FC Augsburg vergibt Führung - weiter Relegationsplatz

Sonntag, 23. April 2017, 12:09 Uhr Thorsten Franzisi

Der FC Augsburg hat in der Schlussphase bei Eintracht Frankfurt wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt liegen gelassen. Beim 1:3 (1:0) kassierten die bayerischen Schwaben in den letzten zwölf Minuten gleich drei Treffer nach gravierenden Abwehrfehlern. Damit entwerteten sie ihre bis dahin kampfstarke und entschlossene Vorstellung und bleiben auf dem Relegationsplatz der Bundesliga. Für Frankfurt war dies der erste Sieg seit dem 19. Spieltag.



Trainer Baum musste seine Mannschaft nach dem Sieg in Köln umbauen. Schließlich hatten beim letzten Heimspiel gleich zwei Spieler einen Platzverweis kassiert. Darum ersetzen Gouweleeuw, der nach einem Kapselriss sein Comeback feierte, und Ji die gesperrten Koo und Finnbogason. Kohr, der gegen Köln eingewechselt worden war, stand seinem Coach nach der zehnten gelben Karte ebenfalls nicht zur Verfügung.

Der Sieg gegen Köln, der erste für den FCA nach sechs Spielen, war ein echter Befreiungsschlag für die Mannschaft. Jetzt ging es zur Eintracht, die nach dem 19. Spieltag und dem Heimsieg gegen Darmstadt auf Rang drei stand und sich damals berechtigte Hoffnungen auf die Champions League machen konnte. Doch den 35 Punkten von Anfang Februar sind zehn Spiele später nur drei weitere hinzu gekommen. Die grauenvolle Bilanz von drei Remis und sieben Niederlagen hat die Europapokal – Träume der Hessen fast schon beendet.

Das liegt auch an der schwachen Offensive der Eintracht. In der gesamten Rückrunde hat sie lediglich sieben Tore erzielt, das ist ein Negativrekord. Wenn man aber in der Bundesliga gegen ein Team treffen kann, dann ist es zumindest laut der Statistik der FC Augsburg. Denn er ist mit 27 Gegentreffern gemeinsam mit Darmstadt das abwehrschwächste Team in der Rückrunde. In der ersten Hälfte konnte der FCA die Offensivbemühungen der Eintracht jedoch fast immer gut kontrollieren. Die Augsburger standen sicher, machten im Mittelfeld die Räume eng und hatten auch den engagiert aufspielenden Frankfurter Fabian im Griff. Nach vorne ging dafür wenig, in den ersten 45 Minuten hatte Augsburg nur zwei Torchancen. Eine davon nutzten sie aber schon nach neun Minuten zum Führungstreffer.

Da zeigten die Gäste Effizienz und Kaltschnäuzigkeit: Rebic spielte im halbrechten Mittelfeld einen schlimmen Pass, Ji spritzte dazwischen und leitete auf Altintop weiter. Der Türke behauptete den Ball auf Höhe der rechten Außenlinie und hatte das Auge für Gouweleeuw mit einen gefühlvollen Steilpass halbrechts in den Strafraum. Der Verteidiger, der in dieser Saison wegen diverser Verletzungen lange gefehlt und erst in dieser Partie nach einem Kapselriss sein Comeback gegeben hatte, war frei vor dem Frankfurter Tor. Allein vor Hradecky nahm er den aufspringenden Ball direkt und lupfte ihn über den Keeper Richtung langes Eck. Vom Innenpfosten rollte der Ball über die Linie, Augsburg führte so schon nach neun Minuten mit 1:0 in Frankfurt.

Wie würde die schwächste Offensive der Rückrunde reagieren? Direkt nach dem Tor hatte Fabian den ersten Abschluss für seine Farben. Seinen kraftvollen Abschluss halblinks im Strafraum konnte Hitz erst im Nachfassen sichern. Fast eine Viertelstunde lang hielt der FCA seinen Gegner danach vom eigenen Tor fern.

Der nächste Abschluss für die Eintracht resultierte dann nach einer Ecke in der 23. Minute. Rebics Kopfball vom ersten Pfosten ging nur knapp über das Tor. Nach einem weiteren Standard, diesmal ein Freistoß von Oczipka, vergab Hrgota eine gute Chance. Eine clevere Variante hatte den Vertreter des verletzten Alex Meier im Sturm frei aus elf Metern zum Schuss kommen lassen, doch sein Versuch misslang völlig und ging weit über das Tor.

Beide Teams hatten bis zur Pause noch eine gute Möglichkeit. Fabian leitete mit einer Einzelaktion diejenige für sein Team ein. Er versuchte es aus 23 Metern einfach mal mit einem gewaltigen Fernschuss, Hitz musste mit den Fäusten halblinks nach vorne abwehren. Chandler nahm den Abpraller artistisch per Seitfallzieher, aber diesen hatte der Schweizer Schlussmann sicher. Eine Minute später vergab Hinteregger die große Chance auf das zweite Augsburger Tor. Schmid brachte die erste Ecke für die Gäste von rechts herein und fand den Österreicher völlig frei. Sein Kopfball ging dann aber mehrere Meter über das Tor. Dies war die zweite und zugleich die letzte Augsburger Offensivaktion in der ersten Hälfte.

Insgesamt hatte der FCA seinen Gegner meist gut im Griff, er ließ nur sehr wenig zu. Bei der Führung profitierte er zunächst von einem Fehlpass der Frankfurter, dann machten Altintop und Gouweleeuw ihre Sache hervorragend.

Im zweiten Durchgang sahen die gut 50000 Zuschauer in der Commerzbank – Arena eine wütende Frankfurter Elf. Trainer Kovac hatte sicherlich die Pfiffe der Frankfurter Zuschauer zur Pause gehört und sein Team entsprechend eingestellt. Die Eintracht machte Druck und schnürte den FCA teilweise richtig ein. Rebic hatte die beste Chance in den Anfangsminuten, sein Schuss aus der halblinken Position im Strafraum ging nur knapp am langen Pfosten vorbei.

Trainer Baum wechselte nach 57 Minuten erstmals. Usami, der im Sturm komplett abgemeldet war, ging vom Feld, für ihn kam Günther – Schmidt, der normalerweise für die zweite Mannschaft in der Regionalliga stürmt. Dreimal hatte es für den Augsburger in dieser Saison jedoch schon zu Kurzeinsätzen gereicht, diesmal bekam er mehr als eine halbe Stunde Zeit, um sich zu bewähren. Doch zunächst sorgte Rebic wieder für Gefahr. Der Frankfurter, der vor der Augsburger Führung den Ball im Mittelfeld verloren hatte, produzierte gleich zwei gefährliche Abschlüsse zwischen der 60. und 70. Minute. Der erste ging gut einen Meter am Pfosten vorbei, den zweiten hatte Hitz sicher.

Auch der FCA trat offensiv vermehrt in Erscheinung. Ein Freistoß von Schmid fand Günther – Schmidt, sein Kopfballaufsetzer war aber keine echte Prüfung für Hradecky. Auch Jis Schuss nach einer Ecke war eine sichere Beute des finnischen Schlussmanns. Eine Viertelstunde vor Schluss musste Verhaegh vom Feld. Der Augsburger Kapitän war nach 55 Minuten übel von Rebic am Fuß erwischt worden und seitdem angeschlagen. Rieder kam für ihn in die Partie.

Noch hielten die Augsburger dem zunehmenden Frankfurter Druck stand. Bei Rebics Kopfball nach Flanke von Seferovic hatten sie jedoch gehörig Glück, denn der Ball strich nur Zentimeter über die Latte. Aber nach 78 Minuten war es soweit: Frankfurt schaffte den Ausgleich.

Eine lange Flanke von halblinks fand am rechten Fünfereck Chandler, der per Kopf in die Mitte legte. Der Aufsetzer ging an Hinteregger und Danso vorbei und erreichte Fabian, der aus drei Metern einen Kopfball aufs Tor brachte. Hitz war zwar dran, konnte den Ball aber aus einer so kurzen Distanz nur noch an den Innenpfosten lenken, von dort prallte er zum 1:1 in den Augsburger Kasten. Beim Gegentreffer sah die Augsburger Abwehr extrem unglücklich aus. Die lange Flanke auf Chandler konnten zwei Gästespieler nicht abwehren, bei dessen Kopfballvorlage auf Fabian rutschte der Ball nur Zentimeter an Hinteregger und Danso vorbei.

Der letzte Wechsel für die Gäste geschah nach 81 Minuten. Leitner ersetzte den Torschützen Gouweleeuw. Einmal kam der FCA noch vor das Frankfurter Tor. Mascarell schenkte vor dem eigenen Strafraum den Ball her, Ji kam so aus der Distanz zum Schuss, verfehlte das Gehäuse aber meilenweit.

Noch drei Minuten waren auf der Uhr, als die Eintracht das Spiel drehen konnte. Fabian zog von rechts gut 30 Meter vor dem Tor nach innen, über zwei Stationen kam der Ball wieder zum Mexikaner zurück, der gut 18 Meter zentral vor dem Tor Platz hatte. Seinen Schuss blockte Hinteregger per Kopf, doch der Ball prallte zu Fabian zurück, der die aufspringende Kugel aus zwölf Metern kraftvoll links unten versenkte.

Die Augsburger Abwehr hatte genug Spieler in der Nähe, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass der Mexikaner mit Tempo aufs Tor zog und gleich zweimal ungestört zum Abschluss kommen konnte. Natürlich kam auch noch Pech dazu, als der Abpraller von Hinteregger genau vor den Füßen des Frankfurters landete. Das 2:1 für die Eintracht war nicht unverdient, schließlich entwickelten die Gastgeber im zweiten Durchgang enormen Druck und hatten zuvor bereits mehrmals knapp vorbei gezielt. Augsburg fehlte zwar nur ein Tor zum Remis, aber offensiv kam in den letzten Minuten gar nichts mehr von den Gästen. Der späte Rückstand hatte ihnen endgültig den Mut geraubt, nicht einmal geriet das Frankfurter Tor in echte Bedrängnis.

Statt dessen kassierte Augsburg in der Nachspielzeit sogar noch den dritten Gegentreffer: Danso spielte aus dem Mittelfeld einen riskanten Rückpass auf Hitz. Rebic setzte den Augsburger Keeper unter Druck und nahm ihm den Ball ab. Daraufhin marschierte er allein auf das leere Tor zu, damit war das 3:1 für Frankfurt nur noch Formsache. Dieser absurde Gegentreffer besiegelte schließlich die ärgerliche Augsburger Niederlage.

Der Abstiegskampf in der Bundesliga bleibt so extrem spannend. Augsburg liegt mit 32 Punkten weiterhin auf dem Relegationsplatz, nur einen Zähler hinter Mainz, Wolfsburg und dem HSV. Der Vorsprung auf den Vorletzten aus Ingolstadt bleibt mit vier Punkten konstant, denn auch die Oberbayern verloren nach eigener Führung noch extrem unglücklich gegen Bremen. Am nächsten Sonntag kommt es in Augsburg zum Abstiegskracher: Ab 15.30 Uhr empfängt der 16. aus der Fuggerstadt den 15. aus Hamburg, der nur einen Zähler vor dem FCA steht. Dann hat die Mannschaft eine gute Gelegenheit, sich für die unglückliche 1:3 (1:0) Niederlage in Frankfurt zu rehabilitieren.

Fotos by Carmen Dammaschke-Gerstmeyr | Fotoanfragen an carmen@carmarc.de




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