Das war die Nikki Adler Fight-Night im Curt-Frenzel-Stadion

Sonntag, 13. Mai 2018, 12:10 Uhr Thorsten Franzisi

Der WM-Traum ist geplatzt! Gerade einmal einen Steinwurf von ihrem Zuhause entfernt stieg Nikki Adler am gestrigen Samstagabend zum Kampf ihres Lebens in den Ring. Im Curt-Frenzel-Stadion lieferte sich die 31-Jährige einen erbitterten Kampf mit der Belgierin Femke Hermans um den WM-Titel der WBO im Super-Mittelgewicht.



Am Ende und nach Punkten war es die zweite Niederlage in der Karriere der Augsburgerin: „Hermans war die bessere Kämpferin und deshalb sage ich herzlichen Glückwunsch“, so die enttäusche Adler nach dem Fight. Anders die Gefühlslage bei Guido Fiedler: Der 45-Jährige hatte seinen WM-Titel der WBU gegen den Serben Slavobljub Mitic erfolgreich verteidigt. Insgesamt war der Boxabend der Superlative ein voller Erfolg.

Auch wenn nicht die maximal zugelassenen 2700 Zuschauer gekommen sind, war das Stadion gut gefüllt. „Das ist Wahnsinn und ich möchte mich bei allen Fans hier recht herzlich bedanken“, so Adler. Das Stadion ist ja bekannt für die vielen sportlichen Schlachten, nicht umsonst trägt es den Namen Hölle des Südens. Die Fäuste fliegen in der Heimspielstätte der Augsburger Panther normalerweise aber nur selten. Boxsport der Extraklasse stand auf dem Programm, insgesamt acht Kämpfe mit dem WM-Kampf Adler gegen Hermans als Highlight. Im ersten Kampf des Abends standen sich die deutsche Sarah Bormann und Claudia Ferenczi aus der Slovakei gegenüber. Nach sieben Runden dann der erste Jubel in der Halle: Bormann sicherte sich durch technischen K.O. den GBU-Europameistertitel im Fliegengewicht.

Deutlich schneller ging es dann beim nächsten Kampf. Nach nicht einmal einer halben Minute ging Aleksandar Petrovic gegen Sebastian Stallinger K.O. Der war nach seinem Sieg fast ein bisschen enttäuscht: „Ich bin eigentlich schon davon ausgegangen, dass es mindestens drei, vier Runden gehen würde. Dass es so schnell vorbei war, ist fast schon ein bisschen traurig. Trotzdem bin ich froh, dass ich gewonnen habe.“ So richtig freuen konnte sich hingegen Ruben Wolf und mit ihm auch das lautstarke Publikum. Der Augsburger konnte sich in seinem Profidebüt gegen Luka Stajic durchsetzen – technischer K.O. in der zweiten Runde. Für Wolf war das Event im Eishockeystadion gleich im doppelten Sinne ein Heimspiel, denn: Der 32-jährige Schwergewichtler war vor seiner Kampfsportlaufbahn selbst als Eishockey-Spieler in Königsbrunn aktiv.

Nach weiteren Siegen von Edin Puhalo gegen Özcan Cetinkaya und Antonio Hoffmann gegen Karoly Lakatos näherte sich der Abend dann seinem Höhepunkt: Mit Ünsal Arik betrat ein weiterer Lokalmatador den Ring. Gegen Nikoloz Berkatsashvili ging es um nichts Geringeres als die Europameisterschaft im Super-Weltergewicht der Universal Boxing Federation. Und auch hier war bereits in der zweiten Runde alles vorbei: Arik schickte den Georgier auf die Bretter und gewann mit technischem K.O. Dass der Türke, der schon einmal im Neo Magazin Royale gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan austeilte, auch durchaus Qualitäten außerhalb des Rings hatte, zeigte er nach dem Kampf. Der Profiboxer nutzte die Gelegenheit für eine bewegende Rede: „Es gibt auch Wichtigeres als Boxen: Für mich ist das Wichtigste der Weltfrieden: Ich sehe hier Menschen der verschiedensten Nationen und Religionen und wir sind hier heute alle zusammen unter einem Dach und zeigen, dass Frieden möglich ist. Danke dafür!“

Dann aber ging es wieder um Boxen – und wie: Guido Fiedler gegen Slavoljub Mitic. Der Augsburger ging als Titelverteidiger in den Ring und hatte nur ein Ziel: Auch nach dem Abend den Gürtel der WBU zu behalten. Nach einer ersten Runde, in der sich die beiden Kontrahenten zunächst vorsichtig abtasteten, legte Fiedler in der zweiten Runde einen deutlichen Gang zu. Zweimal schickte er den Serben zu Boden, bevor aus dessen Ecke das weiße Handtuch in den Ring flog – Schluss, Aus, Vorbei. Während Fiedler also ausgelassen seinen Erfolg feiern konnte, flimmerten über den Videowürfel die ersten Bilder aus Nikki Adlers Kabine. Dann folgte der Moment, auf den die Fans den ganzen Abend warteten und für den die Augsburger Boxerin wochenlang trainiert hatte:

Begleitet von ihrem Trainer Roman Anuchim und den Panthern Steffen Tölzer sowie Thomas Holzmann ging es für Adler zum Ring. Aus den Lautsprechern schallte die passende Einlaufmusik: Coming Home, nach Hause kommen. Dann ertönte der erste Gong. Es folgten noch neun weitere. Sowohl Adler als auch Hermans mussten immer wieder einstecken, ihre gefürchtete rechte Gerade konnte Adler aber nicht ans Ziel bringen. Das ging bis in die zehnte und letzte Runde und so entschieden am Ende die Punktrichter über die Siegerin. Dass die Femke Hermans hieß, sorgte zwar für einige Enttäuschung bei den Fans und Adler, doch die gab sich kämpferisch: „Ich werde auf jeden Fall weitermachen und noch härter trainieren!“ Und die neue Weltmeisterin? Die antwortete auf die Frage nach einem möglichen Rückkampf ganz cool: „Warum nicht?“




zurück