FC Augsburg dreht mit starker zweiter Halbzeit das Spiel

Samstag, 25. November 2017, 11:10 Uhr Thorsten Franzisi

Schon noch acht Minuten hatte die Partie zwischen dem FC Augsburg und dem VfL Wolfsburg ihre Geschichte: Maximilian Arnold foulte Alfred Finnbogason, der alleine aufs Tor zusteuerte.

Schiedsrichter Tobias Stieler entschied zunächst auf eine gelbe Karte, änderte dann aber seine Meinung – nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten – auf Rot wegen Notbremse. Der Unparteiische erklärte seine Entscheidung nach der Partie: „Die gelbe Karte war durchaus grenzwertig, aber mein erster Impuls.

Ich haben den Video-Assistenten angesprochen und die Szene dargelegt, wie ich zu gelb kam. Daraufhin haben wir die Erkenntnisse abgeblichen und ich als Schiedsrichter habe entschieden, die Szene nochmals in der Review-Area anzuschauen. Zum Zeitpunkt des Fouls hätte kein Wolfsburger mehr eingreifen könne, sodass ohne das Foul Finnbogason frei auf das Tor hätte laufen können und somit eine glasklare Torchance hatte. Deswegen habe ich als Schiedsrichter meine Entscheidung geändert!“

Die richtige Maßnahme sagte Alfred Finnbogason: „Klare rote Karte! Ich laufe zum Tor und werde gefoult. Alles richtig entschieden!“

Dass der FCA sich anschließend gegen zehn Wolfsburg schwer tat, hatte für Trainer Manuel Baum einen einfachen Grund: Der Matchplan stimmte nicht mehr, schließlich war dieser auf elf Wolfsburger ausgelegt: „Du bereitest dich intensiv vor, überlegst, was man der Mannschaft mit auf den Weg geben kann und dann mit dem Platzverweis wird Dein kompletter Plan durcheinandergeworden.

Da hat man gesehen, dass wir Zeit gebraucht haben. Am Ende des Tages war das aber ein gutes Heimspiel.“ Aber warum tat sich der FCA lange so schwer, kassierte zur Halbzeit sogar Pfiffe der Zuschauer? Daniel Baier probierte es mit einem Erkläungsansatz: „Nach der roten Karte war die Erwartungshaltung darauf aus, dass wir das Spiel ganz klar gewinnen.

Wir haben uns von der Unruhe im Stadion anstecken lassen und wenn du dann mit 0:1 in die Pause gehst, dann ist das der Super-GAU. Wir haben in der zweiten Halbzeit mit mehr Entschlossenheit vor dem Tor zu Ende gespielt und verdient gewonnen.“

Aufatmen konnte auch Marwin Hitz, der mit einem seltenen Patzer das Gegentor verschuldete. Einen Schuss von Daniel Didavi klatschte Hitz neben sich ab, der Ball trudelte so ins Tor. Hitz nahm‘s auf seine Kappe: „Ich hatte das Gefühl, dass ich den Ball schon habe. Der Ball hat etwas geflattert, aber den muss ich halten – ganz klar. Es gibt Ursachen für solche Dinge, aber die analysiere ich für mich.“ Vielleicht lag‘s am neuen Trikot?

Der FCA-Keeper musste nämlich in grau, eigentlich einem Feldspieler-Trikot, auflaufen, statt im gewohnten hellblau. Dieses durfte er nicht anziehen, weil ja die Gäste in dunkelblau spielten und da das rosa Ausweich-Torwarttrikot beim Schweizer nicht beliebt ist, gab‘s eben das graue Shirt. Ob er das noch einmal anziehen werde, ist angesichts des Patzers aber wohl unwahrscheinlich.

Überhaupt nicht sicher war hingegen ein Einsatz von Michael Gregoritsch. Der Nationalspieler hatte nämlich unter der Woche enorme Rückenprobleme. Woher die kamen, wusste keiner, dass er gegen die Wölfe trotzdem auflaufen konnte, hatte er zwei Menschen mit Zauberhänden zu danken: Team-Doc Peter Stiller und Physiotherapeut Michael Deiss: „Das waren richtig starke Rückenschmerzen, vielleicht habe ich mich auch verlegt, keine Ahnung. Sie haben mich super hinbekommen, ich war im Spiel schmerzfrei.“ Zwei Stunden vor Trainingsbeginn musste Gregoritsch behandelt werden, Mittwochabend ließ sich der Österreicher sogar noch in der Praxis des Mannschaftsarztes untersuchen. „Für mich war klar, dass ich das Tor ihnen widme.“ Es hätte auch noch ein Treffer mehr sein können, denn Schiedsrichter Stieler entschied auch noch auf FCA-Strafstoß, änderte aber – wie schon in der 8. Minute – seine Entscheidung. Dieses Mal zu ungunsten des FCA. In der 60. Minute spielte Augsburg einen Konter, Caiuby kommt dabei im Strafraum zu Fall, wobei VfL-Keeper Koen Casteels erst den Ball spielt, dann das Bein trifft. „Auf den Fernsehbildern ist klar erkennbar, dass zuerst der Ball gespielt wurde.



Hier hätte niemals ein Elfmeter gegeben werden dürfen. Das war eine glasklare Fehlentscheidung meinerseits und die wurde dann korrigiert. Warum ich nicht Review-Area aufgesucht habe? Weil mir glasklar signalisiert wurde, dass der Ball gespielt wurde. Da können sie keinen Elfmeter pfeifen. Ich bin äußerst dankbar und hochzufrieden, dass das so gelaufen ist.“

Mit 19 Punkten hat der FCA nun die Marke der kompletten Hinrunde der Vorsaison erfüllt, zudem stellte er mit 26 Torschüssen in einer Partie einen neuen Rekord auf. Was noch in der Hinrunde drin ist? Finnbogason frohlockt: „Wir sind gut drauf und haben noch vier machbare Spiele!“ Mit freundlicher Unterstützung der Neuen Sonntagspresse / Fotos Klaus Rainer Krieger


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