Reaktion. Sie warteten weiter ab und blieben offensiv harmlos. Die Hertha machte hingegen weiter Druck, ohne ein zu großes Risiko einzugehen. Kurz nach dem 1:0 hätte ein Freistoß von Plattenhardt aus 30 Metern Hitz beinahe überrascht. Der Schweizer Schlussmann konnte den tückischen Aufsetzer nur mit einiger Mühe parieren. Nach 20 Minuten hatte Ibisevic die Großchance zum zweiten Tor. Er hebelte mit einem Doppelpass mit Kalou die gesamte Augsburger Abwehr aus und tauchte allein vor Hitz auf. Seinen Schuss aus sieben Metern konnte der Augsburger Keeper aber noch parieren. Danach geschah erst einmal nichts vor den Toren, die Hertha kontrollierte weiterhin die Partie.

Das 2:0 nach 37 Minuten war dann aber bezeichnend für die Kräfteverhältnisse in dieser Begegnung. Ibisevic erreichte einen langen Ball vor zwei Augsburgern und behauptete diesen mühelos. Der Bosnier spielte dann einen starken Pass in die Schnittstelle der Augsburger Abwehr, Kalou stand so frei vor Hitz. Der Berliner Spielmacher hatte die Übersicht und legte quer auf den mitgelaufenen Stocker, der nur noch ins leere Tor einschieben musste.

Zur Pause konnten die Augsburger Fans nur wenig Hoffnung aus dem Auftritt ihrer Farben ziehen. Genau ein Torschuss nach einem Standard stand zu Buche, aus dem Spiel heraus produzierte der FCA keine Gefahr. Defensiv waren die Gäste zudem immer wieder anfällig, Berlin hätte auch höher führen können.

Im zweiten Durchgang versuchte der FCA offensiv mehr, ohne allerdings zu Abschlüssen zu kommen. Nach 54 Minuten hatten die Gäste Glück, als Ibisevic bei einem Berliner Konter in Überzahl nicht abgab, sondern den Ball im Dribbling gegen Danso wieder verlor. Kurz darauf war Hitz wieder gefordert, als Plattenhardt seinen zweiten gefährlichen Freistoß in diesem Spiel auf den Augsburger Kasten brachte. Den Schlenzer aus 22 Metern konnte der Schweizer jedoch abwehren.

Die erste echte Torchance für die Gäste hatte Finnbogason nach 63 Minuten. Der Isländer, der nach seiner langen Verletzungspause endlich wieder fit ist, erlief eine Hereingabe und war auf der linken Seite plötzlich frei. Sein Schuss verfehlte aber das Gehäuse von Jarstein denkbar knapp.

Ibisevic wiederum kam nach 66 Minuten zu einer Großchance. Kalou setzte ihn gut ein, der Stürmer zog schließlich von links nach innen vorbei am überforderten Janker. Sein Schuss aus 16 Metern strich nur um Zentimeter am rechten Kreuzeck vorbei. Knapp war es auch bei Daridas Abschluss sieben Minuten später, den Hitz mit den Fäusten gerade noch am Tor vorbei lenken konnte. Bezeichnend für den Auftritt des FC Augsburg war eine Szene kurz davor. Max hatte den Ball an der eigenen Eckfahne, ließ sich aber von Ibisevic abkochen und verlor das Spielgerät. Der Bosnier zog nach innen, Hitz konnte seine Hereingabe gerade noch abwehren. Als der FC Augsburg danach seinen nächsten Angriff aufbauen wollte, landete ein Seitenwechsel im Aus, es gab Einwurf für die Hertha. Für die Augsburger Offensive war die folgende Szene das bezeichnende Highlight in der Schlussphase: Eine Viertelstunde vor dem Ende spielte sie schwungvoll über die rechte Seite, Baier kam schließlich aus gut 20 Metern frei zum Abschluss. Er verzog aber seinen Schuss, der Ball ging gute zehn Meter neben das Tor.

Die Augsburger Wechsel brachten wenig ein. Der Gelb verwarnte Kohr ging für Altintop raus, der immerhin die Chance durch Baier einleitete. Zehn Minuten vor Schluss kam Usami für Finnbogason, blieb aber harmlos. Auch der Wechsel von Schmid für Teigl kurz darauf blieb ohne jeden Effekt.

Plattenhardts dritter gefährlicher Freistoß wurde die nächste Prüfung für Hitz. Der Schweizer holte den Schlenzer aus 20 Metern aber stark aus seinem rechten Eck. Hitz ist auch an dieser Niederlage kein Vorwurf zu machen. Er hielt wie gewohnt stark und war bei beiden Gegentoren machtlos.

Mit der 0:2 (0:2) Niederlage in Berlin gerät der FC Augsburg in immer größere Schwierigkeiten. Das sechste Spiel hintereinander ohne Sieg lässt ihn auf dem Relegationsplatz feststecken. Mainz und Wolfsburg scheinen neben Ingolstadt, das seinen Rückstand immer weiter verkürzen kann, die härtesten Konkurrenten zu sein im Kampf um den Klassenerhalt. Nur ein Zähler trennt die Augsburger momentan von den Niedersachsen auf Rang 14, noch ist alles drin.

Aber die mutlose Leistung in der ersten Hälfte und die harmlose Vorstellung in der Offensive müssen jedem Fan des FC Augsburg große Sorgen machen. Nach der Pause präsentierten sich die Gäste immerhin leicht verbessert, ohne jedoch für echte Torgefahr sorgen zu können, und blieben defensiv weiter anfällig. Das nächste Heimspiel am Karsamstag gegen Köln muss einen besseren FC Augsburg sehen, denn mit der Leistung aus Berlin wird man gegen keinen Gegner in der Bundesliga mit Punkten belohnt werden.

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




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